Dunkle Gefährtin
war sehr schwach, und wäre ihr Körper nicht so weit aufgeschnitten gewesen, hätte ich ihn wohl auch nicht wahrgenommen. Ein Großelternteil von ihr könnte ein Dämon gewesen sein.«
»Und trotzdem hat sie für diesen Verein gearbeitet«, überlegte Samantha laut. »Interessant.«
»Vielleicht lehnte sie ihr dämonisches Blut ab«, überlegte McKay. »Sie könnte gedacht haben, dass die Menschen sie eher akzeptieren, wenn sie sich gegen die Dämonen stellt.«
Samantha schüttelte den Kopf. »Hätten die Leute von ›No More Nightmares‹ etwas gewusst, wäre sie von ihnen als Verräterin ausgestoßen worden. Es ist die Hölle, ein Halbblut zu sein.«
»Wem sagst du das?«, murmelte McKay. »Ich bin eine kleine Teil-Sidhe, und glaub ja nicht, dass mir das keine Probleme macht!«
Logan lachte, wenn auch ein bisschen verkrampft.
»Soll ich sie mir ansehen?«, fragte Samantha und warf einen Blick zu den Polizisten in Schutzanzügen weiter hinten.
»Logan und ich haben sie schon gesehen, aber wenn du willst«, antwortete McKay. »Drei Augenpaare sind besser als zwei.«
Die Leiche war in ähnlichem Zustand wie die der Matriarchin: unversehrt bis auf das klaffende Loch in der Brust. Eine Frau kniete neben ihr, nahm Proben und steckte sie sorgsam in schmale Glasbehälter.
»Logan sagt, ihr hättet kein Herz gefunden«, sprach Samantha sie an, »wie bei der Lamiah-Matriarchin.«
»Nein, haben wir nicht.« Die Frau sah zu ihr auf. »Eventuell benutzen sie es für irgendwelche Rituale.«
»Nicht wenn sie gegen Todesmagie sind, wie sie behaupten. Aber wer weiß?«
»Ja, wer weiß?«, wiederholte die Gerichtsmedizinerin, die mit einem Teststäbchen durch den Mund der Toten strich. »Diese Leute sind völlig irre.«
Samantha wandte sich wortlos von ihr ab und ging zu Logan zurück. »Es ist furchtbar, dass das passieren musste«, sagte sie. »Aber es liefert uns einen guten Grund, die Büros bis in den letzten Winkel zu durchsuchen. Wir fangen mit dem Aktenraum an.«
Die Polizisten hatten bereits begonnen, Akten und ein paar PC s als Beweisstücke einzupacken. Samantha blickte zu dem Berg von Papieren und verzog das Gesicht.
»Miss Townsend zu finden und sie zu befragen, könnte einfacher sein«, stellte Logan fest.
»Schon, aber man kann nie wissen, was uns die Akten verraten. Ich vermute, die Suche nach Miss Townsend läuft?«
»McKay ist dran«, antwortete Logan. »Nachdem sie nun eine Mordverdächtige ist, zeigt sich der County-Sheriff sicher kooperativer.«
»Ja, möglicherweise bekam die Townsend heraus, dass ihre treue Assistentin teils dämonisch ist, drehte durch und zückte ihr Messer.« Samantha schaute sich wieder um. Sie hatte gedacht, dass Tain herkommen würde, weil ihn der Mord interessierte, aber er war nirgends zu entdecken.
»Es gibt noch eine Parallele zwischen den beiden toten Frauen«, klärte Logan sie auf. »Keine von ihnen wehrte sich.«
Beide Frauen hatten auf dem Rücken gelegen, waren aber nicht zu Boden gefallen. Und beiden Leichen war der eingefrorene Ausdruck von Überraschung gemein.
»Melanies Dämonenanteil war vielleicht nicht ausreichend, dass sie sich verwandeln konnte«, sagte Samantha nachdenklich. »Aber das trifft auf die Matriarchin nicht zu. Es scheint fast, als hätten sie beide zugelassen, dass sie getötet wurden.«
»Drogen?«, schlug Logan vor.
»Kann sein. Etwas wie Mindglow. Man nimmt es, lächelt und lässt andere mit sich machen, was sie wollen.«
»Aber funktioniert das auch bei Dämonen?«
»Ich glaube schon, sicher bin ich allerdings nicht. Obwohl … ich kenne jemanden, der es wissen müsste.«
»Unser Freund Merrick«, ergänzte Logan.
»Genau. Wollen wir ihn besuchen?«
Logan verdrehte die Augen. »Nichts lieber als das!«
Samantha ging zum Ausgang voraus, informierte McKay darüber, was sie vorhatten, und bekam ein stummes Okay, bevor sie mit Logan den Tatort verließ. Auf der Fahrt ins Erdgeschoss verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte vor sich hin.
»Dass Tain nicht gekommen ist, heißt gar nichts«, versuchte Logan sie zu beruhigen.
»Habe ich etwas gesagt?«
»Musst du gar nicht. Ich weiß, dass du ihn angerufen hast, aber Tain arbeitet nicht für diese Abteilung. Er kann tun und lassen, was er will. Ich bin froh, dass er sich für den Fall interessiert und uns mit Informationen versorgt, aber mehr erwarte ich nicht von ihm.«
»Ich mache mir nur Sorgen, das ist alles. Wir haben uns gestritten.« Was nicht ganz der
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