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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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er einen verstohlenen Blick auf die tiefe Spalte zwischen ihren dunkelhäutigen Brüsten warf und den verspielten Rand eines Spitzen- BH s entdeckte, der hinter der weit ausgeschnittenen weißen Bluse hervorlugte. Das war doch ein angenehmer Anblick am frühen Morgen. Vielleicht war er auch zu misstrauisch, und die Schuhe waren gar nicht echt, genauso wie die Titten. Seine Frau hätte solche Dinge drei Meilen gegen den Wind gerochen. Nur würde er nie zulassen, dass die beiden sich begegneten.
    »Hey, Harve.« Bob Lowenstein, sein Stellvertreter und Leiter von Centurion Systems, der Technologieabteilung des Unternehmens, trat durch die Tür. Er war ein großer schlaksiger Mann mittleren Alters mit langen Armen und Beinen, der in seiner Jugend garantiert immer in die Basketballmannschaft gewählt worden war, sich inzwischen jedoch ein wenig gebeugt hielt. Er hatte tiefsitzende blaugraue Augen, die er gern in die Ferne richtete, wie einer der frühen Besiedler des amerikanischen Westens, der beständig den Horizont nach Regenwolken absuchte. »Ich habe ein paar Testergebnisse für dich, die du dir vor dem Meeting ansehen solltest«, sagte er mit seinem gedehnten Südstaatenakzent, wie immer genau bedacht auf die Wahl seiner Worte.
    Harvey nickte grimmig und bedeutete Bob, mit in sein Büro zu kommen. Er war froh, dass sich andere mit den Details befassten, vor allem was die neuen Waffensysteme betraf, die sie entwickelten. In seinen Anfangsjahren als Soldat hatte seine Ausrüstung noch aus einem M16-Gewehr und einem Buck-Jagdmesser bestanden. Seither hatte sich vieles verändert, und die neuen Systeme sorgten für satte Gewinne und nicht abreißende Regierungsaufträge. Er wies Carla an, zwei Tassen Kaffee zu bringen, dann wandte er sich Bob zu. »Was hast du für mich?«
    »Ohne Coltan wird es leider keine weiteren Fortschritte geben, fürchte ich. Und wir brauchen verdammt viel davon. Ohne das Metall können wir die Chips nicht fertigstellen, und das bedeutet, das Projekt ist so lange auf Eis gelegt.«
    Harvey quittierte die Nachricht mit einem düsteren Nicken. Der Konflikt im Kongo, der die Lieferung des seltenen Metalls unterbrach, hatte sie völlig unvorbereitet getroffen.
    »Die anderen Elemente sind so gut wie fertig. Der Prototyp funktioniert. Hier sind ein paar Aufnahmen.« Er klickte sich durch die Verzeichnisse seines Laptops und öffnete ein Video. »Hier.« Bob zeigte auf den Bildschirm.
    Harvey erkannte mit Mühe eine menschenleere Straße, vermutlich in einem der Elendsviertel von Los Angeles. Das flackernde Neonschild eines Drugstore warf bizarre Schatten auf den Gehsteig, der einzige Hinweis darauf, dass es sich nicht um ein Foto, sondern um bewegte Bilder handelte.
    »Schön, Bob, und was genau soll ich da sehen?«, fragte Harvey. Geduld gehörte nicht zu seinen hervorstechenden Tugenden.
    »Schau auf die Tür der Lagerhalle.« Bob deutete auf die linke Seite des Monitors. Harvey sah hin, konnte aber nichts entdecken außer einem Haufen grauer Decken, die in einem dunklen Eingang lagen. Sie bewegten sich leicht, dann schälte sich ein bleiches Gesicht heraus, mit tief in den Höhlen liegenden Augen. Eine Stimme flüsterte: PEP -Test, Stufe fünf, Ziel in Schussweite, Entfernung zweihundert Meter, bereit zur Zielerfassung.
    Es klickte ein paarmal, dann ertönten ein tiefes Summen und ein Zischen. Die Decken stoben auseinander und gaben eine magere Gestalt frei, blass und geisterhaft, ein Junkie in zerrissenen Kleidern, die an ihm herumwippten, während er wie ein Verrückter auf und ab hüpfte, als hätte er heiße Kohlen unter den Füßen. Seine Schmerzensschreie waren selbst auf die Entfernung so laut, dass die Aufnahme verzerrte. Dann beruhigten sich seine Bewegungen wieder etwas, und sein grotesker Tanz wurde langsamer. Nähere mich dem Ziel, bereit zur Zielerfassung aus fünfzig Meter , sagte die Stimme, unterbrochen von elektrostatischem Fiepen und Zwitschern.
    »Das waren zweihundert Meter bei Stufe zwei?«, fragte Harvey bewundernd. »Hat ihn ganz schön durchgeschüttelt.«
    »Das ist noch gar nichts. Warte, bis du siehst, was jetzt kommt«, erwiderte Bob.
    Ziel erfasst, fahre Wirkungsgrad auf Stufe sechs herunter , fuhr die Stimme auf dem Video fort, während sich die Kamera auf das Ziel zubewegte. Man hörte das dumpfe Geräusch von Gummisohlen auf dem Gehweg. Harvey sah die Angst im Gesicht des Mannes, er hatte entdeckt, was auf ihn zukam, und schüttelte den Kopf, sodass seine blonden

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