Dunkle Gefährtin
dieser Ruhestörung ist unser Freund Tain beteiligt.«
Sollte vorher noch ein Rest Schläfrigkeit in ihrem Kopf gewesen sein, verschwand er nun schlagartig. »Ach, du Schande! Was hat er gemacht?«
»Erinnerst du dich an die Dämonen, die in Merricks Club eingefallen sind? Wie sich herausstellte, gehören sie zum Djowlan-Clan – was ich hoffentlich richtig ausgesprochen habe. Tain hat sie in einem ihrer eigenen Clubs wiedererkannt, sämtliche menschlichen Gäste vor die Tür getreten und hält die zwei Dämonen jetzt zusammen mit ihrem Auftraggeber als Geiseln.«
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Er sagt, er lässt sie nicht gehen, ehe sie ihm nicht verraten haben, was mit Nadia passiert ist, und selbst dann will er höchstens darüber
nachdenken
, sie freizulassen. Es gab einen Kampf, aber gegen ihn hatten sie keine Chance.«
»Er hat doch gesagt, dass die Täter Dämonenjäger gewesen sein müssen, keine Dämonen.«
Logan zuckte mit den Schultern. »Anscheinend denkt er inzwischen anders.«
»Und McKay fordert mich an – um was zu machen? Soll ich ihm die Sache etwa ausreden?«
»Genau das ist ihr Plan.«
»Wie kommt sie darauf, dass er auf mich hört?«
»Lieutenant McKay sagt, du musst ihn dazu bringen, und dass wir alle auf dich zählen.«
»Ah, tausend Dank!«, murmelte sie, und Logan lachte.
Samantha bekam Bauchschmerzen, als sie sich durch den Verkehr drängelten. Für einen Moment überlegte sie, Hunter anzurufen und zu fragen, ob er vielleicht helfen konnte, doch er war kein Freund von Dämonen und würde wohl kaum einsehen, was so falsch daran war, wenn Tain sich an ihnen rächte. Nein, zwei Unsterbliche bedeuteten eher eine Verdoppelung des Problems.
Die Lokalität war ein für die Innenstadt typischer Dämonenclub. Von außen sah er aus wie ein Firmengebäude mit einem schlichten Namenszug über dem Eingang. Samantha kannte ihn und wusste, dass der Besitzer Kemmerer aus dem Djowlan-Clan war. Im letzten Jahr hatte er sich ziemlich friedlich verhalten – und das nicht etwa, weil er so ein gewissenhafter Bürger war, sondern weil er sich schlicht keinen Ärger mit der paranormalen Polizei leisten konnte, die ihm womöglich den Laden dichtmachte.
Auch jetzt wirkte alles ruhig, abgesehen von den Streifenwagen, die den Vordereingang umstanden und die Seitenstraße sicherten. Größtenteils waren es Uniformierte der paranormalen Abteilung, aber auch Verstärkung aus der regulären Polizei.
Samantha stieg aus dem Auto und ging auf den verantwortlichen Officer zu, dem sie ihre Dienstmarke zeigte. »Hat der Typ drinnen gesagt, dass er mit mir verhandeln will?«
»Der hat gar nichts gesagt«, antwortete der Officer und kratzte sich den kurzgeschorenen Schädel. »Euer Lieutenant behauptet, dass Sie ihn zur Vernunft bringen können, und ich soll Sie reinlassen.«
»Ich gehe mit ihr«, erklärte Logan.
»Nein, lieber nicht«, entgegnete Samantha, »jedenfalls nicht, ehe ich weiß, was los ist. Falls er noch nicht wieder in den Wahn abgedriftet ist, kann ich vielleicht mit ihm reden.«
»Falls er noch nicht …
was
?« Logan sah sie fassungslos an. »Das war’s. Ich gehe mit dir!« Er nahm seine Waffe aus dem Halfter und entsicherte sie.
»Schieß ja nicht auf ihn! Damit machst du ihn nur wütend.«
Logans Wangenmuskel zuckte. »Aber es lenkt ihn ab, während du verschwindest. Entschuldige, Süße, in mir regt sich nun einmal der Beschützerinstinkt eines Wolfes. Auch wenn du weder zu meinem Rudel gehörst noch meine Frau bist, bleibst du meine Freundin und Partnerin. Wenn er auch nur aussieht, als könnte er dir etwas tun, ist er fällig!«
»Ich bin ranghöher. Wenn ich dir sage, du bleibst draußen, dann bleibst du draußen, verstanden?«
»Nein.«
Samantha musste zugeben, dass es klug war, Logan mit hineingehen zu lassen, auch wenn sie beide kaum etwas gegen einen Unsterblichen ausrichten konnten. Sollte Tain tatsächlich in den Wahn abgetaucht sein, waren sie geliefert. Sie hatte gesehen, wozu er fähig war, und das wollte sie nie wieder erleben.
Ihr Herz krampfte sich zusammen. Gestern Abend hatte er sie geküsst, als könnte er einfach nicht anders. Da hatte sie ihn begehrt, und sie tat es noch.
Aber sie wollte, dass alles, was sie mit ihm hatte … normal war. Sie wünschte sich, dass sie Freunde sein könnten, wenn schon kein Paar. Nur leider war sie zur Hälfte dämonisch und Tain ein randalierender unsterblicher Halbgott. Mithin stand jedwede Beziehung zwischen ihnen wohl
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