Dunkle Häfen - Band 2
seine.
" Ich bin bereit, es zu versuchen", sagte sie fest, wie um die Geister der Vergangenheit zu vertreiben, die sie umgaben.
Er sah ihr in die Augen und sie ließ sich letztendlich doch in die Abgründe in den seinen fallen.
Ich bin bereit. Bereit für ein Leben an deiner Seite, bereit, die Schatten der Vergangenheit endlich zu überwinden.
Epilog
Ramis Lächeln überdauerte die Zeiten und spiegelte sich in den faltigen Zügen der alten Frau wieder, um Jahrzehnte älter. In dieser Nacht lernten sie beide, was Liebe war. Kurz nach ihrer rechtmäßigen Hochzeit bekam Ramis noch einmal ein letztes Kind geschenkt, ein kleiner Junge, der James Titel erben sollte. Merkwürdigerweise war sie damit zu einem Teil des langen Stammbaums der Fayfords geworden, James Vater hätte sie wohl einen Eindringling geschimpft. Aber James kümmerte das wenig, die Standesdünkel oder die alten Fehden waren ihm in diesem Fall egal. Sie nannten den Jungen Edward, auf Ramis nachdrücklichen Wunsch. Und sie verließen England und zogen nach Schottland. Auch wenn der junge Edward in England zur Schule ging, ließen sich seine Eltern kaum dort blicken. Sie genügten sich selbst und empfingen fast nie Besuch.
Die Welt der gesellschaftlichen Anlässe war eine, die sie beide nur zu gut kannten und sie wollten nicht mehr darin leben. James brachte Ramis das Reiten bei und sie machten bis ins hohe Alter lange Ausritte durch die unwegsame Landschaft und an der Küste entlang. Der neuen Lady Fayford - sie gewöhnte sich nie an diesen Titel - war es nach ein oder zwei Jahren auch gelungen, Kontakt zu ihren alten Freunden aufzunehmen. Obwohl Charlotte ihr noch lange grollte, ließ sie sich vom Marquis dazu überreden, ihrer richtigen Mutter zu schreiben und ihr schließlich zu vergeben. Charlotte heiratete einen Grafen und erbte die Ländereien ihres Vaters, die man ihr nach langem Überlegen und Ringen gelassen hatte, denn als der Regent 1723, zwei Jahre nach Ramis Verschwinden, starb, erkannte der König ihr Erbe an. Woran der Regent gestorben war, blieb ungeklärt, obwohl im Allgemeinen angenommen wurde, dass er sich selbst mit seinen Ausschweifungen zugrunde gerichtet hatte.
Was weiter passierte: Louis heiratete mit gerade mal fünfzehn Jahren eine polnische Prinzessin, weil er nicht länger auf eine Braut warten wollte. Wie Charlotte ihr schilderte, war er anfangs ganz begeistert von ihr und beglückte sie sehr oft mit seiner Liebe. Jahre später fand er dann seine Madame de Pompadour, die eine große Mätresse unter seinen unzähligen Geliebten. Sie ähnele Ramis ein wenig, behauptete Charlotte, obwohl sie ihre Mutter kaum gekannt hatte.
"Abe r sie gehört auch nicht hierher", so begründete Charlotte. "Sie wird von allen als 'Bürgerliche' bezeichnet."
Laut ihrer Aussage grollte der König Ramis immer noch ein bisschen. Es war am Hofe untersagt, von der Herzogin de Sourges zu sprechen, so als hätte es sie nie gegeben. Aber ihre Tochter schien er zu mögen und hatte sie gerne in seiner Nähe.
"Ihr ähnelt Eurer Mutter ", pflegte er von Zeit zu Zeit zu sagen, auch wenn es gar nicht stimmte.
Sie ähnelte keinem, weder ihrem Vater noch ihrer Mutter. Und nicht im Aussehen, auch in ihrem Charakter. Den Eindruck, den Ramis gewann, war jedenfalls, dass ihre Tochter eine unbeschwerte, lebensfrohe Dame war, die es manchmal mit der Moral nicht allzu genau nahm. Vor ihrer Hochzeit war sie jedenfalls von einer Festlichkeit zur nächsten gewandelt und hatte keinen Mangel an Liebhabern. Wie es nun stand, wusste Ramis nicht. Sie wusste, dass in Charlottes Haus ein Porträt ihres Vaters, des He rzogs, hing und dass sie letztlich auch das ihrer Mutter wieder danebengehängt hatte. Und sie nannte den Marquis und seine Frau 'Papa' und 'Maman' und betrachtete deren Kinder als ihre Geschwister. Wenigstens das habe ich richtig gemacht, dachte sich Ramis zufrieden. Der Marquis schien mit seiner Frau glücklich zu sein, auch wenn er Ramis selbst schrieb, dass er sie immer noch schrecklich vermisse. Dennoch hegte er augenscheinlich echte Zuneigung zu der Mutter seiner Kinder.
Einmal kamen sie sogar zu Besuch und es war einer der schönsten Tage für Ramis, als sie Charlotte und den Marquis endlich wieder in die Arme schließen konnte. Leider hatten sich der Marquis und James nach wie vor überhaupt nicht verstanden. Sie konnten kaum in einem Raum sein, ohne sofort anzufangen, bissige Bemerkungen zu machen. Aber der Lord und die Lady Fayford konnten es
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