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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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und die Hoffnung schwand. In absehbarer Zeit würde Ramis sterben, ganz einfach, weil sie nicht mehr leben wollte. Nur der Marquis war nicht bereit, 'seine Anne' aufzugeben, er verbrachte jede Sekunde seiner Zeit bei ihr im Zimmer. Unbeirrt pflegte er sie, so gut er konnte und nahm diese nervenaufreibende Aufgabe auf sich. Doch irgendwann, nach ein oder zwei - oder mehr - Wochen riss auch ihm der Geduldsfaden. Er saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett und plötzlich packte ihn die lange schwärende Wut. Die Schranktüren flogen fast aus den Angeln, als er sie aufstieß. Der inzwischen wohlbekannte, ekelerregende Geruch nach ungewaschenem Körper schlug ihm entgegen. Die Wut verschloss sein Mitleid, als er ins Dunkel langte und einen knochigen Arm erwischte.
    "Komm da sofort raus!" , brüllte er und zerrte Ramis rücksichtslos ans Licht.
    Sie war schon zu schwach, um sich ernsthaft zu wehren. Er verfrachtete sie auf ihr Bett.
    "Wie kannst du dich nur so aufgeben?"
    Sie war viel zu überrascht, um sich zu rühren und hörte ihm einen Moment wirklich zu, erwiderte seinen Blick direkt aus ihren blutunterlaufenen Augen. Er nutzte es, so gut es ging.
    "Denkst du, es bringt Edward etwas, wenn du hier auch stirbst?"
    Er hatte inzwischen in Erfahrung gebracht, dass es sich tatsächlich um den Edward handelte, den sie ihren Sohn nannte. Aber er schien nicht derjenige gewesen zu sein, für den Ramis ihn gehalten hatte, denn hatte sie ihm nicht erzählt, er sei 'lieber kleiner Junge'? Was man ihm von diesem Blackbeard erzählt hatte, ließ eher an einen Kerl der allerschlimmsten Sorte denken, ja an einen Teufel in Menschengestalt und so nannten sie ihn ja auch. Dennoch liebte Ramis ihn offensichtlich so sehr, dass er ihren Lebenswillen mit sich in den Tod gerissen hatte. Hatte sich der Marquis Ramis schon nicht zwischen diesen rauen Piraten vorstellen können, so ging das erst recht über sein Begriffsvermögen. Aber hätte Ramis nicht auch die Comtesse kaltblütig ertrinken lassen?
    "Ich habe deinen Sohn nicht gekannt, aber wenn er dich nur einen Funken geliebt hat, dann würde er nicht wollen, dass du wegen ihm verreckst!"
    Leidenschaftlich packte er ihre Handgelenke und schüttelte sie. Als er ihre Zähne laut klappern hörte, ließ er sie rasch los. Sie sah wie eine alte Frau aus.
    "Keiner kann verstehen, wie sehr wir uns geliebt haben..."
    Es war der erste klare Satz seit langem.
    "Wenn er gewollt hätte, dass du auch stirbst, dann ist er deiner Liebe nicht wert! Kapierst du denn nicht? Das ist keine Trauer, das ist ein Wahn! Verdammt noch mal, du bemitleidest dich nur selbst!"
    Sie zuckte unter seine n brutalen Worten zusammen. Es schmerzte ihn, sie, die sich nicht wehrte, noch mehr zu verletzen. Aber sie sollte sich wieder wehren!
    "Ich kann ohne ihn nicht leben..."
    "Natürlich kannst du! Mit deinem Selbstmitleid handelst du gegen seinen Willen und damit entehrst du sein Andenken! Was meinst du, wie es ihn tröstet, wenn du stirbst?"
    Ein Funken Widerspruchsgeist regte sich in ihren düsteren Augen.
    "Ich entehre sein Andenken nicht! Du hast keine Ahnung... Als ich ihn traf, war ich nur eine Ruine - durch ihn sah ich wieder einen Sinn im Leben. Und nun soll ich ohne einen Sinn, ohne ihn weiterleben..."
    Der Marquis sprach jetzt wieder sanfter.
    "Siehst du denn inzwischen wirklich keinen anderen Sinn mehr? Du musst jetzt endlich loslassen. Erst dann kannst du ehrlich um ihn trauern und ihr beide findet Ruhe."
    "Aber ich kann nicht! Was du da sagst, ist nicht wahr! Er war mein Leben - und es ist nicht mehr..."
    "Hör mir doch einmal zu! Du hast dein eigenes Leben, Anne und das sollst du leben. Lass ihn in Frieden gehen! Auf dieser Welt gibt es noch viele andere, die dich brauchen. Was ist mit Charlotte? Soll sie ohne Mutter aufwachsen? Nur, weil du dich sinnlos opfern willst? Und was ist mit deinem anderen Sohn, William? Darf er nicht einmal mehr die Möglichkeit haben, seine Mutter wieder zu sehen? Er hat gerade seinen Bruder verloren - leidet er etwa weniger als du? Und da bin auch noch ich. Wenn du stirbst, reißt du mich mit dir in den Tod. Und da wird niemand sein, der mich so brutal im Leben festhalten will."
    Ramis suchte seinen Blick. Er meinte das vollkommen ernst.
    " Deine Argumentation ist löchrig", meinte sie erstickt. "Du willst mich überzeugen und drohst mir mit dem, was du mir ausreden willst? Warum?"
    "Weil ich dich liebe. Und ich will ja leben. Aber du zwingst mich zu sterben. Dabei gehöre ich im Moment

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