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Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Titel: Dunkle Flammen Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Anläufe, bevor ich die Worte aus meiner inzwischen verdammt engen Kehle hervorpressen konnte.
    »Er wollte es wieder glatt bügeln. Er hatte meine Mutter betrogen, aber er liebte sie immer noch, und als sie starb … gab er im Grunde mir die Schuld daran – was zur Folge hatte, dass er mir aus dem Weg ging. Er hat es nie gesagt, aber ich habe es gesehen, als ich ihn berührt habe.« Meine Stimme brach. »Es ist seine schlimmste Sünde.«
    Vlad hörte auf zu graben und erhob sich, aber ich machte eine abwehrende Handbewegung. »Nicht. Du musst jetzt cool bleiben. Sonst fällt mir wieder ein, wie sehr mir das wehgetan hat, und das will ich nicht.«
    Die Worte klangen abgehackt, aber ich schaffte es wenigstens, mir die Tränen zu verkneifen. Vlad starrte mich einen endlosen Augenblick lang mit unergründlichem Gesichtsausdruck an. Schließlich kniete er sich wieder hin und grub weiter. Ein paar Minuten und einen wachsenden Erdhaufen später, stieß er ein Schnauben aus und zog etwas Langes und Weißliches aus dem Loch im Boden.
    Einen Knochen.
    »Genau, wo du sein sollst«, murmelte Vlad.
    Es schien tatsächlich der unumstößliche Beweis dafür zu sein, dass Szilagyi nicht der Strippenzieher sein konnte, aber ich kam näher und streckte die Hand aus.
    »Gehen wir auf Nummer sicher.«
    Er zog die Augenbrauen hoch, legte mir aber den Knochen in die rechte Hand.
    Sofort überfielen mich Echos der entsetzlichen letzten Augenblicke im Leben des Mannes. Wie erwartet, war er verbrannt worden, aber durch die Flammen hindurch sah ich nicht Vlads Gesicht. Ich sah den Strippenzieher, das Gesicht eingefallen, das grau gesträhnte Haar viel länger, aber seine Züge waren unverkennbar. Gleich darauf brach eine weitere Bilderfolge über mich herein, zeigte eine lässliche Sünde, lange Tage voller Feldarbeit und kleine Kinder, die in der Nähe eines Lehmhauses spielten. Ein Name hallte immer wieder durch die Erinnerungen. Josef . Das stimmte hinten und vorn nicht.
    Als ich mich wieder zu dem Feuertod zurückgekämpft hatte, sah ich, was mir aufgrund der Schmerzen und Panik erst entgangen war. Der Strippenzieher trug den Ring, den ich gesehen hatte, als er den Angriff befohlen hatte, nur jetzt machte er die Drecksarbeit selbst. Der Mann, der hier begraben lag, hieß Josef, und er war von demselben Vampir verbrannt worden, der vor Kurzem versucht hatte, mich zu töten.

29
    Wieder sah ich mich umringt von Vampiren, während ich versuchte, einen Mörder anhand der Essenzspuren an seinem Opfer aufzuspüren. Diesmal wurde ich wenigstens nicht gezwungen. Obwohl es spät und ich erschöpft war, wollte ich diesen Bastard unbedingt finden. Ich hätte auch gleich am Grab losgelegt, hätte Vlad nicht darauf bestanden, dass wir erst zu seinem Schloss zurückkehrten.
    Als ich die zu Josefs Mörder führende Essenzspur ausgemacht hatte, folgte ich ihr. Der gobelingeschmückte Raum mit dem großen Kamin verschwand, ersetzt durch etwas, das aussah wie das Innere eines Betonbunkers. So grau, wie alles in dem Raum war, glaubte ich einen Augenblick, ich wäre über einen Eindruck aus der Vergangenheit gestolpert. Dann sah ich die braune Holztür mit den dicken schwarzen Eisenangeln. Bilder in Farbe, alles deutlich zu sehen. Das bedeutete, dass ich mich in der Gegenwart befand. In einer Ecke des eintönigen Raumes, unter einer großen Pelzdecke, befand sich der mysteriöse Strippenzieher, schlafend.
    Beziehungsweise, falls ich richtig lag, Josefs Mörder und der Mann hinter meiner Entführung, Mihaly Szilagyi – der Vampir, den Vlad glaubte, vor Jahrhunderten umgebracht zu haben.
    »Hab ihn«, sagte ich laut.
    Die Augen des Vampirs öffneten sich abrupt, tiefbraun und stechend. Jetzt, da ich ihn in Farbe sah, konnte ich erkennen, dass die Strähnen in seinem Haar blond und nicht grau waren. Auch die Falten in seinem Gesicht wirkten weniger ausgeprägt, doch das lag vielleicht daran, dass er nicht so finster dreinblickte wie die letzten Male, die ich ihn gesehen hatte. Sein Gesicht hatte die für Vampire typische Blässe, doch seine Wangen zeigten einen Hauch von Farbe. Er musste vor Kurzem Nahrung aufgenommen haben. Marty sah nach einer herzhaften Mahlzeit auch immer so aus.
    »Wie unerwartet«, sagte der Strippenzieher mit dem leicht slawischen Akzent, den auch Vlad hatte.
    Ich warf einen Blick zu der Holztür, doch die war nach wie vor geschlossen. Ein Schauder überlief mich. Vlad hätte es mir doch gesagt, wenn der auch Gedanken lesen könnte ,

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