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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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wird mich anhören, ich bin über die Familie meiner Mutter mit ihm verwandt."
    "Aber warum tut Ihr das alles für mich? Es gibt doch so viele in Not geratene Damen, die Rettung nötig hätten! Warum gerade ich?"
    "Ihr seid vielleicht misstrauisch! Ich muss Euch deshalb anvertrauen, Ihr seid die erste in Not geratene Dame, die mir begegnet ist! Es ist die Pflicht eines Edelmannes, Euch zu helfen!"
    Ramis wandte mit ungläubiger Miene das Gesicht ab. Konnte dieser junge Mann denn so selbstlos sein? Gab es das denn auf der Welt?
    "Ich möchte Euch wirklich nicht zur Last fallen", wandte sie noch einmal ein.
    "Das tut Ihr doch nicht."
    Doch Ramis entgingen nicht die Blicke der anderen, die ihnen entgegenkamen und sie mit leicht gerümpften Nasen ansahen. Dem Marquis konnte es gewiss auch nicht entgehen.
    "Ich passe nicht hierher ", bohrte sie hartnäckig weiter.
    Dabei wusste sie nicht einmal, was sie tun sollte, wenn sie wirklich gehen konnte.
    "Wartet nur, bis Ihr ordentlich angezogen seid! Man wird mich beneiden, dass ich Euch herbringen durfte!"
    Ramis musste lächeln über soviel Schmeichelei.
    "Ich muss feststellen, Ihr scheint ein Charmeur zu sein."
    "Ich sage doch nur die Wahrheit. Wenn Ihr lächelt, so wie jetzt, seht Ihr noch hübscher aus."
    Ramis seufzte. In seinen Augen war sie bestimmt nicht schön, hier galten andere Maßstäbe als braungebrannte Haut und zottelige Haare. Aber schmeichlerische Lügen konnte man einfach nicht Übel nehmen. Ihr fiel ein, dass sie den Marquis noch gar nicht gefragt hatte, ob er verheiratet war, denn das würde bedeuten, dass seine Frau das Gemach mit ihr teilen sollte. Diese Frage schien ihr aber zu aufdringlich, sie würde es ohnehin früh genug selbst bemerken. Offenbar lebte er wirklich allein, denn als sie nach einem Marsch, den Ramis als ein Labyrinth von Fluren und Zimmern in Erinnerung hatte, einen kleinen Raum betraten, wies alles nur auf einen männlichen Bewohner hin. Nun verstand Ramis auch, wie sich der Platzmangel in Versailles auswirkte. Die 'Gemächer' bestanden aus zwei winzigen Räumen, die zu allem Übel kaum beleuchtet waren. Und es zog darin. Ramis staunte über den Mangel an Komfort, den sie inmitten dieser Pracht erwartet hatte, obwohl es für ihre Verhältnisse doch immer noch spektakulär war.
    Ihre Zweifel mussten sich in ihrem Gesichtsausdruck gezeigt haben, denn er fragte:
    "Nicht das, was eine englische Adlige erwarten würde?"
    "Das hat damit nichts zu tun. Ich dachte nur, bei all diesem Gold... Aber ich habe schon unter ganz anderen Bedingungen leben müssen, es läge mir fern, Ansprüche zu stellen."
    Kurz zuvor saß ich noch auf einem schmutzigen Schiffsboden im Dunkeln und segelte meiner Hinrichtung entgegen. Dagegen kann das hier nur das Paradies sein.
    Amüsiert zwinkerte er.
    "Das Gold gehört auch dem König. Aber nicht einmal er hat es sonderlich bequem. Präsentation geht immer vor der Bequemlichkeit. Ich werde Euch mein Gemach vorläufig überlassen, außer natürlich, es scheint Euch unannehmbar, weil es so incomfortable ist", teilte er ihr freundlich mit.
    Sie verneinte geistesabwesend.
    "Ihr könnt Euch ausruhen, wenn Ihr wollt und ich werde Euch jemand en schicken, der Euch versorgt."
    Ramis merkte auf.
    "Und was tut Ihr derweil, wenn es mir erlaubt ist zu fragen?"
    "Ich werde jetzt zum König gehen, Madame." Damit verließ er sie.
    Neugierig begann Ramis sich genauer im Zimmer umzusehen. Die gesamte Einrichtung machte einen sehr provisorischen Eindruck und Ramis fragte sich, ob der junge Mann vorhatte, demnächst umzuziehen. Auch waren die barocken Möbel bar jeder Persönlichkeit, sie entsprachen einfach dem Zeitgeist. Vielleicht hielt er sich kaum hier auf. Ramis zuckte die Achseln. Das waren müßige Gedanken. Sie beschloss, sein Angebot anzunehmen und sich auszuruhen. Vorsichtig ließ sie sich auf einer gepolsterten Liege nieder. Obwohl sie bald sehr müde wurde, wollte und konnte sie nicht schlafen. Im Dämmerzustand starrte sie Löcher in die Luft und grübelte träge vor sich hin. Ihre Gedankengänge waren so schwer, dass sie zu keinem Ergebnis, wie es weitergehen sollte, kam. Als jemand an die Tür klopfte, schreckte sie auf.
    "Herein!" , rief sie nach einer Weile, weil niemand öffnete.
    Daraufhin lugte eine junge Frau unsicher durch den Türrahmen. Sie schob sich ganz ins Zimmer, über ihrem Arm lag ein Kleid.
    "Excusez-moi, Madame, le Marquis d'Agny m'a envoyé. Je dois m'occuper de vous."
    Ramis verstand nichts außer

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