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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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gar nichts gemacht hatte. Das Blut kam aus dem Teil ihres Körpers, über den man nicht reden durfte. Das entsetzte sie besonders. Rote Flecken auf ihrer groben Leinenunterhose. Was war passiert? Die anderen Dienstboten tuschelten gerne schaudernd über grässliche Krankheiten mit inneren Blutungen, an denen man qualvoll starb. Ihre Magengegend fühlte sich ganz flau an, wenn sie nur daran dachte. Aufgewühlt grübelte sie. Eigentlich konnte sie mit niemandem darüber sprechen, auch mit Martha nicht. Man redete nicht offen über solche Angelegenheiten. Martha umschrieb sorgsam alles, was mit intimen Zonen zu tun hatte. Deshalb ergab sich für Ramis, dass sie etwas Ekelhaftes an sich haben musste, dessen Existenz vergessen gemacht werden musste. Sir Edward... nein, sie wollte nicht daran denken. Ramis wagte nicht einmal selbst, ihren Körper zu betrachten. Er war schmutzig und besudelt und in der Gesellschaft verpönt. Oft wünschte sie sich, er wäre einfach nicht mehr da und sie würde nur noch aus Geist bestehen. Wie eine Tote, selig im Jenseits. Ihr Körper mit seinen ewigen Bedürfnissen, seinem Hunger, den die mageren Reste, die sie als letzte in der häuslichen Rangordnung bekam, nicht stillen konnten. Und seinem Drang nach Schlaf, wenn sie bis in die Nacht Böden schrubben musste. Er bereitete ihr nur Schmerz. Einem bloßen Geist hätte Sir Edward nichts antun können und auch Francis hätte keine Macht über ihn gehabt. Ramis fühlte sich verloren. Irgendwann war ihr klar geworden, dass Martha ihr nicht helfen konnte. Dennoch klammerte sie sich wie eine Ertrinkende an sie.
    Und Martha kannte sie. Sie merkte bald, dass das Mädchen ein Geheimnis hatte. Es war jedoch alles andere als einfach, Ramis bestimmte Dinge zu entlocken. Martha stellte ihre Ziehtochter zur Rede.
    "Was ist los, Ramis? Ich kann dir nicht helfen, wenn du alles in dich hineinfrisst."
    Verbissen schüttelte Ramis den Kopf.
    "Setz dich erst mal."
    Vorsichtig, als könne sie von einem plötzlichen Schmerz überrascht werden, ließ sie sich auf einem Hocker gegenüber von Martha nieder. Letztere legte ihre Stickarbeit beiseite, an der sie gearbeitet hatte. Erst nach endlosem, sanftem Nachfragen rückte Ramis mit ihrem Problem heraus. Hochrot murmelte sie:
    "Ich blute."
    "Was, wo?"
    Ihre Gesichtsfarbe nahm einen noch tieferen Rotton an, als Ramis auf die betreffende Stelle deutete. Sie wagte nicht, Martha ins Gesicht zu sehen. Als diese nichts sagte, hob sie doch bange den Blick. Aber nicht Schrecken stand dort geschrieben. Martha grinste! Ramis brach fast in Tränen aus, so verraten fühlte sie sich.
    "Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Es ist nur ganz natürlich, dass du blutest. Schau, jedes Mädchen in deinem Alter muss sich damit auseinandersetzen. Du dürftest so ungefähr zwischen zwölf und dreizehn sein. Das ist das Alter, in dem du zur Frau wirst."
    "Und was hat das mit dem Blut zu tun? Ich habe auch schon früher geblutet."
    Diese selbstquälerische Bemerkung berührte Martha tief. Was sollte nur aus dem Mädchen werden?
    "Ach Ramis, das ist etwas anderes. Es ist keine Verletzung. Verstehst du, das macht dich zur Frau."
    Ramis verstand es nicht. Sie verstand nicht, wieso sie dieses Blut zur Frau machen sollte. Auch als Martha ihr erklärte, dass sie jetzt Kinder bekommen könnte, lichtete sich die Verwirrung in ihrem Kopf nicht. Sie spürte nur, dass Frau sein etwas Schreckliches sein musste, eine von Gott auferlegte Strafe.
    "Ich will keine Frau sein, Martha. Es ist eine Strafe."
    "Das stimmt nicht, Mädchen. Es ist richtig, dass wir es oft schwer haben, vor allem wenn wir aus dem Bild, das sich die Menschen von einer Frau machen, ausbrechen. Viele meinen, eine Frau sei nur dazu da, den Männern zu gefallen und Kinder zu gebären. Aber es gibt auch eine ganz andere Seite, eine weibliche und da ist es sehr schön, eine Frau zu sein. Das wirst du auch mal herausfinden. Ich weiß, du bist nicht eine von denen, die sich in ihr Schicksal fügen."
    Ramis sann noch eine Weile über das Gesagte nach. Doch dann verschob sie diese Gedanken. Jetzt war nicht die Zeit dafür.
    "Es ist schön, dass es wenigstens einen Mens chen gibt, dem ich viel bedeute."
    "Nun rede doch nicht so. Du bringst eine alte Frau noch zum Weinen. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben, vergiss das nie."
    Ramis begann zaghaft zu lächeln, was eine wahre Verwandlung auslöste. Wie eine Blume, die sich öffnete, leuchtete ihr Gesicht. In diesen Momenten

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