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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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vielleicht nicht immer sauber, aber sie waren ein Milliarden Dollar schweres Rüstungsunternehmen und stellten Hightech-Waffen her und nicht Fruchtsäfte. Niemand erwartete, dass sie eine weiße Weste hatten. Leiden würde einzig und allein Sir Clives Ruf. Andererseits wäre es auch nicht gut, wenn der Name seiner Firma in diesem Zusammenhang in die Öffentlichkeit geriet. Harvey agierte lieber im Verborgenen. »Geben Sie Bescheid, sobald Sie etwas in Erfahrung gebracht haben«, sagte er. »Ich würde Ihnen gern ein Einsatzteam rüberschicken. Nicht um Ihnen ins Handwerk zu pfuschen, sondern als zusätzliche Absicherung.« Fast hätte er hinzugefügt: Damit Ihnen die Tussi nicht noch einmal durch die Lappen geht . Aber er verkniff sich den Satz. Sir Clive verstand den Hinweis auch so.

82
    Sie kamen problemlos durch die Passkontrolle. Der Zollbeamte warf nur einen kurzen Blick auf Jacks Pass und winkte ihn durch. Die Briten setzten gerne mal zum Frühschoppen auf den Kontinent über. Und Jack sah durchaus so aus, als könnte er einen Drink vertragen, mit seinem bleichen Gesicht und den dunklen Ringen unter den Augen.
    Zwanzig Minuten später hatten sie den Tunnel durchquert und fuhren auf der Autobahn Richtung Paris. Sie hielten kurz an einer Tankstelle, um sich ein Frühstück und ein paar Straßenkarten zu besorgen, dann noch einmal, um ein Handy mit Prepaid-Karte zu kaufen. Erst um die Mittagszeit fanden sie die Adresse, die Monsieur Blanc Jack gegeben hatte, in der Avenue Jules Janin, einer malerischen Seitenstraße mit Restaurants, Bäcker und Metzgerei. Es gab sogar einen Parkplatz, der aber nur etwa zehn Zentimeter länger war als der Volvo – was zur Folge hatte, dass die Straße fast zwanzig Minuten blockiert war, bis Jack den Boliden in die Lücke manövriert hatte. Er kritzelte rasch etwas auf einen Briefumschlag, den er im Fußraum gefunden hatte, stieg aus und steckte die Nachricht in den angegebenen Briefkasten.
    Monsieur Blanc, hier ist Jack Hartman. Ich brauche Ihren Rat. Rufen Sie mich an. Darunter hatte er die Nummer des Handys geschrieben, das sie gerade gekauft hatten.
    »Und was jetzt?«, fragte Amanda.
    Jack hob die Schultern. »Jetzt bleibt uns nur zu hoffen, dass er da ist.«
    Sie wanderten durch die Straßen, als wären sie ein sorgloses junges Pärchen auf Sightseeing-Tour, doch in Wahrheit waren sie von rastloser Furcht erfüllt.
    In der Impressionismus-Ausstellung im Musée d’Orsay erreichte sie schließlich der Anruf, und das laute Klingeln brachte ihnen eine Reihe missbilligender Blicke ein.
    »Jack?« In der hohen, dünnen Stimme, die so gar nicht zu der fülligen Figur passte, zu der sie gehörte, schwang Neugier mit.
    Monsieur Blanc, kein Zweifel. Jack strebte rasch der Liftanlage zu, um sich von den Touristenmassen zu entfernen. Amanda blieb dicht bei ihm.
    »Ja«, erwiderte Jack.
    »Sie haben es also tatsächlich aus dem Dschungel geschafft. Meinen Glückwunsch. Das muss ein ganz schönes Abenteuer gewesen sein.« Monsieur Blancs Tonfall war eine Mischung aus Bewunderung und Misstrauen.
    »Nicht gerade ein Spaziergang.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Aber Sie haben es geschafft, und jetzt sind Sie hier und möchten mich besuchen.« Er fragte nicht warum, aber das war auch nicht nötig. Die Frage schwang unausgesprochen mit.
    »Ich brauche Ihre Hilfe.« Jack hielt inne und sah sich um. »Ich habe etwas zu erledigen.«
    »Ich verstehe.« Was hatte der junge Mann vor?, überlegte Monsieur Blanc. Am vernünftigsten wäre es, sich gar nicht in seine Probleme hineinziehen, ihn mit seinem Schlamassel allein zurechtkommen zu lassen. Doch in Wahrheit bewunderte er diesen Kerl, der sich einfach nicht unterkriegen ließ. Und dann kam noch hinzu, dass Centurion und dieser Sir Clive ihn, Monsieur Blanc, auf zynische Weise manipuliert und direkt in die Schusslinie geschickt hatten. So ging man nicht mit Geschäftspartnern um. Er rieb sich nachdenklich das Kinn. Vielleicht sollte er dem jungen Briten seine Hilfe anbieten und gleichzeitig Centurion eine Nachricht zukommen lassen.
    »Wo sind Sie? Ich schicke Ihnen einen Wagen«, sagte er entschlossen.
    Der elegante schwarze Rolls-Royce Phantom, der neben Jack und Amanda hielt, war alles andere als ein unauffälliges Transportmittel. Die geschwärzten Scheiben konnten die Fahrgäste zwar vor neugierigen Blicken schützen, doch der imposante Wagen, der in der Abendsonne prachtvoll glänzte, zog die Aufmerksamkeit sämtlicher Touristen vor dem

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