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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Vorurteile seiner Geschäftspartner aus China oder Indien Lügen zu strafen, die damit rechneten, dass er im verdreckten Tarnanzug und mit Patronengurten über den Schultern auftrat.
    Doch kaum am Flugplatz angekommen, hatte er den Kampfanzug wieder angezogen und war erneut Oberbefehlshaber der Truppen, die über die Hälfte aller Coltan-Minen der Region kontrollierten – während die andere Hälfte jederzeit damit rechnete, dass er sich in ihre Geschäfte einmischte oder sich ihre Lieferungen unter den Nagel riss.
    Clement zog einen kleinen Samtschmuckbeutel aus seiner Brusttasche und schüttete das blaugraue Metall auf das Tablett, das er vor sich hatte: Columbit-Tantalit, auch bekannt als Coltan. Man wusste nie, welches Metall, welches Mineral, als Nächstes wertvoll und für den Rest der Welt unersetzbar werden würde. Im letzten Jahrhundert war es Gummi gewesen, dann Diamanten und Gold für Zahnfüllungen und Stromkabel. Im Augenblick war es aus Tantal gewonnenes Coltan. Seine Reaktionsträgheit, sein hoher Schmelzpunkt und seine hervorragenden Leitereigenschaften machten es zum gefragten Bestandteil für jede komplexe Prozessortechnik, für Handys, PC s und Hightech-Waffen.
    Clement schüttelte den Kopf. Coltan war extrem selten. Nur eine einzige Region weltweit konnte es in ausreichenden Mengen abbauen, und der Großteil dieser Region stand unter seinem Befehl. Es war ihm egal, wofür das Metall verwendet wurde, solange er die Versorgungskette kontrollieren und die Bemühungen seiner Konkurrenten mit allen verfügbaren Mitteln in Schach halten konnte. Und vor allem solange das Geld, das er dafür bekam, sicher auf seinem Schweizer Bankkonto landete. Er sah aus dem Fenster auf das üppige Grün unter ihm.
    Der Kongo war eines der fruchtbarsten Länder der Welt, dazu reich an Bodenschätzen. Doch zugleich litt das Land unter seinen Regierungen, die zu schwach und durch interne Querelen und ethnische Konflikte zu zerrissen waren, um so etwas wie eine funktionierende staatliche Ordnung durchzusetzen. Die Vereinten Nationen hatten grandios versagt in ihrem kläglichen Versuch, den Ausbruch eines Bürgerkriegs zu verhindern. Für skrupellose und zu allem entschlossene Männer wie Clement Nbotou war der Kongo ein Paradies. Entweder man beherrschte diese Welt, oder man wurde von ihr beherrscht. Das hatte er schon in jungen Jahren gelernt.
    Monsieur Blanc sollte am Nachmittag auf demselben Rollfeld landen. Der dicke Chinese hatte ihn viele Jahre lang zuverlässig und günstig mit Kalaschnikows versorgt und sogar ein paar der größeren amerikanischen Luftabwehrraketenwerfer beschafft, die sie hinten auf ihren Toyota-Geländewagen montiert hatten. Nur bei Landminen hatte er gestreikt, sehr zu Clements Überraschung. Doch er hatte verstanden, dass jeder Mann seine Grenzen hatte, ganz gleich wie unlogisch sie nach außen hin erscheinen mochten.
    Monsieur Blanc war auch derjenige gewesen, der ihm von der Internetbombe berichtet hatte. Dass er eine Quelle beim britischen Geheimdienst habe, der an einer Art Fernzünder für das Internet arbeite, etwas, das die virtuelle Welt auf den Kopf stellen würde. Höflich, mit geduldigem Lächeln auf den Lippen, hatte sich Clement den Vortrag angehört. Persönlich hatte er kein Interesse an den Modulen, denn in seiner Welt hätten sie wenig praktischen Nutzen. Doch er war aus tiefster Seele Kaufmann, und er hatte sofort erkannt, was für ein Potenzial so eine Waffe auf dem offenen Markt haben würde. Seine Verbindungsmänner bei den islamistischen Milizen hatten beste Beziehungen, afghanische Rebellen mit Kontakten zu Ölmagnaten, Leute, die von der Technologie profitieren würden und bereit wären, einen hohen Preis dafür zu bezahlen. Und so hatte er ein paar Erkundigungen eingezogen und einem Treffen mit dem Chinesen zugestimmt. Er war sicher, dass er im Nahen Osten einen guten Preis für die Module erzielen würde, ungeachtet dessen, was sie wirklich leisten konnten.
    Das Flugzeug senkte die Nase zu einem steilen Lande anflug auf das üppig grüne Dschungeldach, das rasch näher rückte. Clement Nbotous Magen machte Anstalten sich zu drehen. Es war der Teil der Reise, den er am meisten hasste. Es konnte immer passieren, dass eine Ziege oder ein Huhn vor das Flugzeug lief, sich im Fahrwerk verfing und sie ins Gebüsch rasten. Der Pilot hielt Kurs auf einen über zwei Kilometer langen Streifen aus tadellos glattem Beton – das war etwas anderes als die üblichen provisorischen

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