Dunkle Flammen Der Leidenschaft
können, uns zu belauschen –, grinste Sandra mich an. »Leila«, sagte sie in bewunderndem Tonfall, »du musst uns alles erzählen!«
Ich würde mich besaufen. Ich würde mich besaufen, bis ich voll war wie eine altrömische Strandhaubitze und nur noch die Kloschüssel umarmen wollte. Scheiß auf Maximus, der sein großes Maul nicht halten konnte, und scheiß auf Vlad und seine ungeheuerliche Arroganz.
»So ist das nicht«, murrte ich und sah aus dem Fenster, um nicht in die sieben Augenpaare sehen zu müssen, die interessiert auf mich gerichtet waren. »Zwischen uns ist nichts passiert.«
Sandra ließ ein wissendes Auflachen hören. »Aber Vlad plant offensichtlich etwas, sonst hätte er nicht verkünden lassen, dass du ihm gehörst.«
Erst muss ich einwilligen , dachte ich grimmig.
Aus dem Augenwinkel sah ich Ben den Kopf schütteln. »Ich hätte wissen sollen, dass etwas im Busch war, als Vlad persönlich aufgetaucht ist, als du in Ohnmacht gefallen warst. Wenn unsereins krank oder verletzt ist, kommt der Arzt vorbei, aber nicht er .«
Zustimmendes Gemurmel. Ich blieb weiter stumm, sagte mir aber, dass ich mir das später noch einmal durch den Kopf gehen lassen musste.
»Erzählt mir von dem Club«, sagte ich, das Thema wechselnd.
Den Beschreibungen der anderen nach herrschte dort sogar an einem Winterabend wie diesem Betrieb, weil er der einzige Club in dem Dreitausend-Einwohner-Städtchen war. Binnen einer halben Stunde waren wir da. Ich saß an der Tür, also stieg ich zuerst aus und sah mich um.
Fane’s stand an dem zweistöckigen Holz- und Steingebäude. Aus einem langen Steinkamin stieg Rauch in die klare Nachtluft. Ansonsten schien in der Straße alles geschlossen zu haben, nur gegenüber waren noch ein paar Lichter an. Mir gefiel die an eiserne Laternen erinnernde Straßenbeleuchtung. Sie trug zu der altertümlichen Atmosphäre der Ortschaft bei.
Maximus stieg aus der Limousine, blieb aber in meiner Nähe. »Bist du heute mein Babysitter, oder was?«, murrte ich.
Ein Achselzucken. »Nenn es, wie du willst.«
Vlad konnte was erleben. Im fünfzehnten Jahrhundert hatte man sich vielleicht so aufführen können, aber heutzutage hatte so etwas Konsequenzen.
»Tu du mir nur einen Gefallen«, sagte ich. »Halte dich weit genug von mir fern, damit es nicht so aussieht, als hätte ich einen wikingergroßen Rucksack auf.«
Maximus lächelte dünn und hielt mir die Tür auf. »Ich versuch’s.«
Als ich eintrat, stellte ich überrascht fest, dass das Fane’s von innen nicht viel anders aussah als die Bars in Gibsonton. Einige Tische standen vor einer langen, geschwungenen Bar, und ein Kamin trug zu der restaurantartigen Atmosphäre bei. Zunächst führte Sandra mich zur Garderobe, wo wir alle unsere schweren Mäntel und Jacken loswurden. Dann folgte ich ihr zur Bar und setzte mich auf den Platz, den sie freundlicherweise für mich freigehalten hatte.
»Was trinkst du?«, erkundigte sie sich.
Normalerweise nahm ich Rotwein, aber heute war mir nach Hochprozentigerem zumute.
»Wodka Cranberry, wenn sie das dahaben. Wenn nicht, Wodka mit irgendwas anderem.«
Sie grinste. »Oslow!«, rief sie. Der Barmann drehte sich um. » O vodka si un suc de coacaze in contul Woiwode. «
Das einzige Wort, das ich verstand, war Woiwode . Fürst. »Was hast du gesagt?«
»Ich habe deinen Drink bestellt und ihn auf die Rechnung des Fürsten setzen lassen.«
»Weiß denn jeder, wer Vlad ist?«, erkundigte ich mich überrascht.
Sandra fuhr sich mit der Hand durch das rotgoldene Haar, bevor sie antwortete. »In dieser Stadt kennen ihn viele, aber nur wenige sprechen darüber und nie zu Außenstehenden. Die Rumänen verehren ihre Geschichtshelden und können Geheimnisse für sich behalten.«
Dann warf sie mir einen schiefen Blick zu. »Als Lustobjekt des Fürsten würden viele dich als glückliche Frau erachten.«
»Das Wort ›Objekt‹ ist es, mit dem ich das größte Problem habe«, murmelte ich und nahm meinen Drink zur Hand, kaum, dass er vor mir abgestellt war. »Und ich werde noch jede Menge von dem Zeug brauchen, bevor ich mir auch nur halbwegs glücklich vorkomme.«
Sechs Wodka Cranberry später ließ ich mich von Sandra einen Stock höher zur Tanzfläche führen. Sandra, Ben und die anderen schienen Gefallen daran zu finden, sich schützend um mich zu gruppieren. Ich hielt die rechte Hand an die Hüfte gepresst und tanzte, als wäre alles in bester Ordnung. Die Liedtexte verstand ich zwar nicht, aber
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