Dunkle Gier: Roman (German Edition)
gekommen, dass ihre Welt sich so drastisch verändern würde. Sie hatte sich in Zacarias’ Obhut gegeben, doch ihr Körper war natürlich menschlich.
Zacarias schlang ihr die Arme um die Taille und war wie ein Leuchtfeuer in ihrer Verwirrung. »Beruhige dich, sívamet! So beängstigend das auch alles klingt, ich werde immer bei dir sein und nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
Marguarita holte tief Luft. Dann sag mir, was das für mich bedeutet! Sie würde ihre Entscheidung nicht bereuen. Dass sie Opfer erfordern würde, hatte sie von Anfang an gewusst, nur dass es körperliche sein würden, war ihr nicht in den Sinn gekommen, aber auch damit konnte sie fertig werden.
»Du musst jetzt viel Wasser und Saft trinken, Marguarita«, riet er ihr.
Der bloße Gedanke, etwas zu sich zu nehmen, drehte ihr den Magen um. Sie presste eine Hand an ihren Bauch und schüttelte den Kopf. Ich kann nicht. Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke.
»Trotzdem wird es nötig sein. Kein Fleisch natürlich. Die Vorstellung, Fleisch zu essen, ist uns zuwider.«
Und das sagst du als Besitzer einer Rinderfarm. Marguarita schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Sie übernahm die Verantwortung für das, was zwischen ihnen geschehen war, und hatte immer gewusst, dass es Folgen haben würde. Ohne Fleisch konnte sie leben. Millionen von Menschen ernährten sich vegetarisch, doch der Gedanke, sich von Blut zu nähren, war nun doch etwas beunruhigend für sie.
»Ich werde dir helfen, wenn du etwas essen oder trinken musst.«
Da sie sich im Moment weder das eine noch das andere vorstellen konnte, nickte sie nur, befeuchtete die Lippen und rieb sich die Arme. Was bedeutete es sonst noch für sie, sein Blut in sich zu haben? Sie wollte sich auf jeden Fall auch weiterhin in der Sonne aufhalten, aber ihre Haut fühlte sich schon bei dem Gedanken seltsam an. Marguarita war sicher, dass es nur Einbildung war, doch vorhin, als sie bei Julio am Fenster gesessen hatte, war ihre Haut tatsächlich überempfindlich gewesen, und ihre Augen hatten gebrannt. Würde sich das nach einem zweiten Blutaustausch verschlimmern? Was hatte Zacarias gemeint, als er gesagt hatte, sie würde voll und ganz zur Karpatianerin werden? Panik beschlich sie.
Du meinst, ich verändere mich körperlich? Und werde so wie du? Sie rieb sich noch fester die Arme, als könnte sie die Veränderung ihrer Haut dadurch aufhalten. Wenn ich so bin wie du, wird die Sonne mir dann schaden?
Er nickte langsam. »Sie wird dich verbrennen. Nicht so wie mich, aber du kannst nicht mehr gefahrlos ins Freie gehen. Du würdest Blasen und einen schweren Sonnenbrand bekommen. Er wird dich nicht umbringen wie mich, doch du wirst immer deine Haut und Augen bedecken müssen.«
Marguarita blieb fast das Herz stehen, als sie das hörte, und ein leichter Schwindel ergriff sie. Sie liebte Pferde, besonders die peruanischen Pasos. Sie waren ihre große Leidenschaft gewesen, bevor Zacarias in ihr Leben getreten war, und sie konnte sich nicht vorstellen, nie wieder über die Felder zu galoppieren, Zäune zu überspringen und sich mit den Pferden eins zu fühlen. Sie liebte die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Tiere, ihre kleinen Marotten und ihr sanftes Wesen; sie liebte einfach alles an ihnen. Allein sie zu beobachten bereitete ihr Freude. Marguarita konnte sich nicht vorstellen, nicht mehr für sie zu sorgen, sie zu reiten und ihre Zeit mit ihnen zu verbringen.
Während viele andere Rassen durch Kreuzungen verändert worden waren, hatte der Paso seine natürliche, ererbte Gangart beibehalten und war seiner Abstammung treu geblieben. Ihrer Erfahrung nach hatten diese Pferde ihre Gangart zu hundert Prozent an ihre Nachkommen weitergegeben. Bei dieser Rasse blieb der Schwerpunkt bei den verschiedenen Gangarten nahezu unbewegt, um dem Reiter eine möglichst erschütterungsfreie Fortbewegung zu ermöglichen. Der Paso Llano , eine Gangart in einem rhythmischen, harmonischen Viertakt mit vier Phasen, bei der der Reiter fast erschütterungslos auf einem locker schwingenden Rücken saß, war sehr sanft und ausgesprochen angenehm. So konnte Marguarita ihr Pferd stundenlang reiten, ohne zu ermüden oder wund zu werden.
Sie hatte wirklich nicht bedacht, dass sie allergisch gegen die Sonne werden könnte. Die Erkenntnis ließ ihr immer noch den Atem stocken und Tränen in ihr aufsteigen. Nie wieder reiten. Nie wieder diese erstaunliche Verbundenheit und Einheit zwischen Pferd und Reiter spüren. Der
Weitere Kostenlose Bücher