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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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    Archie holte sein Handy heraus und wählte die Nummer des Marshall Airfield in Cambridge. »Hallo, könnte ich bitte die Flugplatzleitung sprechen?«, fragte er mit verstellter Stimme und verändertem Akzent in ausgesucht höflichem Tonfall ganz nah ins Mikrofon.
    »Selbstverständlich, Sir, darf ich fragen, wer am Apparat ist?«
    »Hier Centurion«, erklärte er selbstbewusst, ohne einen Namen zu nennen. Die Telefonistin drückte ein paar Knöpfe, erneut war Telefonläuten zu hören. Dann antwortete eine männliche Stimme. »Richard Short, diensthabender Flugplatzleiter. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es hat da eine Verzögerung bei unserer Lieferung für Flug L421 AC gegeben. Wären Sie so nett, dem Piloten mitzuteilen, dass wir innerhalb der nächsten Stunde da sind?«
    Er hörte das hektische Klappern einer Computertastatur. »Tut mir leid, Sir. Die Maschine ist um zweiundzwanzig Uhr gestartet. Nächste Landung in Burundi, Bujumbura Airport.«
    Archie war überrascht. Burundi lag in Zentralafrika, zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. Warum um alles in der Welt brachten sie seinen Sohn dorthin? Vielleicht war es aber auch nur ein Ablenkungsmanöver, während sie in Wirklichkeit irgendeine andere, private Landebahn ansteuerten. In der Region kannte er sich ganz gut aus. Gab es da einen Privatflugplatz, auf dem ein Learjet landen konnte? »Wie ärgerlich«, sagte er ins Telefon. »Aber vielen Dank für die Information. Sieht so aus, als müssten wir DHL bemühen.«
    Archie klappte das Handy zu, während seine Finger bereits Flüge nach Burundi suchten. Brussels Air bot einen Direktflug nach Bujumbura ab London Heathrow. Er könnte sofort zum Flughafen fahren, den Wagen dort stehen lassen und sich ein paar Sachen zum Anziehen kaufen. Alles Übrige könnte er besorgen, sobald er in Afrika ankam. Doch halt – er brauchte einen Pass. Er suchte vergeblich seine Taschen ab. Zu dumm, jetzt musste er doch zuvor zu Hause vorbeifahren.

34
    Der MI 6-Agent lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Das Interesse für das Online-Spiel in einer Ecke seines Bildschirms war nur vorgetäuscht. In Wirklichkeit hatte er Archie Hartman im Auge, wobei es schwierig war, über die Nischen hinweg etwas zu sehen. Es war unmöglich, einen Blick auf dessen Monitor zu werfen, ohne aufzufallen. Egal, dachte er und loggte sich in das lokale Netzwerk des Cafés ein. Er konnte den Internetbrowser von Hartmans Rechner aufrufen und einfach nachsehen, welche Seiten der Mann angeklickt hatte. Er fand die Webadressen, Flugnummern, Zeitungsartikel, die Flüge nach Burundi und griff dann sofort zum Handy, um Sir Clive anzurufen.
    »Blake Edwards hier. Es gibt Neuigkeiten«, erklärte er ohne weitere Floskeln.
    »Ich höre«, sagte Sir Clive in knapper Strenge zu seinem langjährigen Einsatzleiter.
    »Ziel hat Flugdestination recherchiert und ein Ticket nach Burundi gekauft.«
    Sir Clive verarbeitete die Information schweigend. »Er setzt alles auf eine Karte«, sagte er. »Unmöglich, dass er weiß, was los ist oder wo Jack steckt. Wahrscheinlich hat er nur die Flugnummer überprüft. Ich nehme an, er fliegt nach Bujumbura?«
    »Ja«, bestätigte Edwards.
    Sir Clive fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Genau genommen war Bujumbura der Flughafen, der Clements Camp am nächsten lag, wobei die Entfernung immer noch enorm war und der Weg über den riesigen Tanganjikasee und mitten durch den Busch führte. Wollte der Mann wirklich auf gut Glück losziehen? Andererseits, selbst wenn er wusste, wohin er wollte – und das bezweifelte Sir Clive ernsthaft –, folgte er trotz allem nur seinem Instinkt. Er wollte möglichst nahe an die Gefahr heran, die seinem Sohn vielleicht drohte. Außerdem würde er mit dem Wagen mindestens eine Woche brauchen, um das Camp zu erreichen. Und es war eine gefährliche Reise durch den Ost-Kongo, ein Gebiet, das mehrere Milizenchefs unter sich aufgeteilt hatten.
    Er sah noch einmal in die Akte, die Mary über Archie Hartman zusammengestellt hatte. Er war jetzt Ende fünfzig, aber das Bild war schon einige Jahre alt. Es zeigte einen kräftigen Mann Mitte dreißig, der grinsend vor einer Reihe Palmen stand, die Arme lässig um zwei schmutzstarrende Zivilisten gelegt, die einen Kopf kleiner waren als er, Weiße mit unrasierten Gesichtern und zerrissenen Kleidern. Auf der Rückseite des Fotos stand, ordentlich mit Kugelschreiber geschrieben: Nigeria, 1981, Befreiung zweier Geiseln .
    Sir Clive

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