Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
Vom Netzwerk:
sagte er zu dem Iteranten: »Bleib, wo du bist. Ich habe sie gefunden.«
    Er raffte seine Kraft dicht um sich, verschmolz mit den Schatten und schlich weiter. Alles, was er brauchte, war eine gute Gelegenheit, um zuzuschlagen.
    Die Station erbebte wie von einer fernen Explosion oder einem Aufschlag. Die Lichter erloschen flackernd. Dunkelheit, dick wie Tinte, verhüllte den Korridor. Die Alarmsirenen verstummten, und Stille senkte sich über den Gang herab, als würde die Station Luft holen, um zu schreien. Die Energie der Dunklen Seite, die die Luft, die Wände und den Boden erfüllte, ebbte ab, wie als Folge irgendeines Ereignisses, das sich Jadens Verständnis entzog.
    »Meister?«, fragte Marr, und Jaden hörte die Nervosität in seiner Stimme.
    »Ganz ruhig«, sagte Jaden leise. »Fühle die Macht.« Er aktivierte sein Lichtschwert, dessen gelber Schein die Schatten an die Ränder seines Blickfelds zurückdrängte. Er hatte das Gefühl, als habe er sich soeben selbst zur Zielscheibe gemacht.
    Marr entfernte sich einen großen Schritt weit von Jaden und schaltete sein Schwert ebenfalls ein. Violett gesellte sich zu Gelb. »Was ist gerade passiert?«, fragte der Cereaner im Flüsterton.
    Jaden schüttelte den Kopf. Die dunkle Energie, die die Station erfüllte, war verschwunden, als hätte sie sich anderswohin begeben oder sich irgendwo außerhalb seiner unmittelbaren Wahrnehmung konzentriert. Er öffnete sich der Macht und dehnte seine Wahrnehmung über das Sichtbare hinaus aus.
    Sogleich glaubte er … etwas zu fühlen, aber er konnte sich keinen genaueren Eindruck davon verschaffen. Es war, als wäre seine Wahrnehmung auf ein Loch gestoßen. Er hatte noch nie zuvor etwas Derartiges erlebt. Das war keiner der Klone, sondern etwas anderes.
    Mit einem Mal erinnerte er sich an Khedryns Worte über die Fähigkeit des Umbaraners, die Verbindung der Klone zur Macht zu kappen.
    »Wir sind nicht allein hier«, sagte Marr, der offenbar denselben Gedanken hatte.
    »Nein«, sagte Jaden und kniff die Augen zusammen, um in die Dunkelheit zu spähen. »Sind wir nicht.«
    Schreie durchschnitten die Stille und versetzten Jaden in höchste Alarmbereitschaft. Die Sirenen sprangen wieder an. An der Decke flammten Notleuchten auf, matt und flackernd. Die glühenden Fasern in der Wand setzten ihr strukturiertes Lichtspiel fort, diesmal jedoch langsamer, als hätten sie die Feindseligkeit eingebüßt, die sie vormals mit Energie versorgt hatte.
    Am Rande seines Blickfelds machte Jaden eine flüchtige Bewegung aus. Er wirbelte herum, die Klinge im Anschlag.
    Nichts.
    »Was ist los?« fragte Marr, seine Stimme kaum mehr als ein Zischen.
    »Wir müssen hier fort.«
    »Einverstanden.« Marr sprach in sein Komlink. »Khedryn, hörst du mich?«
    Noch immer nichts als statisches Rauschen.
    »Er kann auf sich selbst aufpassen«, meinte Jaden. »Komm mit.«
    Sie gingen den Korridor hinunter, ihre Klingen kampfbereit vor sich haltend. Jaden hatte das Gefühl, als würden sie in den Schlund eines Ungetüms marschieren. Das langsame Aufblitzen der Notbeleuchtung machte es seinen Augen unmöglich, sich an die Dunkelheit anzupassen.
    Marr versuchte von Neuem, Khedryn über Komlink zu erreichen. »Khedryn, hörst du mich?«
    Immer noch keine Reaktion.
    Als sie weiter vorrückten, wurden die Lichter trüber. Jaden hatte keine Ahnung, ob das auf Systemversagen oder … auf etwas anderes zurückzuführen war. Das Schlurfen eines Stiefels auf dem Boden ließ ihn herumwirbeln. Er sah nichts als Dunkelheit, die sich mit dem Schattenspiel der blinkenden Lichter abwechselte. »An die Wand«, sagte er zu Marr, und sie wichen zurück.
    Bevor sie die Wand erreichten, wurde die Dunkelheit um sie herum tiefer, sodass die Lichter an der Decke so matt wurden wie ferne Sterne.
    Jaden konnte bloß ein paar Schritte weit sehen, nicht mehr. In seinem Magen breitete sich ein sonderbares Gefühl aus, ein Flattern, als würde er aus großer Höhe in die Tiefe stürzen. Seine Verbindung zur Macht entglitt ihm, wurde in ein dunkles Loch gesogen, in das er nicht hineinsehen oder -greifen konnte. Er klammerte sich daran fest, versuchte, seine Konzentration zu bündeln und an dieser einen einzigen Gewissheit seiner Existenz festzuhalten, aber sie entglitt ihm und ließ ihn allein und leer zurück.
    »Was geht hier vor?«, fragte Marr, seine Stimme eine Oktave höher als gewöhnlich.
    »Der Umbaraner«, sagte Jaden.
    Ihre Lichtschwerter erloschen gleichzeitig.
    Marr fühlte

Weitere Kostenlose Bücher