Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
Vom Netzwerk:
Monitore.
    Jaden versteifte sich, während er sich ausmalte, wie der Zylinder einen riesigen Arm bildete und das Beiboot mit einem Hieb ins All hinausschleuderte. Doch das geschah nicht, und die Ausbeulung in dem Zylinder fuhr auf einer Höhe mit der Plunder auf der Oberfläche entlang wie eine Welle. Dünne Linien weißen Lichts glühten darin.
    Da überkam Jaden die Erkenntnis. Auch Marr schien begriffen zu haben, was das zu bedeuten hatte.
    »Langsamer, Meister«, sagte Marr, aber Jaden drosselte bereits die Energie für die Triebwerke und stoppte ihren Vorwärtsschwung mit den Schubdüsen. Die Ausbeulung in der Oberfläche des Zylinders hielt inne, als auch die Plunder innehielt. Sie wurde größer, und von der Raumstation reckte sich eine Art Gliedmaße dem Schiff entgegen.
    »Da ist unser Andockpunkt«, sagte Jaden.
    »Eine erstaunliche Technologie«, entgegnete Marr.
    Jaden steuerte die Plunder mit den Schubdüsen, bis ihr Andockring der Station zugewandt war. Er dirigierte das Beiboot dichter heran, und die Delle streckte sich aus, überbrückte die kurze Entfernung, verwandelte sich in einen Schlauch und verband sich mit dem Andockring der Plunder . Weitere Ausbuchtungen bildeten sich auf der zylindrischen Station, zogen sich zu Tentakel in die Länge und streckten sich bis unter die Plunder aus, um sie an Ort und Stelle festzuhalten. Das Beiboot kam behutsam im Griff der Station zum Stillstand.
    Jaden und Marr wechselten einen Blick, schnallten sich ab, überprüften ihre Ausrüstung und machten sich auf den Weg zum Andockring. Die Luke öffnete sich zischend. Ein Schwall warmer, feuchter Luft aus der Station schlug ihnen entgegen, die den schwachen, ekelhaft süßlichen Geruch organischen Verfalls in sich trug.
    Hauchdünne Lichtfäden durchzogen die Röhre wie Venen und blitzten in regelmäßigen Abständen auf. Marr studierte sie, und Jaden malte sich aus, wie er die Häufigkeit der Lichtblitze analysierte, versuchte, in dem Muster einen tieferen Sinn zu entdecken.
    »Die Fasern dienen eindeutig dazu, Energie zu leiten und vermutlich auch Informationen«, sinnierte der Cereaner.
    Sie traten in die Röhre. Der Boden gab ein wenig unter Jadens Stiefeln nach, wie weiches Gummi. Marr legte eine Hand gegen die Wand, und an der Stelle, wo seine Hand sie berührte, glühte ein Spinnennetz von Fasern auf.
    »Sie ist warm und reagiert auf Berührung«, sagte er. Er nahm seine Hand weg, und das Glühen der Fäden hörte auf. »Diese Fasern sind überall in das Gebilde integriert. Es ist möglich, dass die gesamte Struktur aus nichts anderem als diesen Fäden besteht, so fein und eng miteinander verwoben, dass die Wände durchgehend solide erscheinen.«
    Jaden spürte, wie sich die dunklen Energien stärker konzentrierten. Er hielt den Griff seines Lichtschwerts in der Hand. »Die Wissenschaftler des Ordens können das später analysieren, Marr. Momentan geht es darum, die Klone zu finden.«
    »Ja, Meister.«
    Sie durchquerten die Andockröhre und betraten die eigentliche Station. Links und rechts von ihnen erstreckte sich ein breiter Korridor mit hoher Decke. Die glühenden Fasern verschmolzen über ihnen zu kleinen Trauben, um den Gang in einen matten grünlichen Lichtschein zu tauchen.
    Jaden öffnete sich der Macht, schloss die Augen und streckte die Fühler seines Bewusstseins nach den Klonen aus. Er nahm sie nicht wahr, sondern spürte bloß die unausgeformte, zerstreute Energie der Dunklen Seite, die der Station innewohnte. Das Ausmaß an Energie war erstaunlich, aber sie war diffus – wie sanfter Regen, wie Luft, wie etwas, das überall um sie herum war, ohne dass man es recht bemerkte. In konzentrierter Form hingegen wäre sie einem Tsunami gleichgekommen, einem regelrechten Wirbelsturm.
    »Komm mit«, sagte Jaden und ging los in Richtung des Strangs. Vielleicht hatten sich die Klone hinunter auf den Planeten begeben.
    Bevor sie dreißig Meter weit gekommen waren, bildeten sich Zysten an den Wänden, Hunderte davon, vor und hinter ihnen, auf beiden Seiten des Korridors.
    »Was sind das für Dinger?«, fragte Marr.
    In den Zysten bildeten sich schmale Risse, die aufplatzten und die schleimbedeckten, mumifizierten Überreste von Hunderten Lebewesen ausspuckten, die schwankend auf knochigen Beinen standen, während ihre leeren Augenhöhlen Jaden und Marr fixierten.
    »Rücken an Rücken«, sagte Jaden.
    Die zu Krallen verkrümmten Hände der Toten streckten sich nach ihnen aus, und wie auf ein unhörbares

Weitere Kostenlose Bücher