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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Gast und es wird sich schon ein Platz für Euch finden, zumindest, bis Ihr weiter wisst."
    "Ihr stellt Euch das so einfach vor! Ich weiß, Ihr kennt hier alles besser als ich, aber Ihr könnt doch nicht einfach eine Fremde ins Schloss bringen, wo doch nur die Begünstigten wohnen!"
    Ihr Kavalier rollte die Augen.
    "Ihr seid mein Gast! Was meint Ihr, kümmert sich der König um jeden einzelnen, der in Versailles wohnt? Eine mehr oder weniger fällt gar nicht auf. Es sind so viele, selbst einfaches Volk geht dort ein und aus…"
    Ramis gab es auf. Vielleicht hatte er ja recht, wenn nicht, so hatte wohl er die Verantwortung. Mehr als sie vor die Türe zu setzen würde man ihr sicher nicht antun. Es dauerte eine Weile, bis sie das Anwesen umrundet hatten. Von hier aus wirkte das Schloss noch beeindruckender und sie stellte fest, dass es doch sehr groß war.
    "Hinter uns, die breite Straße dort, das ist die Straße nach Paris."
    Ramis lehnte sich wieder aus dem Fenster, um kurz die Straße zu mustern. Schnurgerade zog sie sich dahin, bis sie am Horizont verschwand. Ihre Kutsche überquerte einen großen Platz, der an einen Paradeplatz erinnerte und in Richtung der Straße von zwei halbkreisförmig geschwungenen Gebäuden rechts und links abgerundet wurde. Anhand der vielen Pferde, die herein und herausgeführt wurden, nahm Ramis an, dass es die Stallungen waren. Danach kamen sie an ein goldenes Tor, an den sich ein goldener Zaun anschloss. Durch die Lücken konnte Ramis nun das Schloss von vorne sehen. Inzwischen ließen sie die Wachposten am Tor ohne zu zögern einfahren. Die Kutsche rollte auf einen der Vorhöfe weiter, der von Gebäuden umgeben war. Er verengte sich auf einen weiteren Hof zu, der wieder von einem goldenen Tor abgegrenzt wurde. Diesen durfte die Kutsche allerdings nicht befahren, er war der Familie des Königs vorbehalten, wie ihr erklärt wurde. Die Symmetrie der Erscheinung des Schlosses wurde nur durch die Kapelle auf der rechten Seite gestört, die über alles hinweg ragte. Im Innenhof hielt die Kutsche und der Marquis half Ramis hinaus, obwohl der das eher unangenehm war. Sie kam sich dumm vor, wenn sie nicht allein aussteigen konnte. Doch es hatte durchaus einen Sinn, dass man den Damen aus einer Kutsche half, denn ihre Kleider waren mehr als störrig. Damit hatte Ramis allerdings keine Erfahrung. Das Kleid, das man ihr gekauft hatte, war immer noch sehr schlicht und recht bequem.
    Dann stand Ramis im Hof und wartete ab, was nun passierte. Staunend betrachtete sie das Getümmel auf den Höfen und der Straße. Kutschen und Pferde bewegten sich überall und dazwischen vereinzelte Fußgänger oder getragene Sänften. Ramis blickte an den Wänden hoch. Diese waren mehrfarbig und sehr aufwendig. Sie waren in Rot- oder Brauntönen gehalten, Ramis vermutete, dass ein Teil davon Ziegelstein war. Unter den bläulichen Dächern verlief ein niedriges Geländer mit Fenstern dahinter. Der Marquis hatte behauptet, hier gäbe es zu wenig Platz für die Bewohner des Schlosses. Wie viele mussten dann hier leben! Das ist zu groß für mich, dachte Ramis. Wie sollte man sich in tausend Zimmern, in denen immer ein anderer wohnte, wie sollte man sich dort zuhause fühlen? Ein Diener kam ihnen entgegen, um sie ins Schloss zu führen. Der Marquis bot ihr den Arm und sie folgten. Von innen fand Ramis Versailles noch überwältigender. Welche Pracht! Wenn nicht gerade aus Marmor, dann war der Boden mit Holzparkett ausgekleidet, Weiß und Gold überall, an den Wänden Gemälde... Was für ein Anblick für eine Piratin, die jahrelang dem Gold nachgejagt war! Das Schloss empfing sie, die Lügnerin, mit stummer Verachtung, schien sie darauf hinzuweisen, dass sie überhaupt nicht hierher gehörte.
    "Wohin bringt Ihr mich?" , hielt Ramis den Marquis in leisem Unwohlsein an.
    "Ich werde Euch erst einmal in meinem Gemach unterbringen, bis ich mit dem König gesprochen habe."
    "Ihr wollt mit dem König über mich sprechen?" Der Gedanke, soviel Aufsehen zu erregen, gefiel ihr gar nicht. "Ich bin weder eingeladen, noch eine Gesandte aus England! Und wieso sollte Euch der König wegen so einer Lappalie, wie Ihr es nennt, anhören?"
    "So viele Fragen auf einmal! Ihr klingt, als hättet Ihr den Tod zu befürchten."
    "Mein verstorbener Mann hatte mächtige Feinde! Ihre Spitzel könnten überall sein!"
    "Nun beruhigt Euch, Madame! Ich werde das alles in die Hand nehmen, keiner wird Euch etwas zuleide tun. Und was den König angeht, er

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