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Dunkle Gefährtin

Titel: Dunkle Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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sie, dass sie sich verwandelte, um ihr den Dämonenkopf abschlagen und ihn wie eine Trophäe ausstellen zu können.
    Sie weigerte sich – außerdem war sie ohnehin nicht dazu in der Lage. Falls sie sie umbrachten, würde die menschliche Polizei sie genau so finden, von Blutergüssen übersät und vergewaltigt. Das Entsetzen würde dafür sorgen, dass die Sympathien ihr galten, nicht ihren Entführern. Sollten sie dagegen einen abgeschlachteten Dämon präsentieren, freuten sich die Leute womöglich oder würden zumindest behaupten, sie hätte es selbst verschuldet.
    »Schluss jetzt!«, sagte die Frau streng. »Wir machen’s heute Nacht, vor ihrer Schwester.«
    Nadia wurde wütend. »Ihr lasst sie da raus, ihr dämlichen Perversen!«
    Der Mann, der weiter auf sie eingetreten hatte, ließ von ihr ab. Er ging einige Schritte auf Abstand zu ihr. Sie lag gekrümmt vor Schmerzen auf dem Boden. »Ja«, stimmte er beinahe ehrfürchtig zu, »sie wird alles mit ansehen.«
    Ängstlich rollte Nadia sich zusammen, wobei ihre eisige Furcht nichts mit ihrem bevorstehenden Tod zu tun hatte.
     
    Tain durchstreifte die Straßen, während die Sonne langsam unterging. Die warme Dunkelheit der Stadt war ihm weit angenehmer als die Atmosphäre in seinem winzigen Apartment. Zwar hatten Leda und Hunter ihn eingeladen, mit in Adrians Haus in Malibu zu wohnen, aber das hatte er abgelehnt.
    Natürlich könnte es ihn beruhigen, den Abend mit Leda, Hunter und ihrem kleinen Sohn zu verbringen, vor allem den Winzling in den Händen zu halten und über seine Unschuld und angeborene Kraft zu staunen. In dem Baby, das Ryan noch war, fühlte Tain eine Macht, die dessen Eltern eines Tages überfordern dürfte. Wie dem auch sei – Tain genoss es, mit Hunter zu scherzen, er mochte Ledas warmherzige, freundliche Art, und dennoch gab es einen Teil in ihm, den sie nie berühren konnten.
    Schlimmer noch, Tain traute sich selbst nicht in ihre Nähe. Was geschah, wenn er vor ihnen von dem dunklen Wahn überwältigt wurde, der nach wie vor in ihm lauerte? Er war stärker als Hunter, ja stärker als alle Unsterblichen zusammen aus Kehksuts Folter hervorgegangen. Hunter und Leda könnten ihn folglich nicht aufhalten, und ihr Baby war so klein und verwundbar. Sollte die Finsternis ihn heimsuchen, musste Tains Familie leiden. Also blieb er ihnen allen am besten fern.
    Die gespenstischen Straßen des nächtlichen Los Angeles passten ohnedies besser zu seiner Stimmung. Überall prallten Gegensätze aufeinander: opulente Nobelviertel, in denen die Milliardäre wohnten, grenzten an Slums, die von Gangs kontrolliert wurden.
    Hier fanden Menschen aus allen Ländern ein Zuhause, und auch die magischen Arten sammelten sich in diesem Großstadtmoloch, vor allem jene, die eine nächtliche Existenz vorzogen. Vampire und Dämonen waren in der Überzahl, weil Werwölfe lieber auf dem Land lebten, genau wie Sidhe und andere magische Kreaturen, die auf Natur angewiesen waren. Warum Samanthas Werwolfpartner Logan in Los Angeles lebte, verstand Tain nicht. Und dass er es aushielt, mit einer Halbdämonin als Partnerin zu arbeiten, war ihm absolut rätselhaft.
    Die Leute, menschliche und andere, ließen Tain in Ruhe, egal ob er in einer Sitzreihe im Bus saß oder herumwanderte, während die Großstadtlichter zu leuchten begannen. Sie alle hatten einen geschulten Blick für Gefahr, und einen großen Mann in einem langen Mantel, Jeans und Motorradstiefeln assoziierten sie sofort damit.
    Tains ziellose Wanderung brachte ihn vom Wilshire Boulevard zum MacArthur-Park, in dem die Vampir- und Dämonenterritorien aufeinandertrafen. Wenn es des Nachts Ärger gab, dann hier oder ganz in der Nähe.
    Tain konnte jederzeit seine lebensmagische Aura dämpfen. Das war etwas, das er in den langen Jahren als Kehksuts Gefangener gelernt hatte. Überhaupt hatte er sich einiges angeeignet, während Kehksut sein Monster schuf, und so dürfte Tain heute Nacht das gefährlichste Wesen im MacArthur-Park sein. Hätte er es im letzten Jahr gewollt, er wäre ohne weiteres in der Lage gewesen, seine Brüder für immer einzusperren und die Welt zur Hölle fahren zu lassen.
    Das hatte er ihnen nie gesagt. Er ließ sie in dem Glauben, dass sie ihren kleinen Bruder mit vereinten Kräften gerettet hatten. Sollten sie ruhig denken, dass mit ihm alles in Ordnung war und er nur ein bisschen Zeit brauchte, um sich wieder einzukriegen.
    Er lächelte verbittert. Seine Brüder würden die Qualen, die körperlichen

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