Dunkle Gier: Roman (German Edition)
kann nicht einfach hierherkommen und uns allen erzählen, du gehörtest ihm. Wir arbeiten für ihn, doch du bist nicht seine Sklavin. Er muss gehen, und du musst das Haus verlassen. Jetzt. Bevor er irgendeinen Zauber wirkt, der es dir unmöglich macht, diesen Mann zu verlassen.«
Er braucht mich, Julio.
Er starrte sie unter zusammengezogenen Brauen an. »Zacarias de la Cruz ist nicht eins deiner verletzten Tiere, die du retten musst, Marguarita. Er ist eine Gefahr für dich. Du kannst ihn nicht wie ein wildes Tier behandeln.«
Das ist genau das, was er ist. Er ist allein, und er braucht mich. Ich werde ihn nicht im Stich lassen wie alle anderen in seinem Leben. Er stößt jeden von sich, und dann gehen sie. Aber ich bleibe, Julio.
»Was, wenn er mehr von dir will, als du bereit bist, ihm zu geben?«, wandte Julio ein. »Immerhin behauptet er schon, du seist seine Frau. Hast du eine Ahnung, was er alles von dir verlangen könnte? Du spielst mit dem Feuer, Marguarita. Wenn er ein wildes Tier ist, ist er das gefährlichste, dem du je begegnet bist, und du wirst ihn nicht zähmen können. Verschwinde von hier, solange du noch kannst. Ich helfe dir. Wir alle werden dir beistehen. Er besitzt dich nicht. Er besitzt keinen von uns. Wir haben eine Wahl – und du genauso gut wie alle anderen.«
Ja, und meine Wahl ist, ihm zu helfen, das hier durchzustehen. Du weißt nichts von seinem Leben, Julio. Er kam her, um es ehrenvoll zu beenden, und das habe ich ihm vermasselt. Er ist im Moment vollkommen verloren, und ich muss ihm helfen … will ihm helfen. Und ich weiß, dass ich es kann.
Julio fluchte leise. »So warst du schon immer, Marguarita – so verdammt stur, dass dich niemand zur Vernunft bringen kann.« Er wollte sein Hemd überziehen, hielt jedoch inne, als sie den Kopf schüttelte.
Marguarita schlüpfte schnell wieder ins Zimmer und suchte im angrenzenden Bad nach dem Erste-Hilfe-Kasten, den sie vor Jahren für die Männer eingerichtet hatte. Bei all den Verletzungen und Unfällen, die auf einer Ranch vorkamen, war sie mit der Zeit so etwas wie eine Krankenschwester geworden. Sie nahm den Kasten zum Fenster mit und trug eine antibiotische Salbe auf Julios tiefe Kratzer auf, bevor sie ihm ein paar Tabletten gab.
Julio schluckte sie gehorsam, ehe er sein Hemd wieder überzog und es zuknöpfte. »Ich sag’s dir, Marguarita, dieser Zacarias de la Cruz ist kein normaler Mann. Du musst ihn gehen lassen.«
Sie ignorierte den Einwand, entfernte nur ruhig den Verband an seinem Arm und schnappte nach Luft, als sie die Wunde sah. Mit Gesten fragte sie ihn, ob sie sie nähen sollte, aber Julio zuckte nur die Schultern und schüttelte den Kopf.
»Das wird schon verheilen. Tu einfach nur, was sein muss, damit sich die Wunde nicht entzündet.«
Marguarita musste immer wieder blinzeln. Die Sonne kam ihr heute ungewöhnlich hell vor, und ihre Augen hörten nicht auf zu tränen. Sie schüttelte den Kopf und gab Julio zu verstehen, dass sie zumindest Butterfly-Pflaster anbringen musste, um die Wundränder zusammenzuhalten.
»Na gut, dann aber schnell! Ich muss wieder an die Arbeit. Und du musst heute Abend zu den Ställen kommen, um die Tiere zu beruhigen, denn wenn nicht, wird hier noch jemand ernsthaft verletzt werden, verstehst du?«
Sie nickte, als sie die antiobiotische Salbe auftrug und dann sehr sorgfältig die Wunde zu verschließen begann.
»Er kann dich nicht hier festhalten«, wiederholte Julio. »Du verdankst ihm nicht dein Leben, Marguarita. Also denk bitte mal ernsthaft darüber nach, von hier fortzugehen.«
Sie griff wieder nach Block und Stift und schrieb:
Er würde mich finden. Außerdem will ich bleiben, Julio. Ich weiß, dass ich ihm helfen kann.
Sie hätte fast geschrieben: retten kann. Zacarias musste vor sich selbst gerettet werden. Vielleicht war es nicht möglich, und sie war sich nicht mal sicher, ob er gerettet werden wollte , aber irgendjemand musste sich um ihn kümmern. Zacarias war arrogant und hatte enormes Selbstvertrauen, doch er war auch überzeugt davon, dass er den Makel des Bösen in sich trug.
Das mit Max tut mir leid, Julio, doch was auch immer es war, Zacarias war daran nicht beteiligt. Sei heute vorsichtig! Ich komme heute Abend rüber.
Sie hoffte nur, dass Zacarias ihr entgegenkommen würde. Er wusste, dass die Arbeit auf der Ranch erledigt werden musste, und wenn sie dazu in die Ställe gehen musste, um die Tiere zu beruhigen, würde er sicher nichts dagegen haben. Sie winkte
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