Dunkle Flammen Der Leidenschaft
eindeutig nicht erwartet. Ich landete auf einem der wenigen Gäste, die noch nicht aus dem Club geflohen waren, und rollte mich zur Seite, sobald ich den warmen Körper spürte. Das verringerte den Aufprall, doch die Person schrie dennoch auf und hinkte dann Richtung Ausgang, hustend wegen des beißenden Rauchs.
Ich konnte kaum einen Schritt in dieselbe Richtung machen, da ertönte hinter mir ein plumpsendes Geräusch, und raue Hände packten mich.
»Ooh, du gibst ja tatsächlich eine ganz schöne Ladung ab, was?«, verkündete Silberhaar.
So fest, wie er mich hielt, konnte ich meine rechte Hand nicht weit genug anheben, um ihm einen ordentlichen Stromschlag zu verpassen, und die Zeit lief mir davon. Flammen züngelten an den Wänden des Clubs empor, als hätten sie einen eigenen Willen. Mehrmaliges Krachen ließ mich wissen, dass Maximus noch kämpfte, doch die Schreie waren leiser geworden. Anscheinend hatten es fast alle Gäste nach draußen geschafft. Die Musik wummerte weiter, sodass ich nur schwer verstehen konnte, was Maximus und die anderen Vampire sagten, doch ein paarmal fiel der Name »Frankie«, und ich erkannte mit bangem Herzen, dass ich der Grund für den Anschlag war.
Silberhaar sah an mir vorbei und seufzte. »Wie’s aussieht, brauchen sie Hilfe, um ihn umzubringen«, stellte er verärgert fest. »Bleib hier.«
Schmerz durchzuckte mich, als er brutal effizient zutrat. Zwei Fußtritte später fiel ich tränenüberströmt zu Boden. Meine Schienbeine waren seltsam verdreht und so zerschmettert, dass der Knochen durch die Haut ragte. Silberhaar lächelte und ging dann auf Maximus zu, der mit dem Rücken zu ihm stand, während er gegen die drei anderen Vampire ankämpfte. Fast beiläufig zog Silberhaar sein Messer.
Schmerz und Wut erfüllten mich. Hunter war getötet worden, als er versucht hatte, mich zu schützen. Nun würde Maximus auch noch sterben. Ich kroch auf die Männer zu, schrie auf, als gleißender Schmerz von meinen über den Boden schleifenden, gebrochenen Beinen mich überwältigte, hielt aber dennoch nicht inne.
Silberhaar musste meinen Aufschrei gehört haben, aber auch er machte nicht kehrt. Offenbar fürchtete er nicht, dass ich ihn aufhalten könnte, und das ließ mich nur noch wütender werden. Angst um Maximus, Hass auf Silberhaar und der immer stärker werdende Schmerz provozierten meine rechte Hand zu einer Reaktion, die ich noch nie zuvor erlebt hatte: Sie erzeugte ein sichtbares silbernes Band aus Elektrizität, eine Art winzigen Blitz. Ich sah es an, dann Silberhaar – der Maximus schon fast erreicht hatte – und robbte schneller vorwärts. Der beißende Schmerz in mir wuchs, doch ebenso das Band, das immer länger und dicker wurde.
Silberhaars Kumpane erspähten ihn hinter Maximus und griffen noch beherzter an. Maximus wich zurück ohne zu wissen, dass er sich damit Silberhaar näherte. Ich kroch schneller, fast besinnungslos vor Schmerz, sah aber durch meine Tränen und den Rauch hindurch Silberhaar das Messer heben. Nun schrie ich aus purer Verzweiflung. Ich würde es nicht schaffen. Ich war noch immer über drei Meter entfernt …
Ein weißer Blitz schoss aus meiner Hand, schnell wie ein Donnerschlag und lang wie eine Peitsche. Er fuhr über Silberhaars Rücken, zerriss sein Hemd und ließ einen Sekundenbruchteil lang seinen ganzen Körper aufleuchten. Er ging in die Knie, während das Messer sich in seine Hand fraß, weil die Elektrizität die Haut ringsum versengte. Maximus ließ sich nicht ablenken, einer seiner Gegner allerdings schon, und mit einem wilden Hieb durchtrennte Maximus’ Messer den Hals des Vampirs. Er kippte vornüber, geköpft.
Silberhaar drehte sich um und funkelte mich an. Ich kannte diesen Blick – ich hatte ihn schon auf vielen Gesichtern gesehen, bevor jemand sterben musste. Ich mühte mich ab, noch einmal einen peitschenartigen Blitz aus meiner Hand hervorzubringen, fühlte mich aber ausgelaugt wie nie zuvor. Ich versuchte davonzurobben, allerdings nur weil ich nicht sterben wollte, ohne die Flucht versucht zu haben, war aber nicht überrascht, als ich Augenblicke später hochgerissen wurde.
»Miststück«, zischte Silberhaar und zog mich empor, bis unsere Gesichter auf gleicher Höhe waren. » Jetzt bleibst du, wo du bist.«
Dann schleuderte er mich so heftig von sich, dass ich nur noch spürte, wie die Wand hinter mir nachgab.
20
Durch den Schmerz hatte ich wohl das Bewusstsein verloren, denn als ich die Augen öffnete, befand
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