Dunkle Gefährtin
bist stark und unsterblich. So etwas ist dein Job!«
»Steck deine Waffe weg, und vertrau mir!«
»Du bist verrückt!«
»Ich weiß«, sagte er und schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln. »Steck sie weg!«
Ihr Herz hämmerte wild, doch sie sicherte ihre Waffe und steckte sie in das Halfter.
Absurd ruhig fuhr Tain fort: »Halt dich an mir fest, und zwar sehr gut, verstanden? Umklammere mich mit Armen und Beinen, falls nötig. Versprichst du das?«
Er hielt sein Schwert vor sich, als wollte er damit die Entfernung zwischen den Hunderten Dämonen, sich selbst und der Dachkante messen. Entsetzt beobachtete Samantha ihn. »Tain, du kannst nicht fliegen!«
»Nein«, stimmte er ihr zu.
Dann ließ er sein Schwert in die Scheide gleiten, packte Samantha und sprintete an den Dämonen vorbei, die ihnen geifernd nachsetzten.
»Ich weiß, dass ich das bereuen werde«, murmelte Samantha, aber sie unternahm nichts dagegen, dass er sie hochhob. In letzter Sekunde schlang sie Arme und Beine fest um ihn, ehe er mit ihr vom Dach ins Nichts sprang.
Tain hatte erwartet, dass Samantha schreien würde, doch sie gab keinen Mucks von sich.
Cerridwen, gib mir Kraft
!, betete er. Dann schickte er sämtliche Magie, die er besaß, gen Boden, der mehrere hundert Fuß unter ihnen lag.
Diejenigen Dämonen, die fliegen konnten, kamen ihm nach, und Tain hoffte, dass sie ihn nicht einholten, denn er brauchte seine gesamte Energie, um ihren Fall zu verlangsamen.
Sie fielen und fielen. Allein das Windrauschen war beängstigend, während Magie knisterte und sprühte, als würde Tain mit enormer Geschwindigkeit über Zement schleifen. Unter ihnen wich der Verkehr seinem grellweißen Licht aus. Tain sah, dass Logan in Wolfsgestalt auf die Straße geschossen kam, stehen blieb und nach oben blickte.
Im nächsten Augenblick fühlte Tain den todesmagischen Sog eines weiteren Portals, das sich hoch über dem Gebäude öffnete. Die Dämonen wirbelten hinein, als würden sie von einem gigantischen Staubsauger geschluckt.
Und unmittelbar bevor das Portal sich schloss, spürte er sie – die Aura eines Ewigen, hämisch, wütend, mächtig. Der verführerische Sog berührte ihn, und zu seinem Entsetzen war sein erster Impuls, dem Dämon nach Hause zu folgen.
»Tain«, sagte Samantha direkt in sein Ohr, so dass er ihren warmen Atem inmitten des kalten Fallwinds fühlte. »Ich liebe dich.«
Prompt ließ der Sog nach. Trotz des Adrenalins, das seine Adern flutete, merkte er ein deutliches Kribbeln, als drohte ihm der Leib zu zerspringen.
Tain strengte sich mit aller Kraft an, sie sicher nach unten zu bringen. Seine Arme schmerzten, und seine Haut brodelte von der Lebensmagie, die ihn durchströmte. Er konzentrierte sich ganz auf Samanthas Wärme, die er brauchte, um dem Sirenengesang des Dämons zu widerstehen.
Schließlich nahm ihre Fallgeschwindigkeit merklich ab, und die Magie, die er zuvor nach unten geschickt hatte, wirkte wie ein Kissen, das ihren Sturz abfing. Sie hatte sich auf der Straße gesammelt und stieg ihnen nun als Stoßwelle entgegen. In etwa fünfzig Fuß Höhe umfing sie Tain und Samantha gleichsam in einer weißen Blase und ließ sie nach unten schweben, bis Tains Füße sanft auf dem Pflaster aufsetzten.
Samantha hob den Kopf und sah Tain an. In ihrem kreidebleichen Gesicht wirkten ihre Augen nachtschwarz. »Sind wir unten?«
»Ja.«
Trotzdem umschlang sie ihn weiter mit Armen und Beinen. »Du Mistkerl!«, beschimpfte sie ihn. »Tu mir das nie wieder an!« Dann umarmte sie ihn fest und küsste ihn auf den Mund.
Septimus’ Limousine kam auf sie zugebraust. Samantha zitterte noch vor Angst, und ihr war speiübel, als Septimus’ Fahrer aus dem Wagen gesprungen kam und die Hintertür aufriss. Aus dieser ertönte die Stimme des Vampirs.
»Wie es aussieht, braucht ihr eine Mitfahrgelegenheit.« Er drückte sich in die entgegengesetzte Ecke und lehnte sich erst weiter vor, nachdem der Chauffeur die Tür wieder zugeschlagen hatte.
Samantha sackte auf dem Sitz zusammen, in den Tain sie mehr oder minder gehievt hatte, und schmiegte sich an Tain.
Dieser lehnte sich auf seinem Platz zurück, die Augen geschlossen. Sein Gesicht war grau und eingefallen. Er musste sich vollkommen verausgabt haben, dachte Samantha. Um die Portale zu schließen und sie beide heil nach unten zu bringen, hatte er offenbar alle Magie gebraucht, die er besaß. In diesem Moment war er genauso verwundbar wie sie, und Septimus, der mächtigste Vampir im
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