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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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konnte, schien zu passen. Er war Mitte bis Ende zwanzig, eher blond – mit heller Haut – als dunkel. Außerdem war er groß, und ich erinnerte mich, gelesen zu haben, dass Cooper knapp über einsachtzig war. Er trug Skaterklamotten: weite Jeans, die am Boden schleiften, eine lockere dunkle Jacke mit farbigen Symbolen und eine enge Wollmütze. Den Tennisschläger hielt er noch immer in der rechten Hand.
    Dann schoss er los, rannte wie ein Fuchs über das Gras, huschte hinter Büsche, hielt auf einen der Seiteneingänge zu, und Joesbury war ihm auf den Fersen.
    Joesbury war älter als Cooper, aber er war kräftiger und eindeutig fitter. Der Abstand zwischen ihnen verringerte sich. Ich hörte noch mehr rennende Schritte, drehte mich um und erblickte Pete Stenning, der auf mich zugeprescht kam und dabei in sein Funkgerät brüllte.
    »Alles okay?«, japste er, als er näher kam.
    Ich hatte die beiden dunklen Gestalten beobachtet, konnte sie fast nicht mehr erkennen.
    »Alles bestens«, versicherte ich. »Los, bleiben Sie an ihnen dran.«
    Stenning keuchte, er beugte sich vor, um wieder zu Atem zu kommen. »Der Boss hat gesagt, ich soll bei Ihnen bleiben.«
    Einen Augenblick lang sahen wir uns an, dann rannten wir beide über den Rasen. Wir konnten Joesbury oder den Mann, den er verfolgte, nicht mehr sehen, doch wir wussten, wohin sie gelaufen waren. Stenning war größer als ich und zweifellos auch schneller, aber er hatte Anweisung, in meiner Nähe zu bleiben, also rannten wir nebeneinander her über die Fußballplätze und zum Rand des Parks.
    Hier gab es keine Tore, nur eine blau gestrichene Schranke, damit die Kinder nicht zu schnell auf die angrenzenden Straßen liefen. Wir umkurvten sie und fanden uns in einer kleinen Seitenstraße wieder. Autos parkten am Straßenrand. Von Joesbury und dem Gejagten war nichts zu sehen.
    »Wir sollten uns trennen«, schlug ich vor.
    »Einen Scheiß werden wir tun.«
    Ohne die leiseste Ahnung, in welche Richtung wir mussten, joggten wir zu einer Straße mit roten viktorianischen Backsteinhäusern. Hier waren etliche Fußgänger unterwegs, ein Radfahrer kam an uns vorbei, schneller als die Autos. Niemand, der wie Cooper aussah. Wir warteten, während Schritte hinter uns verrieten, dass von Stennings Funkspruch alarmierte Kollegen zu uns gestoßen waren. Über Funk erfuhren wir, dass weitere Polizisten den Park durch andere Ausgänge verlassen hatten und in unserer Richtung unterwegs waren, in der Hoffnung, dem Verdächtigen den Weg abzuschneiden. Wir hörten Joesburys Stimme Anweisungen erteilen. Hoffnungsvoll klang sie nicht. Ein paar Minuten später sahen wir Joesbury selbst auf einer großen Rasenfläche auf der anderen Seite der Straße auftauchen. Er sah uns an, schüttelte den Kopf und wand sich dann durch den Verkehr, bis er uns erreicht hatte.
    »Das Arschloch ist mir durch die Lappen gegangen«, sagte er. Dann krümmte er sich vornüber und spuckte in den Rinnstein.

39
    Montag, 10. September
    »Möchte jemand Ketchup?«, fragte Kristos.
    DI Tulloch auf der anderen Seite des Tisches machte ein völlig entgeistertes Gesicht. Neben ihr presste Joesbury die Kiefer zusammen. An meiner Seite starrte Stenning die blutrote Flasche an, die uns hingehalten wurde. Dann begegnete mein Blick dem von Joesbury. Während ich mir ein Kichern verbiss, griff er nach der Flasche. »Isst du den Schinkenspeck, Tully?«, erkundigte er sich.
    Tulloch hob die Weißbrotscheibe von ihrem Sandwich, schälte drei Speckstreifen herunter und ließ sie auf Joesburys Teller fallen. Sie leckte sich die Finger ab, ehe sie das Brot wieder herunterklappte und das nunmehr unbelegte Sandwich in vier gleiche Stücke schnitt.
    »Ich bin Vegetarierin«, sagte sie, als sie sah, dass Stenning und ich sie anstarrten. »Ich kann nur einfach dem Geschmack von Schinkenfett nicht widerstehen.«
    Es war nach zwei Uhr morgens, und wir vier saßen in einem Café in der Nähe des Reviers von Lewisham, das die ganze Nacht geöffnet hatte. Ich war zum ersten Mal hier, doch der Besitzer, ein junger griechischer Zyprer namens Kristos, kannte die anderen offensichtlich gut. Er hatte uns große Kaffeebecher vollgeschenkt und ungefragt Schinkenspeck auf den Grill gelegt.
    »Frauentausch«, verkündete Stenning und nahm Joesbury die Ketchupflasche aus der Hand.
    »Bitte?«, fragte Tulloch.
    »Das ist bestimmt so eine Frauentausch-Nummer, bei der was schiefgegangen ist«, fuhr Stenning fort, während Joesbury sich auf seinem Stuhl

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