Dunkle Flammen Der Leidenschaft
ein Vampir, sonst hätte er durch die Extraladung Strom aus der Steckdose bereits am Boden gelegen – und das war nur das, was mein Körper abgab. Meine rechte Hand war eine echte Waffe, aber im Augenblick konnte ich sie durch meine Zwangshaltung nicht richtig einsetzen.
»Okay«, sagte ich, bemüht, eingeschüchtert zu klingen. »Du tust mir weh«, fügte ich noch hinzu, um zu sehen, ob er daraufhin seinen Griff lockern würde.
Er tat es. Dieser hier war also weniger brutal als Schakal und die anderen. Aus seiner Umklammerung befreit, konnte ich weit genug vortreten, um einen Blick hinter mich zu werfen.
Der Vampir, der mich gepackt hatte, war der bullige Afroamerikaner, mit dem ich Vlad hatte reden sehen. Der Feuerteufel hatte wohl Verstärkung mitgebracht, aber mich als Geisel zu nehmen – das war nicht abgemacht gewesen. Der Mann musterte mich von oben bis unten und verzog das Gesicht, als sein Blick der Narbe folgte, die zickzackförmig von meiner Schläfe bis zu meiner rechten Hand verlief.
Ich kannte diese mitfühlende Reaktion nur zu gut; sie machte mich nicht mal mehr verlegen. Im Augenblick war ich froh für jeden Mitleidsbonus, den ich kriegen konnte.
»Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht«, sagte ich und hob dabei zur Untermalung einen Fuß an. Hey, das mit dem Lügen klappte immer besser! »Könntest du ihn dir mal ansehen?«
Der Vampir ließ mich los und machte auch schon wie erhofft Anstalten, sich hinzuknien. Seine Aufmerksamkeit galt meinem Knöchel, den ich ihm entgegenstreckte; ich lehnte mich dabei nach vorn, als hätte ich Gleichgewichtsprobleme. Eine Berührung seines Kopfes sollte ihn lange genug außer Gefecht setzen, dass ich mich aus dem Staub machen konnte. Ich streckte die Hand aus …
»Fass ihn an, und ich nehme mein Versprechen zurück, dir nichts anzutun.«
Vlads Stimme durchschnitt die Nachtluft, sodass meine Hand ein paar Zentimeter vor ihrem Ziel erstarrte. Scheiße, Scheiße, Scheiße!, schrie es in mir. Woher wusste Vlad, was ich vorhatte?
»So wie ich wusste, dass du mir nachspionierst«, antwortete er mit diebischer Freude. »Du hast deine Besonderheiten. Ich habe meine, und Gedankenlesen ist eine davon.«
Gedankenlesen . Kein Wunder, dass er mich hatte hören können, als ich eine Verbindung zu ihm hergestellt hatte! Langsam drehte ich mich in Richtung seiner Stimme. Aus dem Hotelfenster drangen noch immer Flammen und warfen ihren orangefarbenen Schein auf Vlad. Er kam auf uns zu und zog dabei eine so von Ruß und Schorf bedeckte Gestalt hinter sich her, dass ich nicht feststellen konnte, um welchen meiner Entführer es sich dabei handelte.
»Wo sind die anderen?«, fragte ich, bemüht, ruhig zu klingen.
Vlads Züge waren noch von Rauch und Schatten verhüllt, doch ich konnte seine Zähne weiß aufblitzen sehen, als er lächelte.
»Asche.«
Der Mann in seinem Griff versuchte, sich ihm zu entziehen, aber Vlad packte ihn nur noch fester, bis seine Finger in dem geschwärzten Fleisch versanken. Ich sah weg, weil es mir den Magen umdrehte. Sirenengeheul übertönte die Stimmen der aus ihren Zimmern kommenden Hotelgäste, die das Feuer bestaunten. Vlad war so ungerührt, als würde er jeden Donnerstagabend ein Hotelzimmer anzünden und einen verkohlten Vampir dingfest machen.
»Du hast, was du wolltest«, sagte ich und schaffte es noch immer, gefasst zu klingen. »Und jetzt halte dich an deinen Teil unserer Abmachung und lass mich gehen.«
Sein smaragdfarbener Blick ging mir durch und durch. »Ich habe dir versprochen, dir nichts anzutun, und daran habe ich mich gehalten. Dich gehen lassen werde ich … nachdem wir uns eingehend unterhalten haben.«
Verzweiflung überkam mich. Unter einer eingehenden Unterhaltung verstand Vlad vermutlich Folter gefolgt von Exekution. Ich hätte wissen sollen, dass jemand, der skrupellos mehrere Leute dem Feuertod überantwortete, mich nicht einfach gehen lassen würde. Dann allerdings hörte ich seltsamerweise Martys Stimme über dem Sirenengeheul.
»Lauf, Frankie, lauf!«
Vlad drehte sich abrupt in Richtung der Stimme und sah Marty auf sich zuschießen wie eine Kanonenkugel. Ich hatte mich schon gefragt, warum er nichts unternommen hatte, als ich entführt worden war, aber offensichtlich war er mir gefolgt und hatte sich versteckt gehalten, bis sich ihm eine Chance bot, mich zu retten. Das Problem war, er hatte keine.
Statt im Zeitraffer geschah diesmal alles wie in Zeitlupe. Vlads Kompagnon zog ein Silbermesser
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