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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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abgeschnitten worden war.
    »Seherin«, sagte er mit dumpfer Stimme. Er konnte es nicht glauben. Sie hatten alles geopfert, um ein interstellares Lichtspektakel zu sehen. Seherin hatte sich geirrt.
    Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie ihn gehört hatte. Ihre Stirn war vor Konzentration gefurcht.
    Er war ihrer geheuchelten Religiosität längst überdrüssig. Ihre Trancezustände waren nichts anderes als die fiebrigen Einbildungen eines kranken Geistes. Für Anmut versuchte er, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Seherin, hier ist nichts. Wir müssen verschwinden.«
    »Dort«, sagte Seherin und deutete auf den größeren, näheren Planeten. »Flieg dorthin, Soldat.«
    Ihre Weigerung anzuerkennen, wie falsch sie lag, sorgte dafür, dass Verärgerung in ihm aufkeimte. Seine Stimme nahm einen scharfen Klang an. Seine Fingerknöchel um den Steuerknüppel wurden weiß.
    »Da ist nichts, Seherin. Das ist ein toter Planet. Das ganze System ist tot.«
    Sie drehte sich, um ihn direkt anzusehen. In ihren Augen lag keinerlei Zweifel, und dass dem so war, verstörte ihn. »Los, sagte ich!«
    Im Angesicht ihrer lächerlichen Überzeugung kochte der Zorn in ihm höher. Außerstande, sich zu zügeln, sprang er aus dem Sitz auf, packte sie an den Schultern und schüttelte sie. Die Kraft der Dunklen Seite erfüllte ihn, Worte platzten aus ihm heraus.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe, Weib?! Hier ist nichts! Das Ganze war ein Fehler, ein Haufen Lügen! Alles war vergebens! Begreifst du das? Vergebens! «
    Sie leistete ihm keinen Widerstand und lächelte bloß. Er fand ihre Miene so sonderbar unangemessen, dass sein Zorn ihn schlagartig wieder verließ. Schwer atmend, ließ er sie los.
    Anmut starrte ihn mit großen Augen an, ihre Beine an die Brust gezogen und im Sitz zusammengekauert. Er schämte sich für sich selbst.
    »Ist schon in Ordnung, Anmut. Alles ist okay. Ich habe mich bloß … einen Moment lang vergessen.«
    Seherin legte ihm eine vom Fieber heiße Hand aufs Gesicht. Er zuckte bei ihrer Berührung zurück, unvermittelt abgestoßen davon, wie sie sich anfühlte, aber sie ließ ihre Hand nicht sinken. »Dein Glaube ist seit jeher so schwach, Soldat. Meiner hingegen lässt sich nicht so einfach ausmerzen. Tu, was ich sage. Bring uns zu dem größeren Planeten, auf seine dunkle Seite.«
    Er suchte in ihren Augen nach einer Lüge, nach Zweifel, entdeckte aber keins von beidem. Ihre Überzeugung verblüffte ihn. »Dort ist nichts«, sagte er in zweifelndem Tonfall.
    »Die Scanner reichen nicht bis auf die andere Seite«, versicherte sie.
    »Das System ist voller Strahlung«, hielt er dagegen. »Dort könnte nichts überleben.«
    »Mutter ist hier«, beharrte Seherin. Sie lächelte, und ihr Fleisch pulsierte. Eine Blase, die ihre Wange anschwellen ließ, verwandelte ihr Gesicht in ein anzügliches Grinsen. »Du warst dazu bestimmt, uns hierherzubringen. Jetzt tu, was ich dir sage.«
    Zu hören, wie sie ihm den Sinn zuerkannte, den er sich für sich selbst eingeredet hatte, sorgte dafür, dass sich seine Nackenhärchen sträubten. Wie auf Autopilot nahm er wieder Platz, legte die Hände um den Steuerhebel und lenkte das Schiff auf den großen schwarzen Felsbrocken zu.
    »Zur Dunklen Seite«, sagte sie. »Wir sind fast da.«
    Anmut kletterte aus dem Sitz und blieb neben der Armlehne von Soldats Sessel stehen, um erwartungsvoll aus der Kanzel hinauszublicken. Der Planet wurde größer, als sie sich ihm näherten. Mit jeden zehntausend Kilometern, die sie zurücklegten, schlug Soldats Herz schneller. Ihm wurde bewusst, dass er den Atem anhielt, dass er zu hoffen wagte, selbst wenn die Vernunft ihm sagte, dass Hoffnung töricht war.
    Neben ihm tat Anmut es ihm gleich. Er schwang das Schiff zur dunklen Seite des Planeten herum, zu der Seite, die vor seinen Scans abgeschirmt gewesen war.
    Und als sie es sahen, keuchten Soldat und Anmut einstimmig. Seherin lächelte bloß.
    Jaden, Marr und Khedryn studierten die wenigen Daten, die sie über das System hatten, in das die Klone gesprungen waren.
    »Vielleicht hatten sie einen Fehlsprung«, meinte Khedryn und kratzte sich am Kopf. Er leerte den Rest des Kafs in seinem Becher.
    R6, der hinter dem Trio stand, brummte, als er Khedryn die Kanne Kaf anbot, die der Droide bei sich trug. Dieser streckte den Becher aus, und R6 schenkte ihm nach. Khedryn dankte ihm, und der Droide pfiff vor Vergnügen.
    »Möglich«, sagte Marr. »Dieses System ist von Radioaktivität

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