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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Marguaritas blasses, schönes Antlitz. Sie war mit Schlamm beschmutzt und offensichtlich sehr erschöpft. Ihr herzförmiges Gesicht schien nur noch aus großen, ängstlich aufgerissenen Augen zu bestehen.
    Ich bin nur eine Frau.
    Fünf simple Wörter, aber was wollte sie ihm damit sagen? Er kannte Frauen – doch keine wie sie. Marguarita Fernandez war weit mehr als nur eine Frau. Er durchforstete seine Erinnerungen, die nach Jahrhunderten des Lebens sehr umfangreich waren, aber keine Frau hatte je sein Interesse geweckt, jedenfalls keine, die wie diese war.
    Lange starrten sie sich schweigend an. »Du wirst mit mir zur Hazienda zurückkehren.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Er ordnete es an, gab den Befehl und wartete auf die für sie typische Reaktion: Widerspruch und Ungehorsam. Vielleicht hatte sie eine Krankheit, die sie zwang, sich einem direkten Befehl stets zu widersetzen.
    Zacarias sah, wie es in ihrer Kehle arbeitete, wie Marguarita schluckte und von Angst ergriffen wurde. Doch sie unterdrückte die Furcht schnell – man zeigte einem Raubtier keine Angst. Sie waren geistig immer noch sehr intensiv miteinander verbunden, und er konnte ihre Emotionen spüren. Es war interessant, sich selbst durch ihre Augen zu sehen. Aus Erfahrung wusste Zacarias, dass andere Tiere und auch Menschen ihn für einen Killer hielten, aber das Wissen rief keine Reaktion in ihm hervor, schon gar keine emotionale. Auf dieser ursprünglichen, animalischen Ebene, auf der sie jedoch miteinander verbunden waren, spürte er ihre Emotionen, als wären sie die seinen – und das bereitete ihm Unbehagen.
    Ihre kleine Zunge befeuchtete die perfekt geformten Lippen. Mit dem Stiefel tastete Marguarita nach festem Boden und trat sehr langsam zurück. Als er den Kopf schüttelte, blieb sie jedoch wieder stehen.
    Zacarias konnte ihr die Gedanken am Gesicht ablesen. Sie wollte weglaufen, und es kümmerte sie nicht, ob er es für Feigheit hielt. Ihr Überlebenstrieb war jetzt sehr stark. Sie hatte sich ein Mal geopfert, und ihrer Meinung nach war das genug. Sie war bestraft genug.
    »Ich bin noch nicht fertig mit dir, Frau. Du wirst mit mir zur Hazienda zurückkehren und dort bleiben, während ich herausfinde, was hier vorgeht. Und du wirst nicht noch einmal ohne meine Erlaubnis fortgehen.«
    Das empörte sie. Zacarias konnte die Sturmwolken sehen, die sich in ihren dunklen Augen zusammenbrauten. Er hätte den Blick nicht von ihr abwenden können, selbst wenn er es gewollt hätte. Ihre Augen waren nicht von dem trüben Grau wie der Rest der Welt um sie herum. Und auch ihr Haar nicht. Beides war schwarz wie Ebenholz oder wie der Nachthimmel, von einem echten Schwarz ganz ohne Farbe. Auch ihr Mund faszinierte Zacarias. Ihre Lippen hätten grau oder von einem langweiligen Weiß sein müssen, aber er hätte schwören können, dass sie dunkelrosa waren. Er blinzelte mehrmals, um den Eindruck loszuwerden, doch die seltsame Farbe blieb und ließ ihn sogar ein bisschen taumeln. Diese Frau faszinierte ihn, wie keine andere es bisher vermocht hatte.
    Trotzig schob sie ihr hübsches kleines Kinn vor. Falls du vorhast, mich zu töten, dann nur zu! Gleich hier und jetzt!
    Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Sollte ich dich töten, entscheide ich, wann und wo, und lasse es mir nicht von einer Frau vorschreiben, die nicht mal die Bedeutung von Gehorsam kennt.«
    Sie zog einen Stift und einen Notizblock aus der Tasche und begann zu schreiben. Zacarias nahm ihr beide Gegenstände aus der Hand und steckte sie in seine Tasche.
    Benutz unsere Blutsbande!
    Stumm schüttelte sie den Kopf und streckte entschieden die Hand nach seiner Tasche aus.
    Aber er winkte genauso resolut ab und spürte, dass er schon gar nicht mehr schockiert über ihren Ungehorsam war. Er war jetzt sicher, dass sie an einer Krankheit litt, irgendeiner seltenen, angeborenen geistigen Funktionsstörung, die sie zwang, den Befehl einer Autoritätsperson zu ignorieren.
    »Ich habe heute alle siebenundvierzig Briefe gelesen und will nicht noch einen lesen müssen.«
    Alle siebenundvierzig? Du warst in meinem Zimmer? Sie waren im Papierkorb. Weggeworfen! Du hättest sie nicht lesen dürfen.
    Also benutzte sie doch die Blutsbande, wenn sie wollte. Etwas, das Genugtuung sehr nahe kam, stieg in Zacarias auf. Marguaritas Furcht hatte so weit nachgelassen, dass sie schon viel natürlicher auf ihn reagierte. »Wieso? Sie waren doch offenbar für mich bestimmt, kisl á ny kunenak minan – meine

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