Dunkle Gier: Roman (German Edition)
für seinen Sohn. »Es ist kein Geheimnis, wem das Land gehört. Es ist viel größer als jeder andere Besitz in unserem Land, und obwohl es in den Akten so aussieht, als hätte jeder Ihrer Brüder Land gekauft, um es zusammenzulegen, ist es ungewöhnlich, dass eine Familie so viele Morgen besitzt. Ihre Familie hat einen gewissen Ruf, und viele Männer würden wünschen, sich als Ihre Freunde ausgeben zu können. Und dieser Mann, Esteban, kommt oft auf die Familie de la Cruz zu sprechen und stellt Fragen, die wir nicht beantworten.«
»Es ist möglich, dass er und seine Schwester etwas wissen, was sie nicht wissen dürften«, fügte Julio widerstrebend hinzu.
»Haben Sie Marguarita von Ihren Befürchtungen erzählt?«, erkundigte sich Zacarias.
»Marguarita ist der Familie de la Cruz treu ergeben!«, fauchte Julio. »Sie würde Sie nie verraten, schon gar nicht an einen Außenseiter.«
»Das habe ich nicht gefragt«, entgegnete Zacarias.
Julio senkte beschämt den Kopf, als sein Vater ihm einen finsteren Blick zuwarf.
»Nein. Marguarita betrachtet Esteban und seine Schwester nur als Freunde, weiter nichts«, antwortete Cesaro. »Sie weiß, dass er ihr den Hof macht, aber viele Männer umwerben sie. Da sie kein wirkliches Interesse an ihm zeigt, hielten wir es für das Beste, ihr nur zu sagen, er sei ein Außenseiter und gehöre nicht hierher. Doch das ist auch schon alles.«
Zacarias nickte. »Brauchen Sie sie wirklich für die Tiere – die Pferde?«
Cesaro nickte. »Besonders jetzt. Sie sind sehr verstört.«
Zacarias löste sich von den beiden Männern und machte sich auf den Weg zum Haus. »Dann wird sie Ihnen morgen Abend helfen.«
Er wartete nicht auf ihre Antwort. Es kümmerte ihn kaum, was Cesaro und Julio zu sagen hatten. Marguarita war seine Frau, und solange er sich entschied, auf dieser Erde zu bleiben, würde sie sich nach niemand anderem richten. Zacarias versah das Haus mit Schutzzaubern und schenkte dem Fundament und dem Boden unter dem Haus ganz besondere Aufmerksamkeit, bevor er noch zusätzlich die Türen und Fenster schützte. Erst als er völlig sicher war, dass Ruslans Spione die Barrieren nicht durchbrechen konnten, erlaubte er sich, zu Marguarita ins Haus zu gehen.
Sie hatte sich nicht vom Boden in der Küche weggerührt, sondern saß dort noch immer mit angezogenen Knien, auf die sie das Kinn gestützt hatte. Sie sah klein und verloren aus. Zacarias’ Herz geriet ins Stocken, als ihre Blicke sich begegneten. Er fand nichts Verurteilendes in ihrem Gesichtsausdruck oder in ihren Gedanken. Marguarita sah ihn nur an und ließ den Blick über sein Gesicht gleiten, als versuchte sie, seine Stimmung einzuschätzen.
Geht es dir besser?
Er merkte sofort, wie ihre Wärme seinen ganzen Kopf erfüllte. Nicht nach und nach wie vorher, sondern von einem Moment zum anderen. Sein Herz verlangsamte den Rhythmus des ihren, bis es in ruhigem Einklang mit dem seinen schlug. Sie hatte Tränenspuren im Gesicht, deren Anblick er kaum ertragen konnte. Zacarias ging zu ihr und bückte sich, um sie auf den Arm zu nehmen und sie an die Brust zu drücken. Marguarita erhob keinen Protest, sondern schmiegte sich an ihn und legte den Kopf an seine Schulter. Das Haar fiel ihr ins Gesicht, sodass Zacarias den Ausdruck nicht sehen konnte, doch ihr Bewusstsein konnte sie nicht vor ihm verbergen.
Es tut mir leid. Ich hätte mich nicht in Dinge einmischen sollen, die mich nichts angehen. Ehrlich, Zacarias, es tut mir sehr, sehr leid.
Marguarita sorgte sich um ihn. Sie dachte nicht an sich selbst oder seine Reaktion, an die Dinge, die er ihr an den Kopf geworfen und ihr angetan hatte, sondern sorgte sich nur darum, wie schwer die Erinnerungen ihn getroffen hatten.
»Um mich braucht man sich nicht zu sorgen, Marguarita.«
Jemand sollte es aber tun.
Der Anflug eines Lächelns lag in ihrer Stimme und wärmte ihm das Herz. Er ließ sich ihre Antwort durch den Kopf gehen. »Wenn ich dich ins Bett bringe, wirst du dann dort bleiben?«
Diesmal war das Lachen unverkennbar. Wahrscheinlich nicht, doch ich werde es versuchen.
Er trug sie in ihr Zimmer, legte sie sanft auf das Bett und blickte lange Zeit auf sie herab. Ihr dichtes schwarzes Haar umrahmte in weichen Locken ihr Gesicht und lag wie Stränge dunkler Seide auf der Decke. Ihre Wimpern sahen dichter und dunkler aus denn je. Wie sehr Farben doch die Welt verschönerten, sogar die stumpfen, trüben, die er sah. Zacarias wollte sich zu ihr hinabbeugen und diese
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