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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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dass die Fingerabdrücke der Mädchen auf der Kondompackung waren.«
    »Jep, damals an dem Abend haben sie Abdrücke von beiden Mädchen genommen«, bestätigte Joesbury. »Aber ein paar Wochen später sind sie wieder aufs Revier gegangen, mit ihrer Sozialarbeiterin, und da waren bereits alle Abdrücke vernichtet worden.«
    Tulloch murmelte irgendetwas vor sich hin.
    »An dem Abend, an dem Victoria abgehauen ist, hat eine Kamera sie dabei aufgenommen, wie sie im Stadtzentrum ein Auto aufgebrochen hat«, berichtete Joesbury. »Sie haben eine Fahndungsmeldung rausgegeben, aber weder sie noch der Wagen wurden jemals gefunden. So gesehen steht sie in Cardiff noch immer auf der Fahndungsliste.«
    »Die können sich hinten anstellen«, erwiderte Tulloch.
    »Ich habe mit jedem gesprochen, den ich in Cardiff Central kenne«, fuhr Joesbury fort, »aber von denen war vor elf Jahren keiner dort. Sie haben gesagt, ich soll mit einem Sergeant Ron Williams reden; der hat erst morgen wieder Dienst.«
    »Ich habe mit dem Sozialamt in Cardiff telefoniert«, meldete sich Barrett zu Wort. »Die Mutter der Mädchen, Tina Llewellyn, war drogenabhängig und Alkoholikerin. Sie war im Gefängnis, als die Mädchen klein waren.«
    »Weswegen?«, fragte Tulloch.
    »Dealen«, antwortete Barrett. »Alles Kleinkram. Sie war kein großer Fisch, aber es war nicht ihr erstes Vergehen. Die Mädchen sind in ein städtisches Kinderheim gekommen, und als sie acht und sechs Jahre alt waren, sind sie in Pflege gegeben worden.«
    »Weiter«, drängte Tulloch.
    »Das mit der Pflegefamilie hat nicht mehr hingehauen, als die Ältere in die weiterführende Schule gekommen ist«, berichtete Barrett. »Sie war bekannt für Schwänzen, unverschämtes Verhalten gegenüber den Lehrern und mutmaßliche Ladendiebstähle, obwohl das mit dem Ladendiebstahl nie bewiesen worden ist. Die beiden sind wieder im Heim gelandet.«
    »Beide?«
    »Ja. Die Pflegeeltern hätten die Jüngere gern behalten, aber die wollte sich nicht von ihrer Schwester trennen. Im Laufe der Jahre gab’s noch mehrere andere Pflegefamilien – anscheinend war das jüngere Mädchen sehr hübsch und konnte durchaus liebenswert sein, auf so eine stille Art.«
    »Hat eine von diesen Pflegestellen gehalten?«
    Barrett schüttelte den Kopf. »Das ist immer nach demselben Muster abgelaufen, Boss. ’ne Weile hat es funktioniert, dann hat Victoria Ärger gekriegt, die Pflegeeltern haben aufgegeben, und die arme kleine Cathy ist wieder ins Heim geschleift worden. Trotzdem hat sie’s geschafft, ziemlich gut in der Schule zu sein. Man hat ihr sogar ein Studium zugetraut. Bis zu der mutmaßlichen Vergewaltigung.«
    »Und dann?«
    Barrett ließ sich einen Moment Zeit, um seine Notizen zurate zu ziehen. »Na ja, komischerweise schien Victoria sich eine Zeitlang zusammenzureißen. Sie hat aufgehört, mit irgendwelchen Gangs rumzuhängen, hat versucht, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen, hat sich sogar in der Schule Mühe gegeben. Aber die Direktorin sagt, sie hätte immer das Gefühl gehabt, dass das Mädchen eine Riesenwut im Bauch hatte. Ein paar von den Lehrern hatten tatsächlich Angst vor ihr. Und bei Cathy ging allmählich alles schief. Sie hat angefangen, die Schule zu schwänzen, und sie soll Drogen genommen haben. Es gab in aller Öffentlichkeit Streit zwischen den beiden Schwestern. Eines Tages ist Cathy einfach abgehauen.«
    »Wohin?«
    Barrett zuckte die Achseln. »Niemand weiß es genau. Sie hat keiner von ihren Freundinnen irgendetwas gesagt; zu diesem Zeitpunkt hatte sie auch nicht mehr viele. Damals hieß es, sie sei hierhergekommen, nach London, und würde auf der Straße leben. Ein paar Wochen später hat Victoria ebenfalls die Biege gemacht. In dem geklauten Auto, von dem wir bereits gehört haben.«
    »Stehen die beiden auf der Vermisstenliste?«, wollte Tulloch wissen.
    »Hab noch nicht nachgesehen«, antwortete Barrett. »In der Akte ist nur ein einziger Schnappschuss. Der wurde zwei Jahre vor der Vergewaltigung gemacht und ist nicht besonders scharf. Ich hab ihn so sehr vergrößert, wie’s nur geht, ohne dass das Ganze zu verschwommen wird.«
    Er reichte ein DIN-A4 -Blatt herum. Joesbury betrachtete das Foto lange. Schließlich kam es bei mir an. Es war in einem Passfoto-Automaten aufgenommen worden; zwei junge Mädchen, die herumalberten. Die Ältere, die wir nur im Profil sehen konnten, war ein Goth. Schwarz gefärbtes Haar stand wild von ihrem Kopf ab und fiel ihr in die Stirn, bis zu

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