Dunkle Gewaesser
wir ihn hier raufschleppen.«
»Jetzt macht schon!«
Wir liefen runter zum Fluss, wo Terry immer noch im Boot lag. Ich und Jinx hoben ihn so vorsichtig wie möglich raus und legten ihn behutsam auf die Erde. Dann zogen wir das Boot ganz an Land bis unter einen Baum. Wir hatten nicht viel Zeit, also versteckten wir es nicht. Ich nahm die beiden Schmalzkübel raus, trug sie zu einem Brombeerbusch und schob sie ein Stück rein. Ein tolles Versteck war das nicht, aber immerhin.
Terry war noch immer bewusstlos und hatte heftiges Fieber; seine Stirn war so heiß wie der Arsch des Teufels. Ich packte ihn an den Beinen, Jinx an den Armen, und so schleppten wir ihn die Böschung rauf und auf die Wiese dort. Wir mussten ihn mehrmals hinlegen und durchatmen, aber wir blieben dran.
Als wir zum Fluss runtergegangen waren, war es schon spät gewesen, und jetzt versank die Sonne als große rote Kugel hinter den Bäumen. In einer halben Stunde würde es dunkel sein.
Schließlich schafften wir es mit Terry zum Haus, und die alte Frau, die mit der Pistole in der Tür stand, winkte uns rein. Wir legten ihn auf einen alten Teppich, dessen ursprüngliche Farbe nicht mehr zu erkennen war. Mama saß mit den Händen im Schoß auf einem Stuhl. Neben dem Kamin stand die Schubkarre, und dort stapelte sich auch das Holz, das wir gesammelt hatten.
»Ich weiß, dass Sie das eigentlich nichts angeht«, sagte ich, »aber er braucht ganz bestimmt Hilfe. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich mich gerne um ihn kümmern, so gut ich eben kann.«
»Du gehst da rüber zu deiner Mama und bleibst da stehen«, sagte sie und richtete die Pistole dann auf Jinx. »Du auch, Mädchen.«
Ich und Jinx setzten uns rechts und links von Mama auf den Boden. Ich hatte mir fest vorgenommen, dass ich mich bei der ersten Gelegenheit auf die alte Schachtel stürzen würde, und wenn sie schneller war, hatte ich eben Pech. Mir reichte es. Wenn ich nur ordentlich zulangte, würden ihre alten Knochen bestimmt brechen wie trockene Zweige.
Die Alte ließ sich langsam auf die Knie sinken, so wie ein Pferd, bevor es sich auf die Seite fallen lässt. Es dauerte eine Weile, bis sie mit ihrem Hintern auf den Fersen saß. Dann legte sie die Pistole neben Terry auf den Teppich und fasste ihm an die Stirn.
Sie schaute zu uns rüber. »Neben dem Haus ist ein Brunnen. Eins von euch Mädchen, aber nicht beide, geht jetzt raus und holt einen Eimer Wasser.«
Ich folgte ihrer Anweisung. Als ich zurückkam und den Eimer neben ihr abstellte, achtete die Alte nicht groß auf mich. Die Pistole lag auf dem staubigen Teppich, direkt in meiner Reichweite. Aber ich zögerte. Sie untersuchte Terrys Hand, und an der Art, wie sie das machte, war zu erkennen, dass sie wusste, was sie tat. Also setzte ich mich wieder neben Mama auf den Boden.
Die alte Frau krempelte oberhalb der verletzten Hand den Ärmel hoch, und ich schnappte erschrocken nach Luft. Nicht nur die Hand war so schwarz wie die Sünde, sondern auch der Arm bis zum Ellenbogen. Die Alte legte Terry die knochigen Finger an den Hals.
»Er hat fast keinen Puls mehr«, sagte sie. »Mit dem Arm macht er es nicht mehr lange. Ohne ihn vielleicht auch nicht.«
»Wie bitte?«, sagte ich.
»Nimm den Eimer Wasser, den du geholt hast, und gieß ihn in den Topf neben dem Feuer. Nimm den Topf runter, der da hängt, schür das Feuer und tu das Wasser drauf. Ich muss ihm den Arm abnehmen.«
»Abnehmen?«, sagte Jinx.
»Was anderes bleibt uns nicht übrig«, sagte die alte Frau.
»Auf gar keinen Fall!«, fauchte Jinx.
»Mir ist das schnurz«, sagte die Alte. »Aber er muss abgenommen werden, und ich weiß, wie das geht.«
»Sie könnten uns ziehen lassen, und dann bringen wir ihn zu einem Arzt«, sagte ich.
»Das könnte ich, aber ich werd’s nicht tun. Außerdem hab ich kein Auto, und mein Maultier hab ich gegessen. Drum ist das Haus auch in so einem Zustand. Ich bin rausgegangen, um es zu erschießen, aber es war nicht gleich tot, sondern ist durch die offene Tür reingerannt, und wir haben uns eine ordentliche Schlacht geliefert. Ich musste noch viermal abdrücken. Es hat um sich getreten und auf den Boden gekackt. Dabei ist einiges zu Bruch gegangen. Selbst nachdem es zusammengebrochen ist, musste ich ihm noch eine Kugel in den Kopf jagen, damit es Ruhe gab. Dabei hab ich das Maultier wirklich gemocht. Und euch kenne ich nicht mal. Also macht keine Fisimatenten. Und ihr könnt mir glauben, bis ihr den Jungen von hier weggeschleppt habt, ist
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