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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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getränkt. Warum sollten sie absichtlich hierherkommen?«
    »Die Schilde der Schrottkiste werden uns die Strahlung vom Leib halten«, sagte Khedryn. »Ihre Deflektoren könnten dasselbe tun.«
    »Stimmt«, meinte Marr und neigte den Kopf. »Aber in diesem System gibt es offenbar nichts als Felsbrocken.«
    »Und zwei Planeten«, fügte Jaden hinzu, der den Blick über die Zahlen und die Langstreckenobservationsdaten schweifen ließ. »Vielleicht noch einen Asteroidengürtel.«
    »In einem sterilen System«, meinte Khedryn. »Wie ich schon sagte, ein Fehlsprung. Oder ein Zwischenstopp. Möglicherweise hatten sie technische Probleme und mussten den Hyperraum verlassen, um Reparaturen durchzuführen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Jaden, der sich mit der Hand über den Kinnbart strich. »Hier muss es irgendetwas geben.«
    »Es gibt bloß einen Weg, das rauszufinden«, sagte Khedryn und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wer hat noch KauStim? Meins ist alle, und wir springen nicht, bis ich welches habe.«
    Marr fühlte in seinen Taschen herum, jedoch ohne Erfolg. Jaden hatte keins. Khedryns Gesicht fiel in sich zusammen.
    R6 piepste aufgeregt und fuhr aus dem zylinderförmigen Körper einen dünnen Werkzeugarm aus. Darin hielt der Droide ein Stück KauStim. Khedryn lächelte, wickelte es aus und schob es sich in den Mund.
    »Jetzt sind wir bereit. Gut gemacht, Droide.«
    Innerhalb von Sekunden hatte Marr die Sprungkoordinaten und den Kurs in den Navigationscomputer eingegeben.
    Khedryn aktivierte den Hyperantrieb, und sie sprangen ins wirbelnde Blau.
    Die schiere Gewaltigkeit der Raumstation, die beunruhigenden Linien ihrer Form, erfüllten Soldat mit Demut. Er hatte an Seherin gezweifelt, hatte gedacht, sie seien unterwegs ins Nirgendwo, aber letzten Endes hatte Seherin recht behalten – schon wieder. Er spürte ihren Blick auf sich ruhen, wie sie seine Reaktion studierte, ihn einschätzte.
    »Glaubst du mir jetzt, Soldat?«, fragte sie.
    Er zögerte, dann nickte er.
    Die riesige Raumstation – aus irgendeinem glatten grünlichen Material erbaut, bei dem es sich nicht um Metall zu handeln schien – schwebte in geosynchroner Umlaufbahn über dem Planeten. Von einem Ende der eiförmigen Station führte eine Art Schacht ganz bis hinunter zur Planetenoberfläche.
    »Bring das Schiff dicht an die Station heran«, sagte Seherin. Sie hatte sich halb aus dem Sitz erhoben, als hielte ihr Glaube sie aufrecht.
    Soldat steuerte das Versorgungsschiff näher heran. Selbst das große Schiff wirkte verglichen mit der Masse der Station winzig, deren grüne Oberfläche unregelmäßige Dellen und Krümmungen aufwies, die eher wie etwas Organisches denn wie etwas Künstliches wirkten. Während er die Station musterte, wölbte sich ein Teil ihrer Außenhülle mit einem Mal nach vorn.
    Soldat stieß einen alarmierten Ruf aus, zog das Steuer nach hinten und gab Schub auf die Triebwerke. Seherins ruhige Stimme stoppte ihn.
    »Es ist alles in Ordnung, Soldat.«
    Er sah erst sie an, dann die Station und nahm seine Hände vom Knüppel.
    Die Ausbeulung in der Station dehnte sich zu einer Röhre aus, zu einem Andockarm, der sich nach einem der Andockringe am Versorgungsschiff ausstreckte. Als sich Schiff und Station miteinander verbanden, gingen von der Station noch weitere, schmalere Arme aus, die die Unterseite des Schiffs packten und es an Ort und Stelle hielten. Soldat verfolgte das alles mit großäugigem Staunen.
    »Du kannst die Systeme runterfahren«, sagte Seherin. Ihre Stimme klang gedankenverloren. »Wir gehen an Bord.«
    Soldat fuhr das Versorgungsschiff runter, und Anmut und er folgten Seherin zur Luftschleuse. Als sie sich öffnete, erfüllte ein lehmiger, organischer Geruch die Luft. Seherin atmete tief ein.
    Anmut hielt sich die Nase zu. »Das stinkt. Was ist dies für ein Ort?«
    Seherin schien nicht bloß Anmut zuzuhören, sondern noch einer anderen Stimme, die nur sie allein vernehmen konnte. »Dieser Ort ist unser Zuhause.«
    Ihre Haut wogte und wölbte sich, doch sie schien es nicht zu bemerken.
    Sie gingen in die Andockröhre, die sich warm unter ihren Füßen anfühlte, schwammig, einladend. Die Röhre öffnete sich zu einem großen, gewölbten Korridor, der sich nach links und nach rechts erstreckte. Knochen lagen überall im Gang verstreut, die Skelette von Wesen, die hier vor langer Zeit gestorben waren – Hunderte davon.
    »Das sind Leichen«, sagte Soldat.
    Seherin schien das nicht zu kümmern. Sie betrat den

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