Dunkle Gefährtin
blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. »Danke«, sagte sie unsicher. »Für die Heilung, meine ich. Ich hätte den Angriff nicht überlebt.«
Er schwieg. Im Geiste dankte er den Göttinnen, dass sie ihm die Heilkraft verliehen hatten und es ihm so ermöglichten, ihr Leben zu retten. Wäre sie gestern Abend gestorben, hätte ihn das erneut in den Wahn getrieben – und diesmal wäre er nicht mehr da herausgekommen.
Samantha sah ihn noch einmal unsicher an, bevor sie sich umdrehte und ging.
Tain blickte ihr durch das Küchenfenster nach und genoss es, wie ihre Hüften unter dem Blazer schwangen, als sie die Treppe hinunterlief. Pickles sprang auf den Tresen neben ihn, wo Tain ihn gedankenverloren mit kleinen Brocken verkohlten Specks fütterte, während sie beide zusahen, wie Samantha in ihren Wagen stieg und sich in den dichten Verkehr von Los Angeles einfädelte.
»Für eine Frau, die eingeschleimt wurde, siehst du ziemlich gut aus«, bemerkte Logan, der sich auf seinem Stuhl zurücklehnte. »Alles okay?«
Samanthas Versuch, sich leise ins Büro zu schleichen und in dem Papierkram zu dem Zwischenfall von gestern zu vergraben, war kläglich gescheitert. Alle hatten von ihrer Verwundung gehört, denn der Uniformierte, der sie nach Hause gefahren hatte, erzählte es herum, und die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Abteilung. Folglich hatte sie mindestens zwanzig Beglückwünschungen und Mitleidsbekundungen zu überstehen, ehe sie auch nur ihren Schreibtisch erreichte.
»Ich hatte Glück«, antwortete sie Logan. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, weil sie immer noch nicht wusste, was sie glauben sollte. Nachdem Tain es für möglich hielt, dass sie sich an Logans Lebensessenz bedient hatte, und er es zuließ, stand diese Vermutung wie eine Mauer zwischen ihnen. Natürlich könnte sie leugnen und alle möglichen Gründe erfinden, weshalb Tain ihr das erzählt hatte, aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er recht hatte.
Sie lenkte sich mit der Frage ab, wer Logan wirklich sein mochte. Wenn ein Wolf, der einen hohen Rang in seinem Rudel bekleidet, fortging, um in einem nicht sonderlich angesehenen Beruf zu arbeiten, musste es ein großes Problem im Rudel geben. Werwölfe waren nicht Samanthas Fachgebiet, aber so viel wusste sie.
»Das war kein Glück, das war ein Unsterblicher«, widersprach Logan und störte sie in ihren Gedanken. »Einer, der gut im Heilen ist. Ich glaube, das hast du mir schon einmal erzählt.«
Sie sah auf, ohne seinem Blick zu begegnen. »Was willst du andeuten?«
»Andeuten? Ich? Ich finde, dass ihr ein tolles Paar abgebt.«
»Wir sind überhaupt kein Paar, weder toll noch sonstwie«, konterte Samantha barsch. »Er hat verhindert, dass die Säure mich verätzt, das ist alles.«
»Klar doch, Partner! Die Lamiah-Matriarchin will Blut sehen, während die von den Djowlan behauptet, nichts mit dem Überfall zu tun zu haben. Sie meint, die Angreifer seien Rüpel gewesen, die ohne ihre Erlaubnis handelten.«
»Ja, das sehe ich.« Samantha überflog den Bericht. Sie war froh, sich auf etwas anderes als Tain konzentrieren zu können. »Der Anführer der Dämonen hat gesagt, dass seine Tochter entführt und ermordet wurde. Habt ihr ihn verhaftet?«
Logan schien überrascht. »Davon weiß ich noch nichts. Wir haben gestern Abend einen ganzen Haufen Dämonen verhaftet, hatten aber noch keine Zeit, sie zu befragen.«
»Kann ich mit ihm reden? Verdammt, ich hätte anrufen müssen!«
»Du warst schwer verletzt, Samantha«, erinnerte Logan sie und klang gar nicht mehr scherzhaft. »Du musstest dich erst einmal erholen. Mich überrascht, dass du heute Morgen schon wieder hier bist.«
Samantha ebenfalls. Tain besaß eindeutig eine erstaunliche Heilmagie. Die Säure hätte sie umbringen müssen – schmerzlich –, und stattdessen war sie auf den Beinen und besaß kaum Narben. Außerdem hätte sie nach Tains Enthüllung unmöglich zu Hause bleiben können, ganz gleich, wie reizvoll er in seinem Kilt ausgesehen hatte. Als sie ihn morgens in der Küche gesehen hatte, wäre sie am liebsten vor ihm auf die Knie gesunken, hätte den Stoff hochgehoben und genossen, was sie darunter fand.
Über ihre Gefühle, ihren inneren Dämon oder seine Vergangenheit indessen wollte sie nicht reden. Sie wollte einfach wieder und wieder mit ihm schlafen, bis sie nicht einmal mehr wusste, wie sie hieß.
Logan begleitete sie hinunter zu den Zellen, in denen die Verhafteten
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