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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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war sicher, dass er gerade etwas sagen wollte, als die Tür hinter ihm aufging und Anderson erschien. Rasch machte ich kehrt und eilte hinaus.
    Während ich die Bromley Road hinunterfuhr, redete ich mir ein, dass ich keinerlei Risiko einging. Ich würde mich nur in der Nähe des Schwimmbades aufhalten. Für alle Fälle. Als ich noch ungefähr zehn Minuten von meinem Ziel entfernt war, meldete sich Tulloch per Funk und wollte wissen, wo ich denn stecke. Ich berichtete rasch.
    »Lacey, ich schicke Ihnen Verstärkung hinterher«, sagte sie. »Steigen Sie nicht aus Ihrem Wagen, bis unsere Leute da sind. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, schon, aber –«
    »Keine Widerrede, Flint. Der Notruf vom Mandela Way war eine Falschmeldung. Und es gefällt mir nicht, dass Sie ganz allein am anderen Ende von London unterwegs sind.«
    Da waren wir ja schon zu zweit.
    »Okay, verstanden«, sagte ich. »Ich fahre zum Schwimmbad und warte auf euch.«
    »Mark und Neil treffen wahrscheinlich zuerst bei Ihnen ein. Die sind vorhin auf dem Revier geblieben.«
    Ich parkte ein kleines Stück vom Schwimmbad entfernt und blickte die Straße hinauf und hinunter. Noch immer herrschte stetiger Verkehr. Die Straße war gut beleuchtet. Nichts Außergewöhnliches. Aber keine Spur von Emma.
    Ich zog mein Handy aus der Tasche. Keine neuen SMS , und das kam mir komisch vor. Wenn sie hier war, würde sie nach meinem Auto Ausschau halten, sie hätte mich herfahren sehen. Wenn sie nicht zu mir gekommen war, dann weil irgendetwas nicht stimmte.
    Andererseits war ich schneller dort gewesen, als ich erwartet hatte. Wahrscheinlich war sie noch unterwegs. Dann piepste das Handy. Diesmal war es nur ein einziges Wort.
Hilfe

28
    Ich sprang aus meinem Wagen. Noch immer niemand zu sehen.
    »Emma!« Ich hatte vorgehabt zu brüllen, doch besonders viel kam nicht heraus. Rasch beugte ich mich wieder in die Fahrertür, kehrte der Straße einen verhassten Moment lang den Rücken zu und holte das Funkgerät heraus. Ich schob es in die Tasche und trat von dem Wagen weg, das Handy fest umklammert.
    Jeden Augenblick würde Hilfe eintreffen, und ich ging ja auch bestimmt nicht weit. Ich wollte nur mal nachschauen. Vorsichtig rannte ich die Straße hinunter, bis der gewaltige, reich verzierte Ziegelbau über mir aufragte. Jede Menge Schatten. Ich erreichte die Stufen, die zum Eingang hinaufführten.
    »Emma«, versuchte ich es noch einmal. Ich stieg die Stufen hinauf, schaute mich immer wieder um und sagte mir, dass mein Auto ganz in der Nähe stand. In wenigen Minuten könnte ich mich darin einschließen und außer Gefahr sein.
    Geraldine Jones’ Mörder hatte nicht einmal wenige Minuten gebraucht.
    Oben angekommen, stellte ich fest, dass die Tür abgeschlossen war. Wo zum Teufel blieben die anderen? Seit Emmas letzter SMS waren bereits etliche Minuten vergangen, schoss es mir ins Hirn, als ich die Straße wieder hinunterrannte.
    Der Ripper hatte nicht einmal wenige Minuten gebraucht.
    Mir war eine alte Feuertreppe aus Metall eingefallen, die an der Seite des Gebäudes zum ersten Stock hinaufführte. Sie war noch da. Was mir von meinem letzten Besuch her nicht in Erinnerung war, war die Sonnenbrille, deren Bügel um das Metallgeländer gehakt waren. Sie sah ganz so aus wie Emmas.
    » DC Flint an Zentrale.«
    Ein Augenblick des Innehaltens, während ich statischem Knistern lauschte. Und etwas Lautem, Gleichmäßigem, das sich nach meinem eigenem Herzschlag anhörte. Dann: »Sprechen Sie, DC Flint.«
    »Brauche sofort Verstärkung«, meldete ich. »Vermute schwere Verletzungen, vielleicht Todesopfer.«
    Ich trat von den Metallstufen zurück und schaute nach oben. Am Ende der Treppe war ein Fenster eingeschlagen worden, und die Zugangstür zur Feuertreppe war nicht ganz geschlossen. Da war jemand drin.
    Tulloch wollte keine weitere Tote auf dem Gewissen haben. Scheiße, ich auch nicht. Und ich war sehr viel näher am Geschehen.
    Auf den ersten beiden Stufen zitterten meine Beine, so wie Beine zittern, wenn man zu lange auf dem Stepper war. Bei der fünften Stufe hatten sie auf Autopilot geschaltet, und sie trugen mich stetig aufwärts. Die Stufen quietschten bei jedem Schritt.
    Ich kam oben an und riskierte es, den Blick einen Moment lang von dem Gebäude abzuwenden, um die Straße abzusuchen. Ich würde Anderson umbringen. Ich würde Joesbury zu Boden schlagen und auf seinem Kopf herumtrampeln. Wo zum Teufel blieben die nur?
    Wohl wissend, dass ich ein Risiko einging, holte ich

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