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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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dafür, warum er in seinem Geschäft so erfolgreich war. Und es war ganz sicher der Grund dafür, warum er seine Mitmenschen ständig vor den Kopf stieß. Aber Sir Clive war in Gedanken längst wieder bei den zahllosen anderen Aufgaben, die auf seinem Schreibtisch warteten. Er war gerade die Berichte durchgegangen und beim dritten Espresso angelangt, als mit einem Summen die LMS -Nachricht auf seinem Handy eintraf.
    Tod des Ziels nicht bestätigt.
    Scheiße . Sir Clive wartete auf weitere Informationen, aber es kam nichts mehr. Er griff zum Hörer und rief Dr. Calder an – ein Verstoß gegen das Protokoll, aber es ging nicht anders. Bei einem Geheimeinsatz dieser Art war Kontakt zu beteiligten Mitarbeitern streng zu unterlassen, aber nach der Nachricht, die er gerade bekommen hatte, war dieser Einsatz ohnehin so gut wie vorbei.
    »James, Sie müssen mir eine sichere Verbindung zu folgender Nummer herstellen.« Er las die Ziffern von seinem Handydisplay ab. »Benutzen Sie ein Trilaterationsverfahren und leiten Sie das Ganze über eine andere Abteilung. Das Gespräch darf auf keinen Fall zurückzuverfolgen sein.« Er hörte, wie James tippte. Der Mann stellte den Befehl nicht in Frage, sondern machte sich sofort kommentarlos an die Arbeit. Das war einer der Gründe, warum Sir Clive ihn beim Erklimmen der Karriereleiter immer in seiner Nähe behalten hatte.
    »Erledigt«, sagte James. »Es wird ein paarmal piepsen, während die Verbindung hergestellt wird. Dann können Sie sprechen. Aber denken Sie daran: Je länger Sie sprechen, desto leichter lässt sich der Anruf zurückverfolgen.«
    In der Leitung knisterte es statisch, dann ertönte ein Summen wie von einem alten Modem.
    Einen Sekundenbruchteil später war er mittendrin im Geschehen: Aus dem Hörer drang der schwere Atem des Offiziers, das Rascheln und Kratzen von Stoff am Headset, im Hintergrund ratterten blechern Maschinengewehrsalven.
    »Hier spricht Ihr Oberbefehlshaber. Habe die LMS -Nachricht erhalten. Erwarte Statusbericht.«
    »Hier Officer Denbigh. Team eins ist gefallen. Team zwei vermutlich auch. Zielerreichung ungewiss.« Er bemühte sich den Kugelhagel zu übertönen. »Camp zerstört. Ziel verfügt über Entsatzkräfte. Stehe unter Beschuss.«
    Sir Clive überlegte rasch. Wenn die Truppen noch in Stellung waren, hieß das, dass Nbotou ein gewisses Maß an Kontrolle über sie haben musste, dass er noch am Leben war und sich in der Nähe des Camps aufhielt.
    »Wie ist Ihre Position, können Sie sich in Deckung bringen?«
    »Schlecht. Sitze auf einem Baum. Werde von vier Gegnern von unten beschossen.«
    Sir Clive dachte nach. »Was ist das für ein Baum?«, fragte er.
    Es entstand eine kurze Pause. Die scheinbar belanglose Frage hatte den Soldaten verwirrt.
    »Keine Ahnung. Irgendein Scheißriesenbaum.«
    »Sind Sie angeleint?«
    »Klar, an den Stamm.«
    Wieder zischten Kugeln vorbei und brachten Holz zum Splittern.
    »Okay, hören Sie zu«, sagte Sir Clive. »Sie lassen jetzt zwei Granaten fallen. Beide auf derselben Seite. Damit schalten Sie die Gegner aus. Die Explosion wird den Baum in die entgegengesetzte Richtung schnellen lassen, Richtung Dschungel. Halten Sie sich gut fest, und klettern Sie dann hinüber in einen anderen Baum. Ich rufe in zehn Minuten wieder an und gebe neue Anweisungen durch. Over .« Sir Clive legte auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Er würde früh genug herausfinden, ob sein Vorschlag dem Mann das Leben gerettet hatte oder nicht.

60
    Jack hielt nach Fährten oder Trampelpfaden Ausschau, die ihm den Weg durch den Busch erleichtern würden. Aber da war nichts, nur undurchdringliches Dickicht. Sollte er Monsieur Blancs Rat befolgen und nach Osten gehen oder lieber weiter der ansteigenden Straße folgen? Er beschloss auf einen Baum zu klettern, um sich einen Überblick zu verschaffen. Das würde ihn viel Kraft kosten, doch von oben würde er am besten sehen können, welche Route ihn durch den erbarmungslosen Dschungel führen würde.
    Er blickte nach oben, wählte einen Baum aus und hängte sich an die herabbaumelnden Lianen, um zu testen, ob sie sein Gewicht hielten. Dann zog er sich dem Blätterdach entgegen wie an einem Kletterseil, indem er sich die Pflanze zwischen die Beine klemmte und mit den Armen Stück für Stück hochzog – eine schweißtreibende Übung, für die er vor allem Kraft im Oberkörper brauchte. Jeder Zug zerrte außerdem schmerzhaft an seiner Wunde. Hoffentlich hielt die Naht des Chinesen.
    Als er

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