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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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klamm. Der Geruch seines eigenen Miefs erfüllte seine Nasenlöcher. Seine Atmung ging schnell.
    »Du hast Angst«, sagte die Stimme. »Aber es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest. Du wirst dich nicht an den Schmerz erinnern.«
    Eine Hand schloss sich um sein Kinn, und er zuckte in Erwartung eines Hiebs zurück. Doch der Schlag blieb aus. Stattdessen fühlte er, wie etwas Warmes und Scharfes gegen seine Schläfe drückte. Er versuchte, den Kopf wegzudrehen, konnte es aber nicht. Er schnaubte entsetzt, versuchte, seine Augen trotz des Klebebands durch intensives Blinzeln zu öffnen, aber auch das gelang ihm nicht.
    Er verspürte einen kurzen Anflug von Schmerz, dann Druck in seiner Schläfe. Ein Rinnsal Blut, warm wie die Flüssigkeit, in der er so lange gelebt hatte, lief an der Seite seines Gesichts hinab. Da war eigentlich überhaupt kein Schmerz …
    Dann explodierte in seinem Schädel ein loderndes Feuer der Agonie. Er kreischte, ein lang gezogenes, animalisches Heulen, das immer weiter und weiter ging, den Schmerz jedoch nicht linderte. Die Qual wurde noch durchdringender, breitete sich von seiner Schläfe durch den Rest des Kopfes aus, bis es sich anfühlte, als wäre sein Schädel mit geschmolzenem Metall gefüllt, das für alle Zeiten brennen würde.
    Sein gesamter Körper war so starr wie ein Gleis, jeder Muskel krampfhaft zusammengezogen. Er konnte nicht aufhören zu schreien. Er wollte seinen eigenen Kopf abtrennen, ihn sich vom Hals reißen und sich umbringen, um dem endlosen, unerträglichen Schmerz ein Ende zu machen.
    Doch seine Hände waren gefesselt, und er konnte sich nicht rühren. Das Einzige, was er tun konnte, war, zu schreien und zu schreien und zu schreien.
    Entsetzen gesellte sich zu dem Schmerz, als er fühlte, wie sich irgendetwas im verbrühten Inneren seines Schädels wand. Wimmelnde Tentakel bohrten sich durch sein Gehirn, kratzten an der Unterseite seiner Hirnschale. Er malte sich Würmer aus, die sich durch Gewebe gruben, um ein Netzwerk leerer Tunnel hinter sich zurückzulassen. Er würgte, wie um sich zu übergeben, doch sein Magen enthielt nichts.
    Zwischen dem Würgen wurden seine Schreie geradezu verzweifelt. Er stemmte sich gegen die Fesseln, aber sie wollten einfach nicht nachgeben. Er fluchte, schrie, kreischte, keuchte, wusste, dass er gleich entweder ohnmächtig werden oder sterben würde, und … der Schmerz verging.
    Er war schweißdurchnässt. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. Sein Atem ging mühsam und schnell durch eine Kehle, die sich rau anfühlte. Bevor er etwas sagen, sich erkundigen konnte, was passiert war, explodierte in seinem Hirn ein Funkenregen, und ein Schwall von Informationen brach über ihn herein, um das fortzuwaschen, was zuvor da gewesen war, und das leere Gefäß seines Verstandes zu füllen. Erinnerungen strömten in die Spalten des leeren Gedächtnisses, schufen ihn neu, sorgten dafür, dass er unverzüglich wiedergeboren wurde.
    Er erinnerte sich seiner selbst. Er war auf Coruscant geboren worden, und seine Eltern waren bei einem Unfall umgekommen, als er noch klein gewesen war.
    Von außerhalb seiner selbst sprach eine Stimme zu ihm, aber er konnte sie nicht verstehen, konnte seine Aufmerksamkeit nicht von dem Ansturm von Erinnerungen abwenden – seinen Erinnerungen.
    Nach dem Tod seiner Eltern war er introvertiert geworden, in sich gekehrt. Schon als Kind hatte er sich intensiv mit Philosophie befasst, und dieser innere Fokus hatte seine verborgene Machtsensitivität zum Vorschein kommen lassen.
    Die Stimme sprach weiterhin zu ihm, sanft, eindringlich. Doch er weigerte sich, sie zur Kenntnis zu nehmen. Stattdessen lebte er in der Vergangenheit, in seiner Vergangenheit, verfolgte, wie Gesichter und Ereignisse an ihm vorüberzogen.
    Ohne irgendeine Ausbildung hatte er sich seine Machtsensitivität zunutze gemacht, um auf eigene Faust ein Lichtschwert für sich zu bauen. Kurz darauf hatte sein Onkel ihn auf die Jedi-Akademie geschickt. Dort hatte er Großmeister Luke Skywalker kennengelernt.
    Schließlich durchdrang die Stimme seine Wahrnehmung. »Hörst du mich?«, fragte sie.
    Er spürte, wie eine Hand seine Wangen tätschelte, ignorierte sie jedoch zugunsten der Erinnerungen. Er hatte auf Korriban gegen den Geist von Marka Ragnos gekämpft, hatte versucht, Rosh Penin zu erlösen.
    »Öffne deine Augen«, sagte die Stimme und riss die Klebestreifen von seinen Lidern.
    Er zögerte, nicht gewillt, dem Reich der Erinnerung den Rücken

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