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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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muss.«
    Amanda dachte einen Moment lang, er hätte einen Scherz gemacht, doch der Ausdruck auf seinem Gesicht war todernst.
    Jack und Amanda kamen gegen 21:30 Uhr in Folkestone an, zu spät, um den letzten Autozug durch den Eurotunnel noch zu erreichen. Sie nahmen sich ein Zimmer in einem Holiday Inn am Stadtrand, mit Magnolienblütentapete und billigem grünem Teppichbelag, der sich sofort statisch auflud und elektrische Schläge abgab. Doch in diesem Moment war den beiden das egal. Alles war besser, als im Auto zu übernachten. Plötzlich überkam sie die Erkenntnis, dass sie diese Nacht ganz für sich allein haben würden. Und sofort flammte die unwiderstehliche Lust von Neuem auf, die sie, getrennt voneinander, mühsam verdrängt hatten. Einen Moment lang standen sie nur da und fixierten einander mit Blicken, bis das Zimmer um sie herum in konturlosem Nebel unterging.
    Wie entfesselt stürzten sie sich aufeinander, zerrten einander die Kleidung vom Leib, suchten mit den Händen die Haut unter dem Stoff. Die ganze Angst und Anspannung der letzten Tage entlud sich in ungezügelter Leidenschaft. Jack hob sie, mit einer Hand fest ihren Hintern umfassend, hoch und drängte sie mit Wucht gegen die Gipskartonwand, zerrte mit der freien Hand an ihrer Jeans und zog sie ihr bis zu den Knöcheln herunter. Er fummelte ihre Unterwäsche beiseite, während sie sich an seiner Hose zu schaffen machte, begierig darauf, sein Glied zu befreien und in ihren Händen zu spüren. Genüsslich legte sie den Kopf zurück, als er in sie eindrang, und schnappte scharf nach Luft, als er sie mit einem harten Stoß gegen die Wand presste.
    Als sie am nächsten Morgen losfuhren, fiel steter Nieselregen, der im orangefarbenen Schein der Parkplatzbeleuchtung glitzerte. Es war sechs Uhr morgens, außer ihnen war noch niemand wach.
    »Ich lege mich wahrscheinlich am besten in den Kofferraum«, schlug Amanda wenig begeistert vor.
    »Das denke ich auch«, erwiderte Jack. »Er hat dich bestimmt längst zur Fahndung ausschreiben lassen.«
    Zumindest ist der Kofferraum anständig groß, dachte Jack, als er ihn öffnete und mehrere WD -40-Spraydosen und alte Decken zur Seite räumte.
    Amanda kletterte hinein und rollte sich zusammen.
    »Tut mir leid, wenn es da drin nach nassem Hund riecht«, sagte er.
    »Die geringste meiner Sorgen, glaub mir«, versicherte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

81
    Sir Clive goss sich einen Drink ein. Es war acht Uhr morgens, aber es hätte ebenso gut zwanzig Uhr abends sein können. Sein Zeitgefühl war ihm in den letzten Tagen vollständig abhandengekommen. In jungen Jahren hätte er die schlaflosen Nächte problemlos überstanden, ganz im Gegensatz zu heute. Sie hatten den blauen Golf in einer Seitenstraße gefunden, ohne Hinweis auf die Fahrerin. Bilder einer Überwachungskamera zeigten eine schlanke Blondine beim Betreten eines Cafés.
    Er hatte ein kleines Team damit beauftragt, die Kameraaufzeichnungen aus der Umgebung, von Straßen und aus U-Bahn-Stationen, zu überprüfen. Und obwohl die Mitarbeiter die ganze Nacht durchgearbeitet hatten, hatten sie bislang nichts gefunden. Mehr Leute konnte er aber keinesfalls einsetzen, sonst würde die Operation auffallen.
    Er würde Harvey anrufen und ihm die Situation schildern müssen. Keine angenehme Aufgabe. Er würde sich mit Sicherheit Schelte über die Unfähigkeit seiner Agenten anhören müssen. Widerstrebend griff er zum Hörer, nicht ohne sich zuvor noch einen Schluck von seinem Single-Malt-Whisky zu gönnen, den er genießerisch im Glas schwenkte.
    Sir Clive sah auf die Uhr. In Los Angeles war es jetzt ein Uhr morgens. Tja, Pech. »Hallo, Harvey, wie geht’s? Hier ist Sir Clive.«
    »Hi, Clive … wie schön, von Ihnen zu hören. Uns geht’s gut. Sogar ganz hervorragend.« Er klang betrunken. Sir Clive hörte Musik im Hintergrund, Partygeräusche: dröhnenden Bass, Stimmengewirr, das Klirren von Gläsern, lachende Frauen. »Wir haben schon genug Coltan, um unsere Verträge mit der Regierung erfüllen zu können«, fuhr Harvey gut gelaunt fort. »Und das feiern wir gerade ein bisschen. Haben Sie Ihr kleines Problem bereits gelöst?«
    Sir Clive leerte sein Glas. Die Hintergrundgeräusche in seinem Hörer waren leiser geworden; offenbar hatte Harvey beschlossen, nach draußen zu gehen. »Leider nicht. Die Spur ist kalt.«
    Harvey schwieg. Ihm persönlich konnte es egal sein, wenn irgendwer Sir Clive an die Presse verpfiff. Centurions Geschäftspraktiken waren

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