Dunkle Gier: Roman (German Edition)
wie früher ihrem eigenen.
Er drängt nicht auf eine ernsthafte Beziehung, schrieb sie . Seit dem Tod meines Vaters ist er nur nett zu mir gewesen.
Cesaro zuckte die Schultern, doch die steile Falte zwischen seinen Brauen glättete sich nicht. »Du kannst ihn nicht ins Haus lassen, Mädchen. Schick ihn weg!«
Marguarita warf Cesaro einen ärgerlichen Blick zu und steckte Papier und Stift wieder ein. Sie wusste selbst, welche Vorsichtsmaßnahmen auf der Hazienda nötig waren. Mit einem knappen Nicken wendete sie die Stute wieder, um sie in den Stall zu bringen, und winkte Esteban Eldridge zu, als er in seinem Pick-up auf die Koppel zufuhr. Sie hatte keine Ahnung, wie der Wagen so sauber bleiben konnte, wie er immer war. Esteban trug seinen Reichtum nicht zur Schau, aber er war eine beeindruckende Erscheinung, sehr attraktiv -zumindest war er es für sie gewesen, bevor sie Zacarias zu Gesicht bekommen hatte. Sogar verletzt und versengt strahlte Zacarias de la Cruz eine robuste, animalische Schönheit aus, obwohl selbst das schon eine zu fantasielose Beschreibung war. Zacarias beherrschte jeden Raum, in dem er sich befand. Aber Esteban ängstigte sie nicht und er bedrohte sie auch nicht in dieser elementaren Weise wie der Älteste der Brüder de la Cruz. Und Marguarita wusste, wann ein Mann sich ernsthaft für sie interessierte – was bei Esteban nicht der Fall war. Doch sie fand wirklich großes Vergnügen an der Gesellschaft seiner Schwester Lea.
Cesaro saß auf seinem Pferd und beobachtete sie. Sie konnte seinen durchdringenden Blick spüren, und es ärgerte sie, dass er möglicherweise dachte, sie könnte ihren Ehrenkodex eines Außenseiters wegen verraten. Bei dem Gedanken senkte sie den Kopf. Sie hatte ihren Kodex schon verraten, aber nicht so, wie Cesaro vielleicht dachte, und er würde noch früh genug von ihrem Vergehen hören.
Sie schwang sich von der Stute und beobachtete Esteban, der ein beeindruckendes Bild abgab, als er mit großen, zielstrebigen Schritten auf sie zukam. Ihr Vater hatte sie miteinander bekannt gemacht, und Esteban war sehr von sich überzeugt. Er tat so, als hätte er ihr schon vor dem Vampirangriff den Hof gemacht, doch es war ihm nie wirklich ernst damit gewesen. Esteban hatte offenbar gern seinen Spaß, und er war tatsächlich ein Stadtmensch. Cesaro hatte recht gehabt, als er gesagt hatte, Esteban blicke auf die Rancharbeiter herab und nehme sie fast nicht zur Kenntnis. Wie könnte sie sich in einen solchen Mann verlieben?
Er war sehr freundlich gewesen nach dem Tod ihres Vaters und oft mit seiner Schwester Lea zu Besuch gekommen, doch seit ihrem »Unfall«, der ihr die Fähigkeit zu sprechen genommen hatte, behandelte er sie wie viele der anderen: als könnte sie auch nicht mehr hören oder vielleicht sogar nicht einmal mehr sehen. Lea dagegen verhielt sich ganz natürlich ihr gegenüber.
Marguarita lächelte und winkte noch einmal zur Begrüßung.
»Marguarita.« Ihr Name kam Esteban überraschend leicht über die Lippen, und er nahm ihre Hand und zog sie kurz an den Mund. »Du siehst bezaubernd aus wie immer.«
Sie nahm Papier und Stift aus der Tasche und schrieb:
Ich hatte dich heute nicht erwartet.
»Ich habe mich endlich dazu entschlossen, ein paar Pferde zu kaufen, und ich dachte, du würdest vielleicht vorbeikommen, um sie dir anzusehen und mir zu sagen, was du von ihnen hältst.«
Sie runzelte die Stirn. Esteban lebte in einem eleganten Haus am Rand der größten Stadt in der Nähe. Er ritt, aber er war kein großer Anhänger davon. Im Grunde hatte er nicht einmal Platz, um die Tiere zu halten. Bevor sie ihre Frage aufschreiben konnte, um zu erfahren, was er mit den Pferden vorhatte, blickte er sich um und bemerkte die große Anzahl bewaffneter Männer, die sich um das Haus herum aufhielten.
»Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«, fragte er.
Marguarita zuckte die Schultern und ging in den Stall zu den Boxen der drei trächtigen Stuten, die unruhig mit den Hufen scharrten. Ihr war sehr stark bewusst, wie dicht Esteban hinter ihr blieb. Sie konnte ihn hören und fühlen, und ihre gesteigerte Wahrnehmung von Zacarias, der so verwundbar in der Erde lag, machte sie nervös und angespannt. Für gewöhnlich freute sie sich über Besuche der Eldridges, besonders über die Leas. Esteban war weltmännisch und kultiviert, doch manchmal gingen ihr seine übertriebenen Flirtversuche auf die Nerven, weil sie spürte, dass sie nicht ernst gemeint waren. Die Männer, mit denen
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