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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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würden doch alles für ihre Kinder tun, nicht? Bist du eine gute Mutter, Amanda?«
    »Ich gebe mir Mühe. Ich verstehe das nicht, wieso sind …«
    Plötzlich ist Amanda nicht mehr kalt. Ihr ist heiß. Saunaheiß. Sie sieht, wie eine Gestalt in Weiß von ihr weggeht, zu einer Werkbank an der gegenüberliegenden Wand. Sie sieht, wie sich eine Hand ausstreckt und sacht auf einen kleinen, tragbaren CD -Spieler drückt.
    »Lass uns ein bisschen Musik hören, ja?«, sagt die Stimme. »Das hier ist eins von meinen Lieblingsliedern.«
    Die Melodie ertönt, leicht, fröhlich, vertraut, während die weiße Gestalt wieder auf sie zukommt. Es ist eine Melodie aus ihrer Kindheit. Der Gesang setzt ein, gerade als etwas, das sich wie Eis anfühlt, langsam über Amandas Bauch gezogen wird. Die Spur, die es hinterlässt, beginnt zu kribbeln und dann zu brennen. Fast kann sie ihr heißes Blut zischen hören, als es auf die kalte Luft trifft.

27
    Samstag, 8. September
    Am nächsten Tag waren alle auf dem Revier müde, aber guter Dinge. Der kritische Zeitpunkt – halb sechs Uhr – war verstrichen, und keinerlei ernste Vorfälle waren gemeldet worden. Ich war spät zum Dienst erschienen, trotzdem war ich eine der Ersten. Der Rest des Teams kam erst gegen Mittag nach und nach hereingetappt, gähnend und mit roten Augen. Tulloch bekam ich nicht zu sehen. Wenn sie die Leitung der Ermittlungen tatsächlich abgegeben hatte, dann hatte es sich noch nicht herumgesprochen.
    Im Laufe des Nachmittags schickte Emma Boston mir mehrere SMS und wollte wissen, ob es etwas Neues gäbe. Ich verneinte jedes Mal, allerdings höflich. Da Emma den Hinweis auf Jack the Ripper gegeben hatte, stand sie jetzt bei der Presse hoch im Kurs, und sie war immer noch in der Lage, meinen Namen preiszugeben und möglicherweise auch ein Foto von mir in sämtlichen Zeitungen erscheinen zu lassen.
    Der Dienst ging zu Ende, und noch immer wollte niemand nach Hause gehen. Entspannen konnten wir uns um Mitternacht, wenn der 8. September vorbei war, vorher nicht. Ich wanderte im Einsatzraum umher, und niemand schickte mich weg. Die Leute fingen an, sich per Telefon etwas zu essen zu bestellen. Um zwanzig nach neun wollte ich gerade einen weiteren Abstecher zur Kaffeemaschine machen, als der Anruf von der Zentrale einging.
    Anderson nahm ab, erhob sich und bedeutete allen im Raum Anwesenden, still zu sein. Jemand beugte sich vor und machte den Fernseher aus, gerade als er den Hörer auflegte.
    »Pete – hol den Boss«, sagte er. »Ein Anruf von einem Kerl auf dem Industriegelände beim Mandela Way. Allem Anschein nach halb durchgedreht. Hat irgendwas von einer verstümmelten Leiche ins Telefon gebrüllt.«
    Ich sah zu, wie die letzten Autos vom Hof fuhren, als eine weitere SMS von Emma ankam.
Treffen Forest Hill Schwimmbad? Wichtige Info zu Fall G Jones
    Sie wollte sich in einem Schwimmbad mit mir treffen? Ich sah auf die Uhr. Um halb zehn? Ich brauchte nicht nachzusehen, wo Forest Hill war, das wusste ich genau, in der Dartmouth Road zwischen Dulwich und Catford. Als ich jünger gewesen war, war Schwimmen eins der wenigen Dinge gewesen, die ich wirklich gut konnte, und Forest Hill, ein altmodisches viktorianisches Schwimmbad, hatte mich an die Bäder erinnert, in denen ich als Kind geschwommen war. Ich war dort hingegangen, bis es geschlossen worden war. Mir war schleierhaft, was Emma dort zu suchen hatte oder was das mit Geraldine Jones zu tun haben könnte.
    Unter Emmas Handynummer meldete sich niemand, obwohl sie mir doch gerade eine SMS geschickt hatte. Einen Moment lang saß ich da und dachte nach. Wollte ich wirklich so spät noch anfangen, in London herumzukurven? Dann leuchtete eine weitere SMS auf meinem Handydisplay auf. Wieder von Emma. Als ich sie las, kroch mir etwas Kaltes zwischen die Schulterblätter.
Nicht anrufen. Einfach kommen. Bitte.
    Das hier musste sehr vorsichtig gehandhabt werden. Das gesamte Team war soeben zu etwas abberufen worden, was sich als der Schauplatz des nächsten Mordes herausstellen konnte, und ich wurde von jemandem, der eine Verbindung zu dem Mörder hatte, in die Gegenrichtung zitiert.
    Ich griff zum Telefon auf dem Schreibtisch und ließ die Zentrale wissen, wo ich hinwollte und mit wem ich mich zu treffen gedachte. Sie erklärten sich bereit, diese Information so bald wie möglich an ein Mitglied meines Teams weiterzuleiten. Als ich das Revier verließ, kam Mark Joesbury die Treppe herunter. Er blieb stehen, als er mich sah. Ich

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