Dunkle Gefährtin
Derartiges tun.«
McKays Miene war nicht zu entschlüsseln. »Vielleicht sollte ich mit Ihren Brüdern reden.«
»Sie leben nicht hier«, sagte Samantha, »außer Hunter und seiner Frau. Aber sie haben nichts damit zu tun. Das weiß ich bereits.«
»Trotzdem könnten sie eine gute Quelle sein, Samantha. Fahr mit Logan hin, und frag diesen Hunter, was er über Dämonenjäger in L.A. weiß. Ich versuche, jemanden vom Lamiah-Clan zu befragen. Wir müssen herauskriegen, ob sich ein Clan-Krieg zusammenbraut, den wir ganz sicher nicht gebrauchen können. Wir räumen noch die Scherben weg, die nach den Auseinandersetzungen der Clans im letzten Jahr zurückblieben.« Sie seufzte. »Die Clan-Matriarchinnen sind allerdings verdammt empfindlich. Ob sie überhaupt mit mir reden oder mir die Wahrheit sagen würden, steht in den Sternen.« Sie sah Samantha fragend an. »Samantha, du gehörst doch zum Lamiah-Clan. Kannst du nicht ein gutes Wort für mich einlegen?«
Diese hob sofort beide Hände. »Ich habe keinerlei Kontakt zu meiner Dämonenverwandtschaft. Halbdämonen sind bei ihnen nicht gerade beliebt. Und ich kenne keinen außer meinem Vater.«
Was ebenfalls kein erfreuliches Thema war. Ihr Vater, ein Dämon namens Fulton, erwies sich nach und nach als gar kein so übler Dämon, aber immer noch war Samanthas Kontakt zu ihm wie ein Tanz auf rohen Eiern. Sie, ihre Mutter und Fulton bemühten sich seit einem Jahr, eine Familie zu werden, und obschon sie durchaus Fortschritte machten, ging es langsam voran.
McKay fuhr sie sich durch ihr raspelkurzes Haar. »Versuch’s einfach, Sam! Wir wollen nicht, dass die Sache aus dem Ruder läuft, und wenn dein Vater sich in seiner Familie umhören könnte, ob irgendjemand etwas über die Entführungen weiß, bin ich schon dankbar. Junge Mädchen, die einfach verschwinden, sind nicht gut.«
Samantha nickte. »Ja, okay. Ich frage Tains Bruder nach Dämonenjägern und meinen Vater, was im Lamiah-Clan los ist.«
McKay entließ sie und sagte ihr, sie solle nach Hause fahren und ein bisschen schlafen. Tain begleitete Samantha hinaus zu ihrem Pick-up. Nachdem sie ihm aufgeschlossen hatte, öffnete er die Beifahrertür und stieg unaufgefordert ein.
Samantha steckte den Schlüssel ins Zündschloss. »Kann ich dich irgendwo absetzen?«
»Ich möchte sichergehen, dass du heil nach Hause kommst.«
»Das tue ich eigentlich immer. Ich bin vorsichtig, ich bin ein Cop, und ich bin bewaffnet.«
»Ein paar Leute haben es auf Dämonenherzen abgesehen«, entgegnete er ruhig. »Und zufällig besitzt du eines.«
Dem konnte sie nicht widersprechen. Zwar hatte sie sich in ihrem Job längst abgewöhnt, sich etwas zu nahegehen zu lassen, doch was Nadia und ihrer Schwester passiert war, würde sie gewiss noch eine ganze Weile beschäftigen.
»Na gut, schnall dich an!« Sie legte den Gang ein und fuhr vom Parkplatz.
[home]
Kapitel 5
S amantha stöhnte, als sie auf die Umgehungsstraße einbog, wo der Verkehr selbst am späten Abend noch sehr dicht war. »Ich habe nur ein halbes Dämonenherz«, korrigierte sie.
Woran du mich fortwährend erinnern musst.
»Es ist nicht deine Schuld, dass du so geboren wurdest.« Tain klang abgelenkt. Er sah aus dem Fenster und beobachtete alles genau.
»Wie nett von dir, das zu sagen!« Samantha überholte einen Wagen, der unvermittelt vor ihr anhielt.
Tain schwieg. Die Dämonin in ihr krümmte sich angesichts seiner überwältigenden Lebensmagie, die das kleine Auto vollständig auszufüllen schien. Gleichzeitig fühlte ihre menschliche Hälfte sich von dem großen, breitschultrigen Mann angezogen, der zum Greifen nahe war. Sein linker Arm ruhte auf dem Sitz zwischen ihnen, so dass Samantha lieber beide Hände fest am Steuer ließ.
»Wo wohnst du?«, fragte Samantha. »Oder schläfst du bei Leda und Hunter?«
»Ich habe meine eigene Wohnung.«
Sie wartete vergeblich, dass er ihr sagte, wo. »Klasse, ich mochte schon immer Männer mit Geheimnissen!«
»Dann müsstest du mich mögen.«
Sie sah kurz zu ihm. »Ist das ein Scherz? Tain, der grüblerische Unsterblichenkrieger, macht Witze?«
»Erwartest du von mir, dass ich mich ununterbrochen in finsteren Gedanken über meine tragische, qualvolle Vergangenheit ergehe? Wie sagt Leda so gern? Vierundzwanzig Stunden, sieben Tage lang?«
»Nein, ich meine …« Sie versuchte es anders. »Ich frage mich wohl bloß, ob es dir gut geht.«
»Tut es nicht.« Er blickte wieder aus dem Fenster.
Geheimnisvoll eben.
»Und
Weitere Kostenlose Bücher