Dunkle Gefährtin
Gefühle bisher nicht beschädigter als bei seiner Ankunft in Los Angeles, obwohl er eine Menge Zeit damit verbrachte, Mitgefühl für Leute wie Nadia aufzubringen, ganz gleich, ob sie es zu schätzen wussten oder nicht.
»Ich will diese Schweine kriegen, Nadia!«
»Warum willst du einer Dämonin helfen?«, fragte sie. »Und wieso wollte der andere Typ das auch? Was zur Hölle war der eigentlich?«
»Das kann ich selbst nicht so genau sagen.«
»Und warum interessiert es
dich
?«
Logan streckte seine langen Beine aus und verschränkte seine Arme vor der Brust. »Das hier ist meine Stadt«, antwortete er im Tonfall eines Western-Sheriffs. »Ich will sie sauber halten.«
»Blödsinn, Werwolf!«
Der Wolf in ihm knurrte, doch das war bloß seine Lebensmagie, die die Nackenhaare sträubte.
»Nein, ich will wirklich wissen, wer dir und deiner Schwester das angetan hat«, schickte er etwas ruhiger hinterher. »Es gibt einen Unterschied zwischen einem guten Kampf und – dem hier.«
Nadia seufzte, und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Tut mir leid, okay?«
Logan zuckte mit den Schultern und wies das Tier in sich an, ruhig zu sein. »Was euch passiert ist, war furchtbar. Du hast allen Grund, wütend zu sein.«
»Wenn ich doch bloß mehr wüsste!« Nadia sank tiefer in die Kissen. Wie zart und zerbrechlich sie aussah. »Sie gaben mir irgendetwas, das mich völlig entkräftet hat. Als ich in dem Wandschrank war, konnte ich nicht zu meiner Dämonengestalt wechseln, und später wollten sie, dass ich mich verwandle. Sie wollten einen Dämon umbringen, nichts, was menschlich aussieht.«
»Vermutlich – was bedeutet, dass sie nicht gezielt hinter dir her waren, sondern hinter Dämonen allgemein.«
»Ja, aber es war meine Schwester, die
allgemein
umgebracht wurde!«
Mit ihrem traurigen Gesicht sah Nadia schlicht wie eine junge Frau aus, die in eine Tragödie gestürzt worden war. Unwillkürlich streckte Logan seine Hand aus und strich ihr das kurzgeschorene Haar aus der Stirn. Sie starrte ihn verwundert an, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
Inzwischen war er froh, dass Samantha ihn zu diesem Fall hinzugezogen hatte, denn er wollte alles tun, um die Dreckskerle
zu finden, die der hilflosen jungen Frau solchen Kummer bereitet hatten.
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Kapitel 6
L ang ausgestreckt lag Tain auf dem Fußboden, die Augen weit offen und alles andere als ruhig. Meditation half ihm gewöhnlich, doch heute Nacht wollte sich sein Geist partout nicht beruhigen.
Das erste Morgenlicht fiel durch das Fenster herein, Schweigen senkte sich über den Raum, und die Zeit schien stillzustehen. Dann begann die Präsenz der Göttin den Raum bis in den letzten Winkel auszufüllen wie ein schweres Parfüm.
Cerridwen manifestierte sich nicht vollständig, sondern wurde zu einem weißen Licht, das über Tain schwebte. »Tain.« Er fühlte ihre Liebe und Wärme, die ihn umfingen, und ihre Heilmagie, die nach den Wunden in ihm suchte.
Nach und nach hatte sie ihm das letzte Jahr geholfen zu heilen, ihm genug Magie gegeben, um seine eigene Unsterblichenmagie zu stärken und die Heilung seines Körpers voranzutreiben. Manchmal, wie heute Nacht, wand sich Tains Leib unter der Heilung, als brauchte er die Schmerzen. Etwas in ihm glaubte, dass er leiden musste, um wiedergutzumachen, was er getan hatte. In solchen Momenten wollte er keinen Trost.
»Warum?«, fragte er und drängte ihr Licht von seinem Körper weg. »Warum hast du es geschehen lassen? Du bist eine Göttin. Ich verstehe, wieso meine Brüder nicht gekommen sind. Sie suchten mich und konnten mich nicht finden. Aber warum hast du alles mit angesehen und mir nicht geholfen?«
Seit er Kehksut entkommen war, hatte er diese Frage wieder und wieder gestellt, doch Cerridwen hatte nie geantwortet. Nun wurde ihre Trauer so groß, dass er es kaum aushielt. »Ich ließ es geschehen, damit du stark genug wurdest, um den Ewigen zu besiegen. Deine Gefangenschaft und dein Schmerz gaben dir Kraft, und jetzt bist du mächtiger als all deine Brüder zusammen. Es musste so sein.«
Er sah sie verständnislos an. »Du hast mich absichtlich foltern lassen?«
»Es musste sein, sonst wären deine Brüder nicht zusammengekommen, um dich zu retten, und die Welt wäre verloren gewesen. Einer von euch musste genügend Kraft haben, um den Ewigen zu schlagen. Nicht einmal ihr alle zusammen wärt in der Lage gewesen, ihn zu besiegen, den ältesten und mächtigsten seiner Art.«
»Einer von uns? Und
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