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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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dem Namen des Marquis, aber eigentlich konnte sie es sich schon denken. Dennoch schüttelte sie verständnislos den Kopf. Die Frau sagte erneut etwas und trat näher. Unter dem Kleid kam ein Kasten zum Vorschein, den sie nun abstellte. Dann strich sie das Kleid zurecht, das allem Anschein nach recht schwer war. Es war grün wie Moos und glänzte. Zahlreiche Raffinessen an Saum und Mieder ließen es noch exklusiver wirken. Ganz sicher hatte es ein Vermögen gekostet. Wer hatte das bezahlt, der Marquis etwa? Der Schnitt sah sehr modisch aus, zumindest hatte Ramis ihn noch nie gesehen. Die Zofe, oder was auch immer sie war, nötigte Ramis zum Aufstehen und wollte ihr mit geübter Hand ihre Kleider abnehmen. Ramis schob sie empört fort.
    "Nein, lass mich in Ruhe! Ich kann mich selbst an - und ausziehen, ich bin kein Kind! Ich habe auch gar keine Lust, das da anzuziehen!"
    Sie erkannte selbs t, dass sie sich anhörte wie eben jenes Kind, aber auf einmal entluden sich die ganze Anspannung und das Gefühl, dass ihr alles über den Kopf wuchs. Die Frau verstand sie allerdings nicht. Sie hatte nun einmal ihre Anweisungen und die musste sie ausführen. Bestimmt entwendete sie Ramis ihre Kleidung. Mit gerümpfter Nase quittierte sie den Körpergeruch, den Ramis verströmte. Da musste Parfüm drüber. Doch jetzt reichte es Ramis. Wie konnte diese Person eigentlich hereinstürmen und sie abfällig behandeln?
    "Raus!" , zischte sie die Frau an und schob sie nachdrücklich aus dem Zimmer.
    Diese stemmte sich dagegen, aber Ramis war viel stärker, sie hatte über die Jahre hinweg harte Muskeln bekommen. Hinter der Frau schlug Ramis die Tür zu und schob einen Riegel davor. Jetzt hatte Ramis endlich Ruhe. Dennoch überwältigte sie die Neugier und trat zu dem Stuhl, über dem das Kleid hing. Sie berührte den seidigen Stoff, er fühlte sich ganz seltsam an. Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie er beim Gehen rascheln würde. Wurde sie denn auf einmal eitel und unterlag der Sehnsucht nach schönen Kleidern, der die Frauen angeblich alle verfielen? Als Ramis es hochhob, staunte sie, wie schwer es war. Sie trat damit vor den Spiegel. Draußen pochte immer noch hartnäckig die Zofe an die Tür und rief nach der Widerspenstigen. Ramis hängte das Kleid wieder sorgfältig über den Stuhl. Plötzlich wurde sie wieder traurig und kam sich so fehl am Platze vor. Hier gab es nicht einmal ein eigenes Bett, in das sie sich trostsuchend kuscheln konnte und keinen, dem sie ihre Sorgen mitteilen konnte. Sie war ganz auf sich gestellt. Zu ihrem Ärger begannen ihre Augen zu brennen. Am liebsten hätte sie diesem Selbstmitleid nachgegeben, doch was hätte es genützt? Resigniert zuckte sie die Achseln und stellte sich dem Unvermeidlichen. Im Moment würde sie das durchstehen müssen. Sie öffnete der Zofe wieder die Tür, die nervös herein getrippelt kam.
    "Madame..." , protestierte sie außer Atem.
    Aber sie fand eine kooperative 'Madame' vor. Ohn e weitere Ausbrüche unterzog Ramis sich der Prozedur, obwohl sie nahe daran war, als man sie in das Korsett schnürte.
    "Ich kriege keine Luft mehr!" , ächzte Ramis, als ihr der Ruck, mit dem die Zofe es zuzog, den Atem raubte. "Es ist viel zu eng!"
    Sie wusste noch nicht, dass die Korsetts durch den Modezwang immer so eng waren und zuweilen ihren Trägerinnen schadeten. Sie wusste nur, dass sie es nicht tragen wollte. Aber blieb ihr denn etwas anderes übrig? Offensichtlich hatte eine Lady sich damit abzufinden und die sollte sie ja sein. Ramis nahm sich zusammen, aber sie bereute, dem Marquis jemals diese Lüge erzählt zu haben. Hätte sie gewusst, wo sie sich hineinreiten würde, sie wäre bei der Wahrheit geblieben und hätte sich alleine durchgeschlagen. Aber sie saß stattdessen auf einem Stuhl in einem Schloss und wurde geschminkt und frisiert, was Stunden brauchte. Nichts war verrückter als die Wege des Schicksals.
    Als sie endlich fertig waren, musste die Zofe Ramis aufhelfen. Die zahlreichen Unterröcke waren so steif, dass es unmöglich war, von allein hochzukommen. Ramis strauchelte einen Moment und stellte sich dann vor den Spiegel. Sie war nicht überrascht, sich nicht wiederzuerkennen. Aus so einer Tortur konnte man ja nicht unverändert hervorgehen. Ihr Gesicht wirkte sehr künstlich, fand Ramis, seine Farbe war viel zu weiß. Die Zofe hatte Konturen hervorgehoben, die Ramis nie aufgefallen waren. Auf ihrem Kopf thronte eine blonde Perücke, die in perfekten Locken auf ihre

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