Dunkle Gefährtin
sofort seinen Hintern herbewegen.«
Drinnen im Wartungsraum klappte Samantha ihr Handy auf und tippte die Nummer mit dem Daumen ein, ihre Waffe in der anderen Hand. »Wieso hast du ihn nicht angerufen, als du hier warst?«
Tain warf ihr einen verärgerten Blick zu. »Das verfluchte Ding funktioniert nicht mehr.«
»Hast du es aufgeladen?«
Er antwortete nicht, doch Samantha glaubte, ihn etwas murmeln zu hören wie »verfluchte Technik«.
»Hunter?«, brüllte sie ins Telefon, verstummte jedoch gleich, als ein schrecklicher Krach hinter den Fahrstuhltüren losbrach.
Die Leitung war tot. Samantha steckte das Handy gerade in ihre Tasche zurück, als der Fahrstuhl explodierte und sich an der Stelle ein tiefschwarzes Loch auftat, das Dämonen ausspuckte.
Ihr Adrenalinpegel schoss in die Höhe, und Samantha rannte zurück nach draußen zu Tain, den Dämonen höchstens eine Schrittlänge voraus.
»Planänderung!«, keuchte sie.
Es waren so unglaublich viele! Selbst beim Überfall auf die Matriarchin waren es nur ungefähr ein Dutzend von einem Clan gewesen, wohingegen das hier die geballte Attacke eines ganzen Totenreichs sein musste.
Samantha hatte schon Dämonen gesehen, die wahnsinnig vor Blutdurst waren und alles in Stücke rissen, was ihnen in die Quere kam. Was immer Tain auf dem Anwesen der Matriarchin getan haben mochte, jetzt waren sie wild entschlossen,
ihn
in Stücke zu reißen, und wahrscheinlich würde es sie nicht weiter stören, sollte Samantha bei dieser Gelegenheit auch gleich mit draufgehen.
Sie wusste, dass ihre Waffe so gut wie nutzlos war, aber wenigstens konnten ihre Kugeln sie ein bisschen ausbremsen. Tain hingegen kämpfte überhaupt nicht. Er hielt seine Schwerter überkreuzt und richtete seine gleißende Energie über die Klingen auf den Schuppen.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Samantha begriff, dass er das Portal versiegelte, womit aber immer noch etwa hundert Dämonen zurückblieben, von denen die meisten zu allem Überfluss auch noch fliegen konnten. Bei dem Gedanken an den fürchterlichen Schmerz, den der säurespuckende Dämon ihr beschert hatte, drängte sie sich fest gegen Tains Rücken, um von seiner Magie geschützt zu werden.
»Meinst du, du kannst demnächst anfangen, sie abzuwehren?«, rief sie ihm zu.
»Dahinter sind noch Tausende mehr, die alle auf uns losgehen, wenn ich das Loch nicht stopfe.«
»Verdammt noch mal, Tain, was hast du denn getan, dass sie derart aufgebracht sind?«
»Ihr Hauptportal dichtgemacht und den Schrein für ihren Meister entweiht.«
»Ach, weiter nichts?«
Tain schleuderte einen Schwall Lebensmagie auf den Schuppen, der in sich zusammenfiel und zu Staub zerbröselte. Dann drehte er sich geschmeidig um und richtete einen weiteren Schwall auf den Fahrstuhl drinnen. Dämonen kreischten auf und setzten mit entblößten Krallen und Fangzähnen auf sie zu, aber jeder von ihnen, der einen Strahl aus den Schwertern abbekam, war sofort tot.
»Warte mal!«, schrie Samantha über den Lärm hinweg. »Einen Schrein für was?«
»Einen Ewigen. Die Matriarchin wollte ihre Macht vergrößern, indem sie ihm opferte.«
»Aber irgendjemand hat
sie
umgebracht. Das ergibt doch gar keinen Sinn!«
Tain antwortete nicht. Er stöhnte vor Anstrengung, und das Licht aus seinen Schwertern wurde noch greller. Das schwarze Portal begann zu schrumpfen wie ein Strudel, der beständig kleiner wurde. Panisch sausten die Dämonen dorthin zurück, und einige wenige von ihnen schafften es hindurch, bevor es in abertausend Stücke zerbarst.
Unter der Wucht der kollidierenden Magien erbebte der ganze Wartungsraum. Zementbrocken flogen aus den Mauern, Rohre brachen kreischend, und Geysire aus Dampf und Wasser stoben auf. Als Nächstes begannen die Wände des Dachgeschosses zu ächzen. Dann stürzten sie genauso in sich zusammen wie vorher der Schuppen, bis nur noch ein Haufen Steine, Metall und Schutt übrig waren.
Die zurückgebliebenen Dämonen schrien und strömten auf Tain und Samantha zu. Die Luft vibrierte unter ihrer rasenden Wut.
»Dir ist klar, dass das unser einziger Ausgang war, oder?«, rief Samantha und hustete.
»Vertraust du mir?«, fragte er.
»O Götter! Warum?«
»Das ist eine Frage, die man nur mit Ja oder Nein beantwortet, nicht mit ›Warum?‹!«
»Willst du mir sagen, dass du einen tollen Plan hast, wie wir wegkommen, und ich soll einfach nur mitmachen?«
»Ja.«
»Du kannst doch gegen sie kämpfen.« Ihre Stimme kippte fast vor Angst. »Du
Weitere Kostenlose Bücher