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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Zeit«, sagte ich. »Das Schwimmbad und der Park stammen aus der Regierungszeit von Queen Victoria, Brendon Estate eindeutig nicht. Da war es der Name des Wohnblocks, der von Bedeutung war.«
    »Klingt logisch«, bemerkte Stenning. »Er kann die Originalschauplätze nicht benutzen, die meisten existieren nicht mehr. Da ist alles plattgemacht und neu bebaut worden, und es sieht überhaupt nicht mehr so aus wie vor hundert Jahren.«
    »Und schaut euch doch an, wie viele Gaffer vorgestern Abend in Whitechapel unterwegs waren«, stimmte Joesbury zu. »Er hätte vor vollem Haus gespielt.«
    »Dann suchen wir eben viktorianische Gebäude und überwachen sie am 30. September«, schlug Stenning vor.
    »Was glauben Sie, wie viele davon es in London gibt?«, fragte Joesbury. »Diese Stadt ist praktisch in der viktorianischen Zeit erbaut worden. Im Stadtplan gibt es über vierzig Straßen mit dem Wort Victoria im Namen. Ich hab nachgesehen, bevor wir essen gegangen sind.«
    »Dann nehmen wir eben die berühmten, die, die etwas bekannter sind.« Stenning ließ nicht locker.
    Tulloch kaute auf ihrer Unterlippe. »Diese Sache mit dem Holzstück«, meinte sie. »Das ist bei Annie Chapman nicht passiert.«
    Ich ließ den beiden Männern einen Moment Zeit, ihren Senf dazuzugeben. Keiner von beiden tat es.
    »Aber bei Emma Smith«, sagte ich.
    »Die ist mir neu«, brummte Stenning und sah mich an.
    »Emma Smith war das erste Mordopfer in Whitechapel. Sie wurde irgendwann im April 1888 umgebracht. Ein dicker Holzpflock war in sie hineingestoßen worden und hat massive innere Verletzungen verursacht. Sie hat den Angriff überlebt, ist aber am nächsten Tag im Hospital gestorben.«
    Stenning sah verwirrt aus. »Moment, also …«
    »Niemand glaubt wirklich, dass sie ein Opfer des Rippers war«, erklärte ich. »Sie selbst hat gesagt, sie wäre von drei Männern überfallen worden. Wahrscheinlich war das Ganze irgendein Racheakt oder eine Bestrafung.«
    »Worauf will Cooper also hinaus?«, fragte Joesbury. »Er ist kein reiner Nachahmungstäter, das ist sicher. Es ist, als ob er die ganzen Morde durchsortiert und sich das raussucht, was ihm am besten gefällt.«
    Tulloch warf einen Blick auf die Uhr, und ich fragte mich, ob sie wohl nach dem Datum sah. Es war der 10. September. Nur zwanzig Tage, bevor ein Ripper-Nachahmungstäter erneut zuschlagen würde.
    »Wir kriegen ihn.« Ich fragte mich, wen ich eigentlich überzeugen wollte. »Ich habe ihn gesehen. Es gibt ihn wirklich. Wir wissen, wer er ist. Wir kriegen ihn.«
    Ich konnte sehen, dass sie sich bemühte zu lächeln.
    »Wir brauchen einen Plan«, verkündete Joesbury.
    »Was du nicht sagst«, murmelte sie halblaut.
    Joesbury sah mich an. »Ich meine, einen Plan für unseren kleinen Ripper-Köder hier«, erklärte er.
    Ich reckte mich ein wenig auf meinem Stuhl. »Wenn das jetzt auf dem Revier mein Spitzname wird, dann –«, begann ich.
    »Nicht schon wieder die Nummer mit den Hoden und den Tauben«, wehrte er ab, während sich sein Gesicht entspannte und diese tollen Zähne zum Vorschein kamen. »Das ist doch inzwischen kalter Kaffee.«
    »Ich trage die Dinger als Ohrringe«, gab ich zurück. »Und wenn sie anfangen zu gammeln, stecke ich sie auf einen Spieß, zusammen mit Ihren Augäpfeln, und gebe sie Kristos, damit er Souvlaki draus machen kann.«
    Joesbury lächelte mich tatsächlich an. Dicht über seinem linken Mundwinkel war ein kleiner Ketchupfleck, und ich verspürte den fast unwiderstehlichen Drang, die Hand auszustrecken und …
    »Wow, die ist ja noch gemeiner als du«, stellte er fest und richtete sein Grinsen jetzt auf Tulloch. Sie lächelte zurück und streckte den linken Ringfinger aus, um den Ketchupfleck wegzuwischen.
    »Ich muss wirklich nach Hause«, sagte ich, ehe mir klar wurde, dass ich gar keine Möglichkeit hatte, dort hinzukommen. »Ist das okay, Boss?«
    »Wir gehen lieber alle«, entschied sie, ehe sie sich wieder an Joesbury wandte. »Was meinst du mit einem Plan …?«
    »Wir sollten sie in eine sichere Unterkunft schaffen«, erklärte er. »Morgen, wenn’s geht. Ich schiebe heute Nacht vor ihrer Wohnung Wache.«
    »Nein«, widersprach Tulloch, während ihr Blick zwischen uns beiden hin und her huschte. »Du brauchst Schlaf. Das soll eine Streife übernehmen. Wir können sie morgen umquartieren.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte ich.
    Drei Augenpaare sahen mich an.
    »Uns bleiben nur zwanzig Tage«, gab ich zu bedenken. »Nicht viel

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