Dunkle Gefährtin
Unsterblichen auskannte, doch es ging niemand ran.
Frustriert legte sie wieder auf, fütterte Pickles und begann, in der Wohnung auf und ab zu laufen. Sie hasste es zu war-ten, ob und wann Tain zurückkam, aber ihr blieb wohl nichts anderes übrig.
Eine Weile starrte sie noch auf das Telefon, dann nahm sie den Hörer in die Hand und rief ihre Mutter an.
Tain stand mit Hunter hinten im Hörsaal und hörte zu, wie Leda Fragen beantwortete.
»Miss Stowe«, wurde sie von einer schmalen Frau angesprochen, die sich als Miss Townsend vorstellte. Sie trug ein Kostüm, hatte das blonde Haar zu einem Knoten aufgesteckt und war dezent geschminkt. »Wie stehen Sie dazu, dass eine Stadt wie Los Angeles es Dämonen und Vampiren erlaubt, weiter hier zu leben, nachdem sie uns im letzten Jahr fast vernichtet haben?«
Hunter beugte sich zu Tain. »Die gefällt mir nicht.«
Tain sah sich die Aura der Frau an, die grell rot-orange neben Ledas blau-grünem Schimmer leuchtete. »Sie besitzt keine Todesmagie«, murmelte er. »Sie ist bloß wütend.«
Die Gruppe nannte sich No More Nightmares – »Keine Alpträume mehr« – und interessierte sich sehr dafür, wie sich normale Menschen gegen Dämonen und Vampire schützen konnten. Sie hatten Leda gefragt, wie sie und der Hexenzirkel des Lichts den Dämon Kehksut im letzten Jahr vernichtet und welche Erkenntnisse sie daraus gewonnen hätten.
Leda antwortete ernst: »Als Mitglied des Hexenzirkels habe ich gelernt, dass Todes- und Lebensmagie sich stets im Gleichgewicht befinden müssen, wenn der Status quo des Universums erhalten bleiben soll. Im letzten Jahr überwog die Todesmagie, was zu dem Chaos führte, das wir alle erlebt haben. Sobald die Lebensmagie wieder auf ihren normalen Pegel gestiegen war, kehrte die Harmonie zurück. Aber wir brauchen auch die Todesmagie, um die Welt im Gleichgewicht zu halten.«
»Sie haben einen Sohn«, fuhr Miss Townsend fort, die nach hinten zu Hunter sah, neben dem die Babyschale mit dem schlafenden Ryan stand. »Machen Sie sich als Mutter keine Sorgen um ihn? Möchten Sie, dass er draußen spielt, wo er jedem Dämon ausgesetzt ist, der zufällig vorbeikommt? Oder jedem Vampir?«
»Natürlich mache ich mir Sorgen«, antwortete Leda und lachte kurz. »Als junge Mutter bin ich ein bisschen paranoid. Aber wir haben unser Haus mit den stärksten Zaubern geschützt, und ich bin sicher, dass mein Mann und ich ihn schützen können, bis er alt genug ist, um sich selbst zu schützen.« Sie sah lächelnd ins Publikum. »Dämonen bleiben für sich, meistens jedenfalls. Ihre Clans halten sehr stark zusammen, und die wenigsten begeben sich nach draußen, außer in die Clubs. Manche Menschen gehen zu den Vampiren und Dämonen, weil sie den besonderen Prickel suchen, nicht umgekehrt. Vergessen wir nicht, dass im letzten Jahr ein Ausnahmezustand herrschte.«
»Nicht alle von uns genießen den Vorteil, über Hexenmagie zu verfügen«, erwiderte Miss Townsend schnippisch. »Was ist mit uns Normalsterblichen?«
»Es gibt jede Menge Hexen, die Ihnen gern Ihre Häuser schützen, Ihre Autos oder was immer Sie wünschen.«
»Gegen Honorar.«
Im Publikum hob ein zustimmendes, verärgertes Gemurmel an.
»Gegen ein bescheidenes Entgelt«, korrigierte Leda. »Auch Hexen müssen Rechnungen bezahlen, und ihre Ausrüstung kostet Geld. Wenn eine Hexe einem von Ihnen ein überzogenes Honorar berechnen will, sollten Sie sich selbstverständlich eine andere suchen.«
»Wirken Sie auch solche Schutzzauber?«
»Ich habe nicht viel Zeit, aber ich kann Ihnen gern Hexen empfehlen, die Ihnen helfen.«
»Hexen, die Todesmagie praktizieren wie Sie?«
Wieder setzte hektisches Gemurmel unter den Zuhörern ein, und Hunter wurde unruhig.
Leda errötete. »Ich gebe zu, dass ich zwei Mal Todesmagie in einem Ritual gewirkt habe. Ich wollte es nicht, und es gefiel mir auch nicht, aber beide Male war es absolut notwendig.«
»Notwendig?«, fragte Miss Townsend kühl. »Oder der einfachste Weg, um zu bekommen, was Sie wollten?«
»Notwendig«, wiederholte Leda. »Das erste Mal rettete es ein Leben. Das zweite Mal half es, den uralten Dämon zu töten, der die Welt bedrohte.«
»Dann befürworten Sie es also, Todesmagie zu verwenden, wenn
Sie
das Gefühl haben, es sei gerechtfertigt?«
»Nein, ich befürworte es gar nicht, es sei denn …«
»Und ich glaube, Ihr Zirkel bat Sie auszutreten, nachdem Sie Todesmagie benutzt haben«, fiel Miss Townsend ihr ins Wort.
»Ich bin
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