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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Bauchhöhle und der inneren Organe gewesen. Vor ihrem Tode war sie gefoltert worden, indem ihr vierzehn oberflächliche Schnittwunden an den Brüsten beigebracht worden waren. Die abgebrochene Zaunlatte hatte man ihr in die Vagina gerammt, als sie noch am Leben gewesen war. Die inneren Verletzungen waren sehr schwer, und das Sperma in ihrem Schamhaar ließ darauf schließen, dass sie vergewaltigt worden war.
    Dieses Sperma, erfuhr ich, wies Spuren eines gängigen Spermizids auf. Der Täter hatte ein Kondom benutzt. Ärgerlicherweise fielen Samuel Coopers bisherige Festnahmen in die Zeit, als noch nicht routinemäßig DNS -Proben von Verdächtigen genommen worden waren, also mussten wir ihn erwischen, ehe wir eindeutig nachweisen konnten, dass er der Täter war. Aber wir würden ihn kriegen. Sein Foto war überall. Ich sah es jeden Tag mehrere Male, im Fernsehen und in den überregionalen Zeitungen.
    Dann, am Ende des vierten Tages, identifizierten wir unser Opfer.

44
    Freitag, 14. September
    Daryl Weston aus Stockbridge in Hampshire kam nach einer zehntägigen Geschäftsreise auf die Philippinen nach Hause und fand sein Haus seltsam verlassen vor. Seine Frau Amanda war nirgends zu sehen, die Katze war halb verhungert und der Anrufbeantworter randvoll mit Nachrichten. Einige der Anrufe kamen von seinen beiden Kindern: dem Sohn, der in Bristol wohnte, und der dreizehnjährigen Tochter im Internat in Gloucestershire. Die meisten anderen waren von Amandas Freundinnen, die Zeichnungen eines Mordopfers in den Nachrichten gesehen hatten, das bemerkenswerte Ähnlichkeit mit ihr hätte, und nur mal nachschauen wollten, ob sie noch unter uns weile. Haha.
    Nachdem er sich die vierte derartige Nachricht angehört hatte, fiel es Daryl Weston schwer, den Witz darin zu erkennen. Er rief die Eltern seiner Frau in Sussex und dann ihre engsten Freunde an. Dann rief er uns an.
    Amanda Weston, sechsundvierzig Jahre alt, war seit vier Jahren verheiratet. Daryl war ihr zweiter Ehemann; ihre beiden Kinder stammten aus ihrer ersten Ehe. Laut ihrem Mann hatte sie keine Feinde. Sie arbeitete Teilzeit als Krankenpflegerin in einem Hospiz für unheilbar Krebskranke.
    Daryl Weston hatte seine Frau geliebt. Er weinte wie ein Kind, als er ihren Leichnam sah. Als er aufs Revier kam, um seine Aussage zu machen, weinte er noch immer. Tulloch und Anderson gingen mit ihm ins Besprechungszimmer, ein Raum, den wir für Gespräche mit Leuten verwenden, die keines wie auch immer gearteten Verbrechens verdächtigt werden. Das können Opfer sein, Angehörige des Opfers oder wichtige oder gefährdete Zeugen. Das Zimmer ist gemütlich eingerichtet, und in einer Ecke ist eine diskrete Videokamera angebracht. Während Tulloch und Anderson sich mit Weston unterhielten, versammelte sich der Rest von uns im Einsatzraum, um sich das Gespräch anzuschauen.
    »Mr. Weston, ich weiß, Sie möchten zu Ihren Kindern zurück«, sagte Dana, nachdem sie ihm die Grundregeln erklärt hatte, »aber ich muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Ist das okay?«
    Weston nickte, ohne von seinen Händen aufzuschauen, die er im Schoß ineinander verschlungen hatte.
    »Fällt Ihnen irgendein Grund ein, warum Ihre Frau letzten Samstag in London gewesen sein könnte?«
    Weston schüttelte den Kopf. »Sie fährt nie nach London«, sagte er. »Sie findet London furchtbar.«
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen?«
    Er überlegte einen Moment. »Dienstagabend«, antwortete er. »Ich habe sie gefragt, wie spät es in England ist, und sie hat gesagt, kurz nach acht.«
    »Wie hat sie sich angehört`«
    Er schüttelte den Kopf. »Normal. Müde. Sie hatte Dienst gehabt, aber sie musste erst Samstag wieder arbeiten. Sie hat sich auf die Pause gefreut.«
    »Hatte sie irgendwelche Pläne?«, erkundigte sich Tulloch.
    »Den Garten winterfest machen. Daniel beim Packen helfen. Er wollte nächste Woche in eine neue Wohnung ziehen. Großer Gott …« Er ließ den Kopf in die Hände sinken.
    »Daniel ist fünfundzwanzig, richtig?«
    Es drängten sich zu viele Leute um den Bildschirm; allmählich wurde es hier ungemütlich heiß. Ich schob mich unauffällig ein Stückchen zurück und schaute auf die Uhr. In zwanzig Minuten sollte ich mich mit der Sapphire Unit unseres Viertels in einer Schule in der Nähe treffen.
    »Mr. Weston, wir haben Grund zu der Annahme, dass derjenige, der Ihre Frau umgebracht hat, vor gut einer Woche noch eine andere Frau getötet hat. Haben Sie von dem Fall

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