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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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herumgesprochen, was geschehen war. Andere Parkangestellte kamen herbei und auch einige Unbeteiligte. Bis jetzt hatte ich überhaupt nichts getan; ich hatte an Joesburys Wagen gelehnt und zugesehen, wie die Dinge ins Rollen kamen. Ich musste mich zusammenreißen.
    Als ich ihn fragte, was ich tun sollte, wies Joesbury mich an, vor der Tür Wache zu stehen und dafür zu sorgen, dass niemand dem Schuppen zu nahe kam. Ich sah zu, wie erst ein Streifenwagen eintraf, dann ein zweiter. Joesbury positionierte Männer an allen vier Kompasspunkten, um den Tatort zu sichern, und zog sogar ein paar der Parkwächter als Helfer hinzu. Mit der Zeit trafen immer mehr Streifenpolizisten ein, und ich wurde von meinem Posten abgelöst. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, setzte ich mich in Joesburys Auto. Von dort aus sah ich zu, wie um den Schuppen herum der innere Sperrbereich eingerichtet wurde und die ersten Detectives von der zuständigen Dienststelle hineingingen. Dieser Mordfall würde von dem MIT aus Lewisham untersucht werden, genau wie der letzte, doch wir würden das Morddezernat von Tower Hamlets auf dem Laufenden halten müssen.
    Ein silberner Mercedes parkte auf dem Rasen, und Tulloch stieg aus. Joesbury kam ihr entgegen, ehe sie mehr als ein paar Schritte getan hatte. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und zwang sie, stehen zu bleiben; sie blickte zu ihm auf und beteuerte mit einem Kopfnicken, dass alles okay sei. Die beiden redeten noch ein paar Augenblicke länger miteinander, dann schauten sie zu mir herüber und schienen sich nicht einig zu sein. Wenn dem so war, dann hatte ich den Eindruck, dass er den Disput gewonnen hatte. Tulloch sagte noch ein paar Worte zu ihm, ehe sie auf den Schuppen zumarschierte. Dann schnappte Joesbury sich Stenning und kam auf mich zu.
    »Wie geht’s Ihnen?«, erkundigte er sich, als er nahe genug heran war.
    »Es geht schon«, erwiderte ich.
    »Fit genug für einen Spaziergang?«
    Ich stieg aus dem Wagen und erwartete, auf einen Botengang geschickt zu werden. »Wohin?«, fragte ich.
    »Nur eine Runde«, sagte er und wandte den Blick nicht von mir. »Schauen Sie mich weiter an. Ich möchte, dass Sie ein Stück aus dem äußeren Sperrbereich herausgehen, so, als wollten Sie Luft schnappen.«
    Der äußere Sperrbereich wurde gerade jenseits des Ruderteichs gezogen, um die Leute fernzuhalten.
    »Es ist sehr gut möglich, dass unser Freund noch hier ist. Nicht umsehen. Er wird zuschauen, was hier abgeht, und er wird sehr scharf darauf sein, Sie zu sehen. Sie drehen eine Runde, und Stenning und ich schauen uns jeden, der sich ein bisschen zu sehr für Sie zu interessieren scheint, ganz genau an.«
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriff. »Ich bin ein Köder?«
    »Lacey, wir sind doch ganz in der Nähe«, beteuerte Stenning. »Wenn irgendjemand auch nur in Rufnähe kommt, krallen wir ihn uns.«
    »Das versteht sich von selbst«, bekräftigte Joesbury. »Außerdem sollte ich Sie darauf hinweisen, dass das keine Anweisung ist. Sie brauchen das nur zu tun, wenn Sie es sich zutrauen. Und dass DI Tulloch mich davon in Kenntnis gesetzt hat, dass sie mir eigenhändig die Eier abschneidet und sie vor der Southwark Cathedral an die Tauben verfüttert, wenn Ihnen irgendwas passiert.«
    Daraufhin hätte ich fast gelächelt. »Na ja, das hört sich echt sehenswert an«, bemerkte ich.
    Stenning klopfte mir auf die Schulter, dann gingen er und Joesbury davon. Ein paar Sekunden später konnte ich beide nicht mehr sehen. Ich ließ den Kopf nach vorn sinken und rieb mir den Nacken. Mit ein bisschen Glück würde jeder, der mich beobachtete, denken, dass ich vom zu langen Sitzen im Auto ganz steif geworden war. Dann ging ich über den Asphalt, um den See herum und auf die Schaulustigen zu, die sich am Rand des äußeren Sperrbereichs versammelt hatten.
    »Entschuldigung«, murmelte ich und drängte mich durch. Ohne mich umzuschauen, ging ich am Kinderspielplatz vorbei und folgte dem blau gestrichenen Metallgeländer. Dann verließ ich den asphaltierten Weg und nahm einen ungepflasterten Pfad, der über einen kleinen, grasbewachsenen Hügel führte. Zu meiner Linken konnte ich Sportplätze sehen und hinter dem Park ein gewaltiges rosafarbenes Hochhaus. Auf dem Hügel, den ich gerade erklomm, waren Bäume gepflanzt, aber nicht so viele, dass ich mir Sorgen hätte machen müssen, jemand könnte dort lauern.
    Eine große schwarze Krähe hopste vor mir auf den Weg, und das erschien mir nicht gerade wie

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