Dunkle Gefährtin
Bananenpfannkuchen.«
»Mmm, meine Leibspeise!«, seufzte Samantha.
»Ich weiß. Das hat deine Mutter mir erzählt, und deshalb übe ich eifrig.«
Dass ihr entfremdeter Vater sich anstrengte, ihr Lieblingsgericht aus der Kindheit zu bereiten, rührte sie fast zu Tränen. Mit Tain zusammen folgte sie ihm in die Küche, wo Fulton stirnrunzelnd die Pfanne beäugte, in der das Bratfett heiß wurde.
»Der ist anders«, murmelte er mit Blick zu Tain. Über die Pfannkuchen sprach er eindeutig nicht.
»Das ist Tain, Hunters Bruder«, erklärte Samantha.
»Ja, das dachte ich mir. Eine so konzentrierte Lebensmagie habe ich noch nie gefühlt. Davon bekomme ich Gänse-haut.«
»Er wird sich benehmen«, versprach Samantha und sah zu Tain, der sie jedoch ignorierte.
Dann erzählte sie Fulton von Nadia und warum sie hier waren, während Tain in der Küche herumging und sich alles, von der Wanduhr bis zur Pfanne auf dem Herd, genau anschaute. Fulton wendete derweil Pfannkuchen. Seine Miene verfinsterte sich, als er von Samantha hörte, wie Nadias Schwester umgebracht worden war.
»Das war jemand, der sehr gut weiß, wie man Dämonen tötet«, überlegte er. »Ein Dämon erholt sich nie davon, wenn sein Herz herausgerissen wurde.«
»Das tun die wenigsten«, murmelte Samantha.
»Vampire überleben es. Sie sterben, wenn man ihnen einen Pfahl in ihr verwestes Herz rammt, aber das ist eher symbolisch als biologisch bedingt. Womit sie die einzige Spezies sein dürften, die an einer Metapher sterben kann.«
»Bei mir gehört es zum Job, dass ich weiß, wie man einen Dämon notfalls tötet«, erläuterte Samantha. »Aber der durchschnittliche Mann von der Straße besitzt weder das Wissen noch die Ausbildung.«
»Wir suchen auch keinen durchschnittlichen Mann von der Straße«, entgegnete Tain, der sich vom Herd abwandte und zu der Glasflügeltür ging, die hinaus in den kleinen Garten führte. Er hatte die Hände in den Taschen. »Dämonen wissen, wie sie andere Dämonen umbringen.«
»Vampire ebenfalls«, ergänzte Fulton. »Ich würde auf Vampire als Täter setzen.«
»Seit Septimus übernommen hat, verhalten sie sich ziemlich ruhig«, erwiderte Tain und drehte sich zu ihnen. »Aber Dämonen kämpfen nach wie vor um die Vorherrschaft in den Stadtvierteln.«
Fulton sah ihn trotzig an. »Nach dem, was Samantha erzählt, hat der Tod von Nadias Schwester nichts mit einer Dämonengang zu tun, die sich ein Kräftemessen mit einer anderen liefert. Das war ein vorsätzlicher Mord, und das Herz des Mädchens zurückzuschicken sollte eine Art Signal sein, eine Botschaft an andere Dämonen.«
»Womit nicht ausgeschlossen ist, dass ein Dämonen-Clan einem anderen den Krieg erklären will. Deshalb möchte ich mit deiner Matriarchin reden.«
»Ich denke, du solltest ihn zu ihr bringen«, sagte Samantha zu Fulton. »Ich möchte auch gern hören, was sie dazu meint.«
Fulton seufzte. »Ach, Kind, du weißt so wenig. Diese Tat ist widerwärtig. Wenn unsere Matriarchin denkt, dass ein anderer Dämonen-Clan gezielt eine solche Abscheulichkeit gegen die Lamiah begeht, erklärt sie sofort den Krieg, und du willst ganz gewiss nicht mitten in einem Dämonenkrieg stecken. Was letztes Jahr passiert ist, nimmt sich verglichen mit einem offenen Krieg wie eine Schulhofprügelei aus. Seit Jahrhunderten gab es keinen richtigen Krieg mehr.«
»Aber vielleicht weiß sie, was vor sich geht«, gab Samantha zu bedenken. »Wenn wir mit ihr reden, kann sie mir womöglich verraten, wer die Mörder sind, oder mir zumindest einen Anhaltspunkt geben. Dann nehme ich die Täter fest und stoppe das Ganze, noch bevor es richtig anfängt.«
Fulton schüttelte den Kopf. »Das ist noch etwas, das du nicht verstehst. Ich kann dich nicht einfach zur Matriarchin bringen. Erst musst du in den Clan aufgenommen sein, ehe du auch bloß in ihre Nähe darfst.«
»Aber ich bin deine Tochter! Macht mich das nicht automatisch zu einem Clanmitglied?«
Fulton schaufelte einen weiteren fertigen Pfannkuchen auf den Stapel, der hinten auf dem Herd warm gehalten wurde. »Du bist kein Vollblut.«
Samantha wurde ärgerlich, noch dazu, weil sie fühlte, wie Tain sie beobachtete. »Und das ist schlecht, vermute ich.«
»Dämonen sind sehr konservativ«, erklärte Tain. »Vertrau mir, ich habe alles von einem Meister in Sachen Dämonen gelernt.«
Er blickte in die Ferne, ähnlich wie in Merricks Club, nachdem er die Dämonen getötet hatte.
Fulton nickte. »Es fällt ihnen schwer
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