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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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bedienten«, sagte Joesbury, der den Überwachungsbildschirm eingeschaltet hatte und sich durch die Liste der gespeicherten Informationen klickte. »Eine Hebamme, die das konnte, hätte es nicht allzu schwer gehabt, eine müde, betrunkene Prostituierte kampfunfähig zu machen«, fuhr er fort. »Das könnte erklären, wie er oder sie Elizabeth Stride zu Boden gestreckt hat.«
    Mir war nicht klar gewesen, wie gründlich Joesbury sämtliches Material über Jack the Ripper studiert hatte. Er hörte auf, an dem Bildschirm herumzuhantieren, und sah abermals mich an. »Mir scheint, Frauen werden unweigerlich nervös, wenn ein Mann auf sie zukommt, den sie nicht kennen«, meinte er. »Wenn’s eine Frau ist, ist das was ganz anderes. In der Regel fürchten Frauen sich nicht vor anderen Frauen.«
    »Geraldine Jones hat an dem Abend, an dem sie umgebracht worden ist, nicht geschrien oder versucht wegzulaufen«, sagte Barrett. »Sonst hätte Lacey sie gehört.«
    »Flint, Sie reden doch die ganze Zeit von einer Größendiskrepanz.« Wieder Joesbury. »Wissen Sie noch, Sie haben darauf hingewiesen, dass der Typ, den wir auf dem Überwachungsvideo dabei gesehen haben, wie er Amanda Weston in den Park begleitet hat, nicht so groß aussah wie der, dem wir nachgerannt sind?«
    Ich nickte.
    »Also dann«, verkündete Joesbury. »Hier sind die Aufnahmen der Kamera in der Grove Road vom 8. September, einen Tag, bevor Amanda Weston umgebracht wurde.«
    Joesbury drückte auf einen Knopf, und wir alle sahen Aufnahmen von einer geschäftigen Londoner Straße an einem Samstagnachmittag. Zwei Personen kamen ins Bild und gingen den Bürgersteig entlang, ehe sie in den Victoria Park abbogen. Die Frau trug einen braunen Mantel mit großen weißen Punkten. Den Mantel hatten wir nicht gefunden, doch Daryl Weston hatte bestätigt, dass seine Frau genau so einen besessen hatte. Der Begleiter der Frau war ganz in Schwarz gekleidet und ein bisschen größer als sie. Nur ein bisschen.
    »Wie groß war Amanda Weston?«, fragte Tulloch.
    »Einsfünfundsechzig«, las Mizon von irgendwelchen Notizen ab.
    »Wir müssen das hier mit dem Video aus der Bibliothek vergleichen«, meinte Tulloch. »Ob die Größe vergleichbar ist.«
    Joesbury betrachtete noch immer das Standbild von Amanda Weston und ihrem Mörder. »Bis dahin«, bemerkte er, »kann ich nichts entdecken, das darauf hinweist, dass das da neben ihr keine Frau ist.«
    »Es ist eine Frau«, sagte ich. »Unser Mörder ist eine Frau.«
    Alles drehte sich zu mir um. »Weiter«, befahl Tulloch.
    »Charlotte Benn wurde in den Tagen vor ihrem Tod von einer Frau belästigt, die sich als Emma Boston ausgegeben hat«, sagte ich. »Wenn Emma beweisen kann, dass sie es nicht war …«
    »Ich denke, das wird sie so beweisen müssen, dass es über jeden Zweifel erhaben ist«, sagte Tulloch. »Emma Boston war für meinen Geschmack immer ein bisschen zu nahe an diesen Ermittlungen dran.«
    »Sie wird es beweisen können«, beharrte ich. »Ich habe gerade mit ihr gesprochen. Sie war nicht die geheime Anruferin, und sie war an diesem Vormittag auch nicht bei den Benns. Der Mörder hat sie wieder benutzt. Ich weiß, dass ich recht habe. Es ist eine Frau.«
    »Das war Stenning«, rief jemand von der anderen Seite des Raumes herüber. »Er steckt im Stau.«
    »Augenblick mal«, wandte Anderson ein. »Wir wissen doch, dass Amanda Weston vergewaltigt worden ist. Wir haben Sperma an ihrer Leiche gefunden, Coopers Sperma.«
    »Cooper hat mit einer Frau zusammengelebt«, überlegte Tulloch. »Zumindest laut diesem Obdachlosen, mit dem Lacey gesprochen hat. Eine Frau, die wir noch immer nicht gefunden haben. Wenn die beiden Sex hatten, wäre es ziemlich einfach für sie gewesen, ein Kondom aufzuheben. Der Pathologe hat Spuren eines Spermizids gefunden, erinnert ihr euch?«
    Mehrere Köpfe nickten. Wir hörten ein anderes Telefon klingeln.
    »Wir wissen nicht genau, ob Amanda Weston vergewaltigt worden ist«, gab Mizon zu bedenken. »Zumindest nicht im üblichen Sinne. Wir wissen nur, dass jemand ein Stück Holz in sie hineingestoßen hat. Das hätte auch eine Frau tun können.«
    »Aber warum die Mütter?«, fragte Anderson. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Ich konnte nicht mehr an mich halten. »Ach, meinen Sie?«, fauchte ich ihn an. »Für mich ist das nämlich absolut logisch. Wenn Sie mich wirklich sauer machen würden und ich ein bisschen psychopathisch drauf wäre, dann würde ich nicht auf Sie losgehen, das wäre

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