Dunkle Gefährtin
zurückzukatapultieren? Oder war es bereits geschehen, und Tain war dabei, seine Rache zu üben, Dämon für Dämon?
Könnte Samantha Taylor einfach nur eine Figur in seinem Rachespiel sein? Oder hatte er mit ihr anderes vor? Septimus hasste es, wenn er nicht verstand, was vor sich ging. Dann juckte es ihn in den Fingern.
Die Tür ging auf, und Kelly kam unangekündigt herein. Sie war die Einzige, der es gestattet war, Septimus’ Clubbüro zu betreten, wann immer sie wollte, und die anderen Vampire wussten, dass sie Kelly nie anrühren durften.
Den Tag über war sie fast ausschließlich bei Aufnahmen für eines dieser Independent-Studios gewesen, die einen Film mit ihr machten, der ihr den Durchbruch verschaffen könnte. Septimus hatte das Drehbuch gelesen, einige der ersten Aufnahmen gesehen und wusste, dass Kelly das Zeug hatte, die Welt im Sturm zu erobern.
Ihr Lächeln erwärmte ihn, als sie seine ausgestreckte Hand ergriff. »Du siehst so ernst aus, Liebster«, sagte sie. »Was ist los?«
Septimus genoss ihr atemberaubendes Lächeln, das ihn in eine wohlige Wärme tauchte. »Ich befinde mich in einem unschönen Zwiespalt.«
Kelly strich mit einem Finger über seine Lippen, bevor sie sich zu ihm beugte und ihn küsste. »Den löst du. Das tust du immer. Ich glaube an dich.«
»Darum liebe ich dich so sehr, meine Teure.« Septimus zog sie auf seinen Schoß, weil ihn sofort Verlangen überkam. »Bist du bereit für mich?«
Ihre Stimme wurde tiefer und leiser, als sie antwortete: »Bin ich das nicht immer?«
Septimus’ Körper erbebte. Er liebte es, wie sie duftete, wie sie ihn berührte, wie unglaublich schön sie war. Nicht nur ließ sie zu, dass er sie genoss, wie immer er wollte, sie lächelte auch noch und erwiderte seine Liebe.
Septimus küsste sie noch einmal auf den Mund, dann neigte er ihren Kopf zur Seite und biss sie sanft in den Hals.
Früh am nächsten Morgen fuhr Samantha mit Tain zu einem hoch aufragenden Bankenviertel der Stadt, unweit von Septimus’ Vampirclub. Sie hielten vor einem der riesigen Glas- und Stahlkästen. Gemäß der Tafel unten im Erdgeschoss gehörte »No More Nightmares« eine Suite im zwölften Stock des Gebäudes. Samantha hatte über den Verein recherchiert und herausgefunden, dass sie ein Büro hier und weitere Zweigstellen im ganzen Bundesstaat besaßen.
Im zwölften Stock stiegen sie aus dem Fahrstuhl und fanden sich Glastüren gegenüber, hinter denen es recht dunkel aussah. Das Schild NO MORE NIGHTMARES , EINGETRAGENER GEMEINNÜTZIGER VEREIN war beleuchtet, die Tür jedoch verschlossen.
Samantha klopfte an und zeigte ihre Dienstmarke einer erschrockenen Frau, die aus den hinteren Räumen herbeigehuscht kam.
Die Frau öffnete die Tür einen Spalt weit und lugte hindurch. »Ja?«
»Ich würde gern mit Miss Townsend sprechen.«
»Sie ist nicht da. Ich bin ihre Assistentin. Geht es um die Petition?«
Samantha wusste nicht, welche Petition gemeint war, aber das musste sie ja nicht verraten. »Ich habe ein paar Fragen an Sie.«
Die Frau ließ sie herein. Samantha fiel auf, dass die Büros keinerlei Schutzzauber aufwiesen, nichts, um todesmagische Kreaturen draußen zu halten, die sie angeblich doch so sehr verabscheuten. Aber womöglich konnten sie etwas derart Offensichtliches in einem großen Bürogebäude in L.A. auch einfach nicht installieren, wo so viele todes- wie lebensmagische Wesen nebeneinander arbeiten mussten.
Als Tain hinter Samantha hineinkam, sah die Frau ihn verwundert an. »Sie schon wieder?«, fragte sie misstrauisch. »Ich wusste gar nicht, dass Sie von der Polizei sind.«
»Bin ich nicht.«
Die Frau wurde rot und wirkte unsicher, aber sie bedeutete Samantha, sich in den quadratischen harten Sessel vor ihrem Schreibtisch zu setzen. Dann stellte sie sich als Melanie vor. »Was wollen Sie wissen?«
Samantha begann mit unverfänglichen Fragen – wie lange die Gruppe schon aktiv war, welche Ziele sie verfolgte, wer Miss Townsend war.
»Miss Townsend ist eine erstaunliche Frau«, schwärmte Melanie. »Sie gibt uns allen Hoffnung auf eine bessere Welt.«
»Mir kam zu Ohren, dass Miss Townsend bei einer Versammlung gestern die Gastrednerin beleidigt hat, die daraufhin den Saal verließ.«
Melanie wirkte sogleich verkniffener. »Das war bedauerlich. Ich fürchte, Miss Leda Stowe fasste einige Bemerkungen falsch auf. Hat sie sich bei der Polizei beschwert?«
»Soviel ich weiß, nicht«, antwortete Samantha. »Miss Townsend hielt
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