Dunkle Gier: Roman (German Edition)
sinnlichen Lippen küssen, aber er wusste, dass es nicht dabei bleiben würde. Der Ruf ihres Blutes pochte in seinen Adern, und er hatte sie für heute schon genug geängstigt – und ihr große Sorgen bereitet, wie so unschwer zu erkennen war.
»Schlaf gut, Marguarita!«
Ich vermisse schon fast all die komischen ’Namen, die du für mich hast.
Zacarias strich ihr einmal übers Haar und spürte eine Veränderung in seinem Herzen, die auch sein Leben verändern würde, wie er befürchtete. Ohne ein weiteres Wort trat er zurück, weil er noch immer völlig ratlos war, wie es weitergehen sollte. Er konnte sich nicht erinnern, sich je in seinem Leben so hilflos gefühlt zu haben. Abrupt wandte er sich zum Gehen und ließ ihren verführerischen Duft und das wütende Verlangen, das an seinen Adern zerrte, hinter sich zurück. Er hatte sich immer noch unter Kontrolle. Doch wie lange noch?
9. Kapitel
M arguarita drehte sich auf die Seite und starrte ihr Fenster an. Die schweren Vorhänge waren zugezogen, aber ein schmaler Streifen Licht verriet ihr, dass es mitten am Tag war. Es regnete Steinchen an die Fensterscheibe, und schließlich seufzte sie und richtete sich auf. Ihr Körper war schwer wie Blei und wollte ihr nicht gehorchen, doch sie zwang sich aufzustehen und schleppte sich zum Fenster. Sie zog gerade die Vorhänge zurück, als Julio eine weitere Hand voll Steinchen gegen die Scheibe warf.
Mit einem leisen Lachen schob Marguarita das Fenster hoch. Helles Sonnenlicht fiel in ihr Zimmer und brannte in ihren Augen. Schnell legte sie schützend eine Hand darüber und wunderte sich, wie schnell sie sich daran gewöhnt hatte, die ganze Nacht lang auf zu sein. Dann zog sie einen Stift und einen Notizblock von ihrem Nachttisch zu sich heran.
Bist du verrückt? Er bringt dich um, wenn er dich noch mal hier findet.
»Er schläft, und es ist noch lange hin bis Sonnenuntergang. Ich musste einfach herkommen und sehen, ob es dir wirklich gut geht.«
Sie beschattete die Augen und musterte ihn prüfend. Er hatte einen dicken, blutbefleckten Verband am Unterarm und sah verärgert aus.
Was ist mit deinem Arm passiert?
»Das war der Hund. Er ist vor etwa einer Stunde völlig ausgerastet. Mein eigener Hund. Plötzlich fing er an zu knurren und fletschte die Zähne. Und dabei hatte er keinen Laut mehr von sich gegeben, seit …«
Marguarita schrieb ein Fragezeichen in die Luft.
»Zacarias de la Cruz kam gestern Nacht zu uns, und Max fing an zu toben. Du weißt schon, wie all die anderen Tiere, wenn dieser Mann in der Nähe ist. Max stand bellend und knurrend am Fenster, und dann verstummte er von einem Moment auf den anderen. Bis vor etwa vor einer Stunde hatte er keinen Pieps mehr von sich gegeben, und dann schien er auf einmal völlig durchzudrehen. Er begann, nach den Beinen meines Pferdes zu schnappen, und es hat ihn getreten. Als ich absaß, um ihn zu beruhigen, griff er mich auf einmal an.«
Marguarita setzte sich aufs Fensterbrett und bedeutete Julio mit einer Geste näher zu kommen, damit sie sich seine Verletzungen ansehen konnte.
Julio zog das Hemd aus, um ihr die Kratzer an seiner Brust zu zeigen. »Max ist mir an die Kehle gegangen, und es hat mich meine ganze Kraft gekostet, ihn zurückzuhalten.«
Marguaritas Herz verkrampfte sich. Julio hatte dem Hund den Unterarm ins Maul gestoßen und riskiert, den Arm zu verlieren, um den Angriff auf seine Kehle abzuwenden.
Du musstest ihn erschießen?
Sie wusste schon, was er sagen würde, bevor er antwortete. Julio hatte seinen Hund geliebt.
»Ricco hat ihn erschossen. Er hatte keine andere Wahl, Marguarita. Ich glaube, Zacarias de la Cruz hat irgendwas mit Max gemacht.«
Sie schüttelte abwehrend den Kopf und kritzelte schnell etwas auf ihren Block.
Ganz bestimmt nicht, Julio. Alles auf der Ranch steht unter seinem Schutz, einschließlich der Tiere.
»Aber sie haben furchtbare Angst vor ihm, und das weißt du. Je länger er hierbleibt, desto schlimmer wird es. Sogar die Pferde sind verstört, Marguarita. Sie sind schwer unter Kontrolle zu halten, wenn wir auf Patrouille sind. Ich glaube, Zacarias bleibt deinetwegen länger. Doch er muss hier weg, verstehst du?« Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu und schrieb:
Das hier ist sein Zuhause. Es ist gemein von dir, so was zu sagen, Julio.
Der junge Mann schüttelte den Kopf und zerknüllte ihren Zettel. »Es ist unser Zuhause. Sie sind nie hier, und Zacarias schon gar nicht. Er ist der Schlimmste von ihnen. Er
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