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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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aufklappte, ging der Bildschirm an und zeigte das Hintergrundbild, einen Sonnenuntergang an einem Strand von Bali, eingefangen in den letzten Sommerferien. Sind Sie sicher, dass Sie den Computer herunterfahren wollen? Es sind noch Dateien in einer Anwendung geöffnet , verkündete das Betriebssystem im vertraut überheblichen Ton. Vielleicht war beim Herunterfahren etwas schiefgegangen, so etwas kam vor. Sie wollte gerade auf »Abbrechen« klicken, als sich am unteren Rand ein Pop-up-Fenster einblendete: Wechseldatenträger kann jetzt entfernt werden .
    Amanda spürte einen kalten Schauer über ihren Rücken laufen. Sie stand auf und schaltete das Licht aus, um zum Fenster zu gehen. Draußen war niemand. Doch, am Ende der Straße, ein fliehender Schatten, so schnell verschwunden, dass sie sich nicht sicher war, ob sie wirklich etwas gesehen hatte. Spielte ihr die Fantasie Streiche? Sie zog die Vorhänge zu und machte das Licht wieder an, Deckenlampe und Nachttischlampe, um das Zimmer genauer zu überprüfen. Wenn jemand hier gewesen war, musste man das doch sehen. Oder sie fragte erst einmal Tara. Sie wollte gerade bei ihrer Mitbewohnerin klopfen, als sie ein klapperndes Geräusch hörte, und ein kalter Luftzug drang aus dem Erdgeschoss herauf.
    Sie blickte über das Treppengeländer. Die Eingangstür war nicht richtig zugemacht und schlug gegen den Holzrahmen. Sie rannte nach unten, sperrte sie ab und kehrte dann, so schnell sie konnte, in ihr Zimmer zurück, schloss die Tür hinter sich und wählte Jacks Nummer.
    Außendienstagent Michaels sah die Daten durch, die er von Amandas Computer kopiert hatte. Eine Keyword-Suche mit Jacks Namen hatte rund hundert E-Mails herausgefiltert. Einige zwischen ihm und Amanda, andere zwischen Amanda und ihren Freundinnen, in denen sie seinen Namen erwähnte. Er sortierte sie nach Datum, aber aktuelle waren nicht dabei. Dann tauchte doch etwas auf. Eine Mail aus Uganda. In liebevollem, aber beiläufigem, fast flapsigem Ton. Mehr brauchte er nicht. Zum Glück hatte das Mädchen sie nicht gelöscht.
    »Hallo, Sir Clive, hier Michaels«, sagte er in sein Bluetooth-Headset.
    »Michaels. Haben Sie was gefunden?«, erkundigte sich Sir Clive. Er spürte, dass eine schwierige Entscheidung anstand.
    »Sie weiß Bescheid. Er hat ihr vor zwei Tagen gemailt«, berichtete Michaels.
    Sir Clive seufzte. »Nun gut. Sie wissen, was Sie zu tun haben«, sagte er widerstrebend. Er hatte nicht damit gerechnet, dass diese Operation solche Begleiterscheinungen mit sich bringen würde, aber es hatte keinen Sinn, sich deswegen zu grämen. Reue und Schuldbewusstsein würde er sich für die Rente aufheben, ebenso wie ein hübsches finanzielles Polster – den verdienten Lohn für seine Mühen.

75
    Hotel Imperial, Kampala, Uganda
    Jack und sein Vater wollten gerade gehen, da klingelte das Handy.
    »Für dich«, sagte Archie und reichte Jack den Apparat.
    Amandas Stimme klang kurzatmig, panisch. Sie sprach schnell. »Jack, ich weiß nicht, ob ich mir das einbilde, aber gerade eben war die Haustür nicht zu, und mein Laptop … ich bin sicher, dass ich ihn runtergefahren habe, aber das blaue Licht hat gebrannt.« Sie unterbrach sich. »Jetzt wo ich es laut ausspreche, klingt es lächerlich, oder?«
    Nach dem, was Jack in den letzten Tagen erlebt hatte, klang nichts mehr lächerlich in seinen Ohren.
    Sein Vater sah ihn scharf an. »Was ist los?«
    »Sieht so aus, als hätte jemand Amandas Sachen durchwühlt«, antwortete Jack, die Hand über das Mikro gelegt.
    »Sag ihr, sie soll ihren Pass nehmen, ein paar Sachen in eine Tasche packen und wegfahren, und zwar so weit weg wie möglich.«
    »Wer ist da bei dir, Jack? Ich höre jemanden im Hintergrund«, sagte Amanda.
    »Mein Dad. Eine lange Geschichte. Erzähl ich dir später. Nimm deinen Pass und pack ein paar Sachen zusammen. Sag deiner Mitbewohnerin, dass du ihr Auto brauchst. Ich will, dass du wegfährst, so schnell du kannst und egal in welche Richtung.«
    »Okay«, erwiderte Amanda schwach und wühlte bereits in einer Schublade nach ihrem Pass, den sie zwischen alten Telefonrechnungen fand. Was würde Tara sagen, wenn sie einfach ihr Auto nahm? Egal. Sie musste jetzt, so schnell sie konnte, in irgendeine Richtung davonfahren. Die Stimme im Hintergrund war erneut zu hören.
    »Ach, und Amanda, mach dir keine Sorgen, wahrscheinlich hast du recht, und es ist gar nichts. Nur um sicherzugehen, solltest du durch das Küchenfenster hinausklettern und hintenherum

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