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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Zeit.«
    Schweigen.
    »Wenn er sich streng an die Vorlage hält, tötet er das nächste Mal gleich zwei Frauen«, sagte ich. »Am 30. September.«
    »Er hält sich nicht streng daran«, wehrte Joesbury ab. »Das haben wir doch gerade festgestellt. Er pickt sich einzelne Aspekte raus und vermischt sie.«
    »Ich wette, es fällt ihm schwer, einem Doppelschlag zu widerstehen«, entgegnete ich.
    Tulloch sah Joesbury an, der immer noch mich fixierte. »Nein«, sagte er.
    »Elizabeth Stride und Catharine Eddowes«, zählte ich auf. »Beide innerhalb einer Stunde abgeschlachtet.«
    Er schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage, Flint.«
    »Sie hatten doch vorhin auch kein Problem damit, mich über der Schlangengrube baumeln zu lassen«, erwiderte ich.
    »Das war etwas ganz anderes. Das war eine beherrschbare Situation. Wir können Sie nicht rund um die Uhr beschützen.«
    »Wenn ich zu Hause bleibe, wird er Kontakt zu mir aufnehmen«, sagte ich. »Sie haben doch Überwachungskameras im Garten anbringen lassen, nicht wahr? Und über der Haustür?«
    Er senkte den Blick auf die Tischplatte.
    »Die sind direkt mit dem Revier verbunden«, fuhr ich fort. »Und neben meinem Bett ist ein Notrufknopf?«
    »Lacey«, setzte Tulloch an, »es ist nicht –«
    »Jedes Fenster und jede Tür ist alarmgesichert?« Ich achtete nicht auf Tulloch, ich sprach einzig und allein mit Joesbury, als hätte er jetzt das Sagen. Mittlerweile sah er mich wieder an, aber seine Augen lächelten nicht mehr. »Drinnen kommt er nicht an mich ran«, meinte ich. »Aber er könnte versuchen, in den Garten zu kommen oder irgendwas durch die Haustür reinzuschieben. Vielleicht ruft er mich an. Vielleicht versucht er, Kontakt mit mir aufzunehmen, wenn ich unterwegs bin. In den nächsten Tagen werde ich oft nicht auf dem Revier sein. Ich gehe wieder raus auf die Straße.«
    Schweigen am Tisch. Drüben am Tresen stand jetzt auch Kristos ganz still. Er hörte ebenfalls zu.
    »Wir haben zwanzig Tage«, sagte ich. »Wenn wir ihn bis zum 30. nicht geschnappt haben, ziehe ich in eine sichere Unterkunft.«
    Noch immer keine Antwort, doch ich wusste, dass sie zustimmen würden. Wenn wir ihn bis zum 30. nicht geschnappt hatten, würden zwei weitere Frauen sterben. Tulloch ließ den Kopf in die Hände sinken, und Stennings Hand legte sich auf meine Schulter. Joesbury musterte mich immer noch finster. Doch er widersprach nicht mehr.
    Jetzt war es amtlich. Ich war der Ripper-Köder.

40
    Ein schrilles Geräusch viel zu dicht neben meinem Kopf weckte mich. Ich tastete herum und bekam mein neues Handy zu fassen.
    »Morgen, Sonnenschein.«
    »Was?«, brachte ich heraus. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s – Pete. Erwarten Sie jemand anderes?«
    »Wasnlos?«
    »Ich hab was, das Ihnen den Tag versüßen wird.«
    »Raus damit.«
    »Sperma.«
    Ich mühte mich ab, mich aufrecht hinzusetzen. »Stenning, denken Sie bitte nicht, ich würde mich nicht geschmeichelt fühlen, aber –«
    »Doch nicht meins, Sie verpennte Nuss. An der Leiche.«
    Jetzt war ich hellwach. »Wie war das?«
    » DI Tulloch ist gerade von der Autopsie zurückgekommen. Der Pathologe hat Sperma an der Leiche gefunden.«
    Ich brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten. Also hatte es nicht gereicht, ihr den Bauch aufzuschneiden … »Er hat sie vergewaltigt?«
    Ich hörte, wie Stenning Luft holte. »Ja, ziemlich heftig«, antwortete er. »Aber prima für uns. Wir –«
    »Moment mal, die Autopsie ist schon gelaufen?« Wie spät war es, verdammt noch mal?
    »Gleich heute früh. Anscheinend wieder mit Musik. Tulloch und Anderson sind hingegangen. Haben uns gerade auf den neuesten Stand gebracht.«
    Ich beugte mich vor, bis ich meinen Wecker sehen konnte. Fast halb elf.
    »Tulloch hat gesagt, wir sollen Sie nicht wecken«, erklärte Stenning. »Aber ich dachte, Sie möchten bestimmt die gute Nachricht hören. Wir kriegen ihn, Flint. Wir haben einen Namen und DNS . Der ist erledigt. Ach ja, und die Zeitungen haben das mit dem viktorianischen Bezug spitzgekriegt. Ausgerechnet Ihre Freundin Emma Boston hat es ausgetüftelt.«
    Ich war aus dem Bett gesprungen und überlegte, was ich Sauberes zum Anziehen hatte.
    »Und jetzt schwingen Sie Ihren Arsch aufs Revier. Der Boss will, dass Sie uns von diesem Doppelmord erzählen. Nur für alle Fälle.«

41
    23. Dezember, elf Jahre zuvor
    Die Ärztin ist von Kinderfotos umgeben. Auf ihrem Schreibtisch, auf dem Regal hinter ihr, sogar auf dem Fensterbrett. Manche Bilder – die von

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