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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Blanc, und das ist der Junge. Er war sehr schnell und sehr – wie soll ich sagen? – effizient. Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich mich selbst schützen könnte. Mit einer Waffe zum Beispiel.«
    Monsieur Blanc musterte ihn einen Moment lang. Der Araber sah aus, als stünde er kurz vor einem hysterischen Anfall. Ein gefährlicher Zustand für einen Mann mit einer Waffe. Wenn er sie ihm allerdings verweigerte, könnte es passieren, dass er sich querstellte und seinen Teil des Deals, nämlich das Modul zu entfernen, nicht erfüllen wollte.
    »In Ordnung, Dr. Seladin, Sie sollen Ihre Waffe haben.« Monsieur griff hinter sich und öffnete den Koffer mit den beiden überzähligen .45 Glock-Pistolen. Er hielt dem Arzt eine davon hin. »Ich hoffe, Sie wissen, wie man mit dem Ding umgeht?«
    Ahmed nickte und griff gierig nach der Waffe, drehte sie in seinen Händen und studierte sie genau. Schießen gehörte zu den wenigen Dingen, die er in seiner kurzen Zeit beim Militär wirklich gelernt hatte. Er ließ die Pistole in seiner Jackentasche verschwinden.
    Der Fahrer wandte den Kopf und sagte über die Schulter leise zu Monsieur Blanc: Es wird Zeit . Der Chinese nickte und reichte Ahmed einen Stadtplan und eine Digitalkamera. »Hier. Versuchen Sie nach Möglichkeit wie ein Tourist auszusehen und nicht wie ein Terrorist.«

25
    Centurion International, Los Angeles
    Carla betrat Harveys Büro und stellte den Kaffee auf dem Schreibtisch ihres Chefs ab. »Ich bin an meinem Platz, wenn Sie noch etwas brauchen«, sagte sie mit einem verführerischen Lächeln, das den unverfänglichen Satz sofort erotisch auflud.
    »Kann sie eigentlich auch tippen?«, fragte Bob, als sie den Raum verlassen hatte.
    Harvey nickte. »Sie kann tippen und Steno, sie hat meine Termine im Griff, und sie kocht einen hervorragenden Kaffee.«
    Bob nahm einen Schluck. Seine Miene verriet, dass er Harveys Meinung zum Kaffee nicht teilte, aber er sagte nichts, weil er das überflüssig fand.
    Harvey fand diesen Wesenszug an ihm ziemlich lästig – ständig den Eindruck zu vermitteln, dass er mehr wusste als sein Gegenüber, sich darüber aber ausschwieg, weil der andere es ohnehin nicht begreifen würde.
    Aber man durfte Bob nicht unrecht tun. Der Mann war Astrophysiker, er hatte sein Studium in Harvard als Jahrgangsbester abgeschlossen, mit vierundzwanzig promoviert und anschließend eine erfolgreiche Karriere in den Forschungs-und Entwicklungsabteilungen mehrerer Blue-Chip-Waffenfirmen hingelegt. Dabei hatte er sich ein paar Privilegien verdient, zu denen er offenbar auch zählte, dass er sich selbst nicht zu erklären brauchte.
    Harvey war überrascht gewesen, als Bob mit der Idee ankam, eine Laserwaffe für die Infanterie zu entwickeln, auf der Basis sogenannter Pulsed Energy Projektiles. Diese nichttödlichen Energiewaffen existierten bereits seit einigen Jahren, waren jedoch so schwer und voluminös, dass sie auf Fahrzeuge montiert werden mussten. Zu den dankbaren Abnehmern zählten vor allem befreundete Diktatoren, weil sich die Waffe bestens zur Kontrolle der eigenen Bevölkerung eignete. Ein Laser feuert einen Impuls ab, der beim Einschlag eine Plasmawolke erzeugt. Explosion und Druckwelle lösen beim Ziel starke Schmerzen und Lähmungserscheinungen aus und machen es kampfunfähig. Die Handwaffe, die Centurion entwickelt hatte, verfügte darüber hinaus über mehrere Einstellungsstufen, sodass sich die Wirkung je nach Bedarf intensivieren ließ. Auf der höchsten Stufe ließ sie das Ziel schlagartig in einem Feuerball verglühen.
    Bislang war es niemandem gelungen, PEP -Waffen so klein zu konstruieren, dass ein Fußsoldat sie tragen konnte, jedenfalls nicht ohne Verlust von Wirkungskraft. Erst Bob und sein Entwicklerteam hatten es geschafft. Doch dann waren die Coltan-Lieferungen durch den Konflikt im Kongo ins Stocken geraten, der einzigen Region weltweit, die so viel von dem seltenen Erz zu liefern vermochte, dass Centurion die Verträge mit dem Verteidigungsministerium erfüllen konnte.
    Bobs Handy summte. Er klappte es auf, brummte mehrmals tief in das Mikrofon, ein Ton wie von einer dicken Stubenfliege, die gegen eine Glasscheibe prallt, und schaltete dann den Bildschirm ein, der an einem Ende des großen Konferenztisches aufgestellt war. »Sir Clive ist online«, erklärte er.
    »Sir Clive, wie geht es Ihnen?«, sagte Harvey laut zu Sir Clive Mortimers Abbildung, die alles andere als begeistert wirkte. »Wir stören hoffentlich nicht am

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